Duisburg. „. Tausende Arbeitnehmer kamen zur DGB-Kundgebung zum 1. Mai in den Duisburger Landschaftspark. Ihre Forderung: ein solidarisches Europa.
Wir wollen kein Europa der Konzerne, wir wollen ein soziales und solidarisches Euros“, forderte Freddy Adjan, stellvertretender Bundesvorsitzender der Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten (NGG) bei der Kundgebung des DGB zum Tag der Arbeit im Duisburger Landschaftspark. Die bevorstehende Europawahl war Hauptthema am 1. Mai, ebenso wie die angekündigten Demonstration der Rechten im Duisburger Süden.
„Rassistisches und faschistisches Gedankengut hat bei uns keinen Platz“, sagte zuvor Angelika Wagner vom Duisburger DGB. Und: „Wer rechts oder rechtspopulistisch wählt, wählt Hass und Gewalt – das brauchen wir nicht“, wofür sie anhaltenden Applaus bekam.
30 Prozent der Kinder leben von Hartz 4
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Auch die Lage der Beschäftigten in Duisburg thematisierte Wagner in ihrem Grußwort und beklagte vor allem, dass trotz brummender Konjunktur, steigender Unternehmensgewinne und sinkender Arbeitslosigkeit immer noch 30 Prozent aller Kinder in der Stadt von Hartz 4 leben müssten. Den stärksten Stellenzuwachs gebe es im Bereich der Teilzeitbeschäftigung. Dabei gelte nach wie vor, dass Waren und Dienstleistung nur dann Abnehmer hätten, wenn genügend Kaufkraft vorhanden ist, also entsprechende Einnahmen. Wagners Appell an die Duisburger Arbeitnehmer: „Geht in die Gewerkschaften, macht mit.“
Eine klare Absage an rechte Kräfte formulierte Stephan Somberg, Vorsitzender der DGB-Jugend, der an die Solidarität der Bergleute erinnerte, die sich bei ihrer schweren und gefährlichen Arbeit unter Tage aufeinander verlassen können mussten – unabhängig von der Herkunft der einzelnen. Klare Folgerung für Gegenwart und Zukunft: „Wir sind für eine bessere Welt für alle Menschen.“
Demokratie und Frieden erhalten
Der Nationalismus, der jetzt von Rechten und Rechtspopulisten wieder betont werde, erläuterte Hauptredner Adjan, habe in der Vergangenheit für die Menschen in Europa „viel Elend“ gebracht. Europa heiße heute, Demokratie und Frieden zu erhalten. Auch für die Arbeitnehmer habe Europa Fortschritte gebracht in Form von Freizügigkeit oder europäischen Betriebsräten. Gleichwohl gebe es ein weit verbreitetes Gefühl, europäische Politik nutze vor allem den Konzernen. Dass diese häufig nur geringe Steuernzahlten, ist für Adjan ein „Skandal erster Güte“.
Überhaupt gebe es in Sachen Arbeitnehmerrechte noch einiges zu verbessern. „Die gesetzliche Rente muss ein Alter in Würde sichern“, forderte der Mai-Redner unter anderem. Gute Arbeit gebe es nur mit guten Tarifverträgen, aber nur noch 50 Prozent der deutschen Unternehmen unterlägen der Tarifbindung. Durch die Hartz-Regelungen sei in Deutschland in den letzten Jahren der größte Niedriglohnsektor Europas entstanden, rügte Adjan zudem. Jeder fünfte Arbeitnehmer arbeite inzwischen in diesem Bereich, ob Pflegekraft oder Paketzusteller.
Stoppok als Stargast im Landschaftspark
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Tarifverträge müssten für die ganze Branche gelten und die Zahl der Minijobs sei zu verringern, forderte der Mai-Redner. Außerdem gelte es, den Mindestlohn europaweit zu erhöhen auf 60 Prozent des jeweiligen Durchschnittslohnes.
Rund um die Kundgebungsbühne hatten die unterschiedlichen Gewerkschaften Info-Zelte aufgeschlagen, und das Angebot an Imbissständen hätte auch für eine mittlere Kirmes ausgereicht. Nach der Kundgebung gab’s auf der Hauptbühne Musik. Stargast war beim 1. Mai im Landschaftspark der Essener Revier-Rocker Stoppok.