Duisburg. Thyssenkrupp-Chef Kerkhoff hat angekündigt, das Grobblech-Werk in Duisburg-Hüttenheim auf den Prüfstand zu stellen. Das sagen die Mitarbeiter.
„Nur ein letztes Mittel“ sollen betriebsbedingte Kündigungen im Stahlbereich sein, sagte Thyssenkrupp-Chef Guido Kerkhoff vor gut zehn Tagen. Bei den Mitarbeitern im Grobblech-Werk in Duisburg-Hüttenheim herrscht seither dennoch helle Aufregung. Sie sind arg frustriert – und werfen dem Vorstand ihrerseits Fehlplanungen vor.
„Die Situation am Standort Hüttenheim ist eine Folge jahrelangen Missmanagements, mangelnder Wartung der Technik und einer fehlenden Strategie seitens des Vorstands. Wir sehen nicht ein, die Zeche dafür zu zahlen“, bringt der Betriebsratsvorsitzende Mehmet Göktas die Sicht der Arbeitnehmer auf den Punkt.
Mitarbeiter wollen Standort-Garantie für Hüttenheim
„Der Weg ist nicht vorgezeichnet und das schürt Unruhe“, ergänzt Mitarbeiter Peter Weyler. Er fordert eine Arbeitsplatz- beziehungsweise Standortgarantie vom Thyssenkrupp-Vorstand. „Wir wollen hier weiter arbeiten, denn: NRW ohne Stahl, das führt zu toten Städten“, sagt er.
Die Ursache für die derzeitigen roten Zahlen liegen laut Göktas in Fehlinvestitionen in Brasilien und den USA vor mehr als zehn Jahren: „Damit hat man den Konzern an den Rand des Ruins gebracht. Und hier vor Ort fehlte dann das Geld. Die Technik ist veraltet und sie wurde nicht anständig gewartet.“
Mit „geringfügigen Investitionen“ – eine genaue Summe nennt Göktas nicht – lasse sich der Bereich „in zwei bis drei Jahren“ sanieren, so die Einschätzung des Betriebsratsvorsitzenden.
„Grobblech ist nach wie vor marktfähig“
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Gleichzeitig warnen die Stahlwerker davor, aufgrund der roten Zahlen Schnellschüsse zu ziehen: „Der Vorstand hat vor Jahren florierende Bereiche, zum Beispiel die Edelstahl-Produktion, verkauft, um Schulden auszugleichen. Daran verdienen sich andere jetzt dumm und dämlich“, sagt Weyler. „Das hat nichts mit dem Produkt an sich zu tun – Grobblech ist nach wie vor marktfähig“, betont Göktas. Früher habe das Grobblech-Werk im Duisburger Süden jährlich große Gewinne an den Mutterkonzern überwiesen.
„Wir sind eben auch besonders stark von der Autoindustrie abhängig: Wenn das Auto hustet, werden wir krank. Zumal nur deutsche Hersteller bei uns kaufen“, so der Betriebsratsvorsitzende. „Es wäre sinnvoll, mehrere Stützpfeiler zu haben, wir stellen ja auch Baustahl oder Verpackungsstahl her“, ergänzt Klimatechniker Bastian Neulen.
Ausländischer Stahl zu Dumpingpreisen – „da können wir nicht mithalten“
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„Leider“, führt Weyler aus, „haben wir auch Überkapazitäten, weil der Markt mit ausländischem Stahl bedient wird. Der wird zu Dumpingpreisen verkauft, bei denen wir nicht mithalten können. Allerdings ist die Qualität viel höher“, sagt er.
Göktas nennt Zahlen: „Die jährliche Produktion in Deutschland liegt bei etwa 40 Millionen Tonnen, zehn bis elf davon allein in Duisburg. Und aus dem Ausland kommen 21 Millionen Tonnen Stahl.“
„Wir haben hier auch eine soziale Verantwortung“
Die drei sorgen sich nicht nur um ihre eigenen Arbeitsplätze: „Wir stehen ja nur am Ende der Produktionskette“, sagt Neulen. „Wenn der Standort schließt, werden auch bei den Zulieferern Stellen abgebaut. Und das wirkt sich auch auf die Trinkhalle ums Eck aus“, sagt Weyler. „Wir haben hier auch eine soziale Verantwortung.“