Duisburg. . Polizeipräsidentin Dr. Elke Bartels blickt auf 2016 zurück. Ob die Zusatzkräfte der Einsatzhundertschaft bleiben dürfen, klärt sich bald.
- Nach einem „arbeitsintensiven Jahr 2016“ wünscht sich Dr. Elke Bartels mehr Stammpersonal
- Duisburgs Polizeipräsidentin hofft, dass die zusätzlichen Kräfte der Einsatzhundertschaft länger bleiben
- Lob für die Kollegen, die trotz eines Überstunden-Bergs weiterhin tolle Arbeit leisten würden
In den nächsten Tagen wird sich im NRW-Innenministerium entscheiden, ob die Duisburger Polizei auch weiterhin personelle Unterstützung durch einen zusätzlichen, 38 Kräfte starken Zug der Einsatzhundertschaft für den Duisburger Norden erhalten wird. Der Bedarf dafür sei da, versicherte Polizeipräsidentin Dr. Elke Bartels im Jahresbilanz-Gespräch mit der WAZ. Statt einer zeitlich befristeten Lösung hoffe sie perspektivisch aber auf mehr Planungssicherheit. „Ich wünsche mir, dass ich mehr Stammpersonal bekomme, dass ich dann fest im Duisburger Norden einsetzen kann“, so Bartels.
Die Pegida-Demos
2016 sei wieder ein sehr arbeitsintensives Jahr gewesen, sagte Bartels. Zu den „Dauer-Baustellen“ hätten erneut die Pegida-Demos in der Innenstadt gezählt. Zwar finden diese seit Herbst nur noch einmal im Monat statt, dennoch würden jedes Mal 80 Kollegen dadurch gebunden – in der Verwaltung und auf der Straße. Zwischendrin sah es so aus, als ob die Pegida-Macher mangels Teilnehmerinteresse die Treffen in Duisburg aufgeben würden. „Jetzt haben sie aber wieder bis April 2017 Veranstaltungen angemeldet“, erklärte Bartels.
Die Videobeobachtung
Neu eingeführt wurde in 2016 die Videobeobachtung am Pollmann-Eck in Marxloh. 19 hochauflösende Kameras im Kreuzungsbereich Weseler Straße/Friedrich-Wilhelm-Straße sollen helfen, um diesen Kriminalitätsschwerpunkt zu befrieden. „Für viele Menschen, die dort leben, aber auch für die vielen Geschäftsleute dort erhöht sich durch die Videokameras das subjektive Sicherheitsgefühl“, so Bartels.
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Das habe sie aus Gesprächen vor Ort erfahren. Dank der Technik und des schnellen Eingreifens der Kollegen habe dort kurz vor Weihnachten bereits eine drohende Massenschlägerei im Keim erstickt werden können, so Bartels. Ob die Beobachtung auf weitere Orte ausgeweitet wird – etwa am Hauptbahnhof oder in Teilen der Innenstadt – stehe noch nicht fest.
Die Attacken auf Polizisten
Die Zahl der körperlichen Attacken auf Polizeibeamte bleibt auf einem hohen Niveau. Wurden für das Jahr 2015 insgesamt 222 dieser Übergriffe erfasst, gab es bis Ende November 2016 auch schon wieder 189 Vorfälle – und der Dezember mit einsatzstarken Zeiten wie Silvester und Weihnachten komme noch hinzu. „Die Art und Weise des Umgangs in unserer Gesellschaft wird immer härter“, klagt Bartels. Sie tue das Möglichste, um ihre Leute zu schützen – durch Training, Fortbildung, aber auch bessere Ausstattung. Was aber auch vonnöten sei, so Bartels, wäre eine angemessene Bestrafung dieser Angreifer durch die Justiz.
Das Überstunden-Problem
Trotz aller Widrigkeiten verspüre sie in ihrer Polizeitruppe eine starke Identifikation mit der Arbeit: „Für viele Kollegen ist es nicht nur ein Beruf, sondern eine Berufung.“ Auch der Überstundenberg, den so viele Kollegen vor sich herschieben und der eher weiter wächst als abgebaut wird, würde die Motivation im Team nicht zerstören. „Im Gegensatz zu anderen Präsidien handhaben wir es hier so, dass die Kollegen für einen Teil der geleisteten Mehrarbeit einen finanziellen Ausgleich erhalten“, so Bartels. Die Priorität liege aber nach wie vor auf dem Freizeitausgleich.
Die Ausbildung
Nach einer nochmals erfolgten Aufstockung der Anwärterzahl beginnen in NRW nun 2000 Nachwuchskräfte pro Jahr ihre Ausbildung zum Polizeikommissar. Darunter sind zum einen immer mehr Menschen mit Migrationshintergrund oder einer anderen Staatsangehörigkeit. Aus dieser Gruppe fanden sich im Vorjahr 1555 Personen unter den landesweit 8000 Bewerbern.
„Es wäre gut, wenn sich die Zusammensetzung unserer Gesellschaft auch in unserem Kollegenkreis widerspiegelt“, so Bartels. Letztlich müsste jeder Interessent aber alle schulischen, psychischen und körperlichen Voraussetzungen erfüllen – unabhängig von Nationalität oder Herkunft.
Der Frauenanteil
Die Polizei wird immer weiblicher: Unter den 8000 Bewerbern des Vorjahres waren knapp 40 Prozent Frauen. Die Gesamtquote für das Polizeipräsidium Duisburg liege bei 17 Prozent, so Bartels. Tendenz: steigend. „Ich möchte, dass Frauen künftig bei uns auch stärker in Führungsfunktionen vertreten sind“, so Bartels. Da seien sie nach wie vor unterrepräsentiert.
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Weil sich Männer aus manchen Kulturkreisen von Frauen grundsätzlich nichts sagen lassen (selbst wenn diese eine Uniform tragen), setzt die Polizei im Duisburger Norden in den Streifenwagen seit 2014 nur noch gemischte Männer-Frauen-Teams ein. Die Beamtinnen würden aber über mehr Empathie und Einfühlungsvermögen verfügen. „Sie können besser deeskalierend einwirken – etwa bei Fällen von häuslicher Gewalt“, so Bartels.
Die Rocker-Banden
„Die Lage hat sich beruhigt. Wir sind zufrieden“, stellte die Polizeipräsidentin fest. Anfang 2016 hatte die Polizei die Sorge, dass sich mit „Osmanen Germania“ eine neue Rockergruppierung hier ansiedeln könnte. Doch nach einem einzigen Treffen, dass die Polizei im Auge hatte, war der Spuk wieder vorbei.
Flüchtlinge und Zuwanderer
Die Polizei musste ihren Beitrag zum Schutz der in Duisburg untergebrachten Flüchtlinge leisten, sie musste in diesem Kreis aber auch Straftaten aufklären. „Mit Blick auf die Kriminalitätsstatistik sind Flüchtlinge – etwa aus Syrien – nicht auffällig“, so Bartels. Bei den EU-Zuwanderern sei das aber anders. Vor allem Rumänen und Bulgaren, von denen inzwischen knapp 18 000 in Duisburg leben, stechen in der Statistik heraus. Unter den 7734 nicht-deutschen Tatverdächtigen des Jahres 2015 waren die Rumänen mit 1777 die größte Gruppe, gefolgt von Türken (1542) und Bulgaren (420). „Wer hier leben möchte, der muss auch unsere Gesetze und Spielregeln respektieren“, forderte Bartels.