250 Rechte zogen am 1. Mai durch Duisburg. Anwohner in Wanheimerort bekundeten ihre Ablehnung oder zeigten den Nationalisten die kalte Schulter.

Der Aufzug der Partei „Die Rechte“ am 1. Mai durch Duisburg ist ohne größere Zwischenfälle zu Ende gegangen. Laut Polizeisprecher Stefan Hausch hatte es im Umfeld des Zuges, der die 250 mitlaufenden Nationalisten vom S-Bahnhof Duisburg-Schlenk durch den Stadtteil Wanheimerort führte, sechs Ingewahrsamnahmen von linken Gegendemonstranten gegeben. Von ihnen waren an mehreren Orten verteilt addiert mehrere Hundert zugegen.

Demonstranten festgenommen

Einige vermummte Gegendemonstranten versuchten vergeblich, Absperrungen der Polizei zu durchbrechen. Es gab laut Polizei einige wenige Ingewahrsamnahmen.
Einige vermummte Gegendemonstranten versuchten vergeblich, Absperrungen der Polizei zu durchbrechen. Es gab laut Polizei einige wenige Ingewahrsamnahmen. © Jörg Schimmel

„Einige Personen hatten versucht, unsere Absperrungen zu durchbrechen“, erklärte Hausch auf Anfrage der WAZ. Die Polizeibeamten hätten daraufhin Pfefferspray und Schlagstöcke einsetzen müssen. Die beiden Wasserwerfer-Wagen der Bochumer Polizei, die am Rande der Strecke an der Düsseldorfer Straße Position bezogen hatten, kamen laut dem Polizeisprecher aber nicht zum Einsatz.

Laut Polizeisprecher Hausch wurden insgesamt 23 Strafanzeigen erlassen – unter anderem wegen Beleidigung, Landfriedensbruch, Sachbeschädigung, Widerstandes gegen Vollstreckungsbeamte und Verstößen gegen das Versammlungsgesetz. „Und es gab drei Anzeigen wegen versuchter Körperverletzung. Diese Personen hatten Eier und Steine geworfen“, so Hausch.

Zwei Anzeigen erhielten Personen aus dem Lager der Rechten wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen.

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Außer besagten Ausnahmen protestierten die meisten der zahlreichen Gegendemonstranten auf friedliche Art und Weise gegen den Aufmarsch der Rechten. Im Böninger Park hatte die Awo Hochfeld-Stadtmitte in Kooperation mit der Awo Marxloh International zu ihrem großen Kinder- und Bürgerfest geladen. „Die Stadtgesellschaft muss an solchen Tagen zusammenstehen und sich an möglichst vielen Stellen in der Stadt den Rechten entgegenstellen und Flagge zeigen“, sagte Andrea Demming-Rosenberg, Sprecherin der Awo Hochfeld. Mehrere Hundert Menschen schauten über den Tag verteilt bis zum frühen Abend beim Fest im Böninger Park vorbei.

Kulturdemo in Hochfeld

„Gemeinsam für ein lebenswertes, weltoffenes Duisburg“: So lautete die Botschaft auf dem kunterbunten Plakat, das die Bühne bei der Kuturdemo in Hochfeld zierte.
„Gemeinsam für ein lebenswertes, weltoffenes Duisburg“: So lautete die Botschaft auf dem kunterbunten Plakat, das die Bühne bei der Kuturdemo in Hochfeld zierte. © Lars Heidrich

Nur wenige Hundert Meter von dort entfernt hatte die Initiative „Duispunkt + Wir“ zur Kulturdemo auf dem Hochfelder Markt geladen. Schon am frühen Nachmittag waren mehrere Hundert Besucher diesem Ruf gefolgt. „In der Spitze waren 800 bis 1000 Leute hier“, schätzte Mitveranstalterin Margarete Wösthoff am Abend. „Wir sind sehr zufrieden, dass unsere Veranstaltung so gut angenommen wurde. Uns haben auch viele Menschen aus Hochfeld und aus der unmittelbaren Nachbarschaft des Marktes unterstützt“, so Wösthoff. Es sei die richtige Entscheidung gewesen, den Marktplatz als Standort der Kulturdemo auszuwählen.

Bei der Kulturdemo auf dem Hochfelder Markt herrschte eine bei guter Musik eine prima Stimmung im bunt gemischten Publikum.
Bei der Kulturdemo auf dem Hochfelder Markt herrschte eine bei guter Musik eine prima Stimmung im bunt gemischten Publikum. © Lars Heidrich

„Duispunkt“ hatte ja bereits bei allen Pegida-Treffen in Duisburg in den Jahren zuvor aktiv Flagge gegen Rechts gezeigt – so auch mit teils sehr gut besuchten Gegendemonstrationen samt Konzerten auf dem Vorplatz des Duisburger Hauptbahnhofes. „Das heute ist bereits unser 44. Konzert“, sagte Mitorganisator Eckart Pressler. Auftritte der Bands wie Monotyp aus Duisburg oder die Mambas aus Köln sorgten genauso für prächtige Stimmung wie der Auftritt der Poetry-Slammerin Leah, die sich in ihrem Monolog am Mikrofon als bekennende Europäerin zu erkennen gab, die die Vielfalt der Menschen hier sehr schätze. Besucher hielten Plakate mit Botschaften hoch wie „Solidarität statt Rassismus“, „Nationalität? Mensch!“ oder „Nazis haben kein Recht auf Demokratie“.

Fußmarsch der Gegendemonstranten

Zwei Wasserwerfer der Polizei hatten auf der Düsseldorfer Straße Position bezogen.
Zwei Wasserwerfer der Polizei hatten auf der Düsseldorfer Straße Position bezogen. © Jörg Schimmel

Auf dem Portsmouthplatz vor dem Hauptbahnhof hatte sich bereits am Vormittag laut Polizei eine Gruppe von rund 800 Gegendemonstranten getroffen, die danach als Protestzug gegen die Rechten gemeinsam zu Fuß in Richtung Wanheimerort liefen. Ein Großaufgebot der Polizei begleitete sie. Die meisten von ihnen bezogen dann in Wanheimerort angekommen an der Düsseldorfer Straße/Ecke Fischerstraße Position. Denn nur wenige Meter entfernt von dort führte der Aufmarsch der Rechten vorbei.

Die waren um kurz nach 14 Uhr mit exakt 250 Teilnehmern vom S-Bahnhof Duisburg-Schlenk aus losgelaufen. Bereits nach wenigen hundert Metern versuchten dort einige Gegendemonstranten, durch Polizeiabsperrungen zu brechen. Laut Polizei sollen auch „einige wenige Steine geworfen“ worden sein. Hier kam es zu den besagten Ingewahrsamnahmen.

Die meisten Anwohner ignorierten die Rechten

Die Gegendemonstranten hatten sich in ganz Wanheimerort verteilt und zeigten ihrerseits Flagge gegen die Rechten.
Die Gegendemonstranten hatten sich in ganz Wanheimerort verteilt und zeigten ihrerseits Flagge gegen die Rechten. © Jörg Schimmel

Beim Rundgang bekamen die Rechten von der Wanheimerorter Bevölkerung die kalte Schulter gezeigt. Nur hier und dort lagen einige Neugierige in den Fenstern, um einen Blick auf die Flaggen tragenden Rechten zu erhaschen. So mancher Anwohner bezog aber auch lautstark Stellung und rief dem Parolen skandierenden Umzug von ihren Balkonen selbst ein paar Sprüche entgegen wie „Nazis raus!“ oder „Nieder mit Faschisten!“

Auf der Eschenstraße/Ecke Fuchsstraße fand eine Zwischenkundgebung statt. Auch hier schlossen Anwohner demonstrativ ihre Fenster, als der Rechten-Umzug Halt machte. Manche ließen aus Protest sogar ihre Rollläden herunter. Am Rande des Streckenverlaufes hatten sich mehrfach Gegendemonstranten formiert. Ein riesiges Polizeiaufgebot trennte die beiden Gruppierungen aber permanent.

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„Wir haben hier heute über 1000 Polizisten im Einsatz – rund ein Drittel der Kollegen kommt aus Duisburg“, sagte Duisburgs Polizeipräsidentin Dr. Elke Bartels. Sie hatte sich den Einsatz vor Ort angeschaut und ihre Kräfte ein Stück weit zu Fuß begleitet. „Unsere gute Vorarbeit hat sich bezahlt gemacht“, zog Bartels auf halber Strecke eine positive Zwischenbilanz. Mindestens zehn Tage intensiver Arbeit hätte das Planungsteam der Polizei in diesen Einsatz gesteckt. „Wir sind froh, dass es für eine Großveranstaltung von solchen Ausmaßen bislang alles relativ ruhig geblieben ist“, sagte Bartels.

Rechte beendet ihren Umzug vorzeitig

Auch auf der Straße Im Schlenk in Duisburg-Wanheimerort ernteten die Rechten Ignoranz oder Gegenrede von den Anwohnern.
Auch auf der Straße Im Schlenk in Duisburg-Wanheimerort ernteten die Rechten Ignoranz oder Gegenrede von den Anwohnern. © Jörg Schimmel

Die Rechte brach ihren Fußmarsch durch Wanheimerort dann vorzeitig an der Kulturstraße ab. Vom Bahnhof Hochfeld-Süd aus sollte die Abreise der Gruppe per Bahn erfolgen. Weil Gegendemonstranten die Gleisanlagen in der Umgebung des Bahnhofes betreten wollten, um den Zug zu blockieren, kam es zu kurzzeitigen Streckensperrungen.

Die Gruppe der Rechten, von denen fast alle Teilnehmer von außerhalb Duisburgs angereist waren (darunter auch Mitglieder aus der Szene der Fußball-Hooligans), wurde dann verspätet zum Duisburger Hauptbahnhof transportiert, wo sie den Zug wechseln musste. Dort sicherte ein Großaufgebot der Bundespolizei den Bahnsteig. Es kam zu keinen weiteren Zwischenfällen. Gegen 18 Uhr waren dann die letzten Rechten aus Duisburg abgereist.

Etwa 300 Gegendemonstranten zogen dann am Abend gegen 18.30 Uhr noch in der Nähe des Polizeipräsidiums an der Düsseldorfer Straße auf. Sie forderten mit Sprechchören die Freilassung ihrer Kolllegen, die zuvor in Wanheimerort in Gewahrsam genommen worden waren. Bis die Polizei alle Personalien festgestellt hatte, dauerte es etwas. Am Ende durften alle in Gewahrsam genommenen Personen das Präsidium auf freiem Fuß wieder verlassen.