Duisburg. . WAZ-Leser besichtigten das Duisburger Siemens-Werk, wo Komponenten für Öl- und Gas-Pipelines produziert werden.

Harald Jansen war froh, dass er endlich einmal zu den „Auserwählten“ gehörte, die einen Platz bei der Sommeraktion „WAZ öffnet Pforten“ ergattern konnte. Mit dem Homberger Rentner freuten sich am Dienstag weitere 19 Leser, dass sich für sie die Pforten bei Siemens am Hochfelder Wolfgang-Reuter-Platz öffneten.

Für viele Teilnehmer war die Besichtigung des High-Tech-Unternehmens auch ein Wiedersehen mit ihrem alten Arbeitsplatz. Das hatte auch Siemens-Pressesprecher Georg Lohmann, der die Teilnehmer im Foyer des Verwaltungsgebäudes begrüßte, ziemlich schnell festgestellt: „Schön, da sind ja etliche alte ,Demagogen’ und ,Mannesmänner’ dabei.“

Für Öl- und Gas-Pipelines auf der ganzen Welt wird bei Siemens im Werk Hochfeld produziert.
Für Öl- und Gas-Pipelines auf der ganzen Welt wird bei Siemens im Werk Hochfeld produziert. © Tanja Pickartz

Damit spielte er an die Vorgängerunternehmen Demag (bis 1973) und danach Mannesmann-Demag (bis 2001) an, die am selben Standort wie jetzt auch Siemens produzierten und mit ihrer Produktionspalette im Bereich Maschinenbau weltweit führend waren.

Das trifft auch auf die Verdichter-Produktion zu, auf die sich die Siemens AG in Duisburg spezialisiert hat. Ulrich Neumann, der für die Probelaufplanung des Unternehmens verantwortlich ist, führte die Leser durch die Werkshallen.

Museumsstück aus dem Jahre 1949

Dass die Konstruktion von Verdichtern auch beim früheren Demag-Konzern eine wesentliche Rolle spielte, wurde beim ersten Stopp auf dem Werksgelände klar. Dort war mit einem Kompressor aus dem Jahr 1949, der im Bergbau auf der westfälischen Zeche „Alte Haase“ lange Zeit eingesetzt war, ein echtes „Museumsstück“ ausgestellt.

Wie heute mit modernster Technik produziert wird, wurde dann auf dem mehr als zweistündigen Rundgang durch die Produktionshallen deutlich. Ulrich Neumann erläuterte, dass am Duisburger Standort komplette Verdichter-Anlagen für die weltweit agierende Öl- und Gasbranche gefertigt werden. Dabei ist man jederzeit in der Lage, spezifischen Kundenwünschen Rechnung zu tragen. Hilfreich ist dabei die Nutzung eines „Baukastensystems“, mit dem alle individuell verschiedenen Anforderungen bedient werden können, ohne jeweils „das Rad neu erfinden zu müssen“.

Fischer-Technik in groß

Mit Blick auf die in den Hallen übersichtlich zur Bearbeitung bereitliegenden einzelnen Komponenten meinte der Siemens-Experte mit einem Augenzwinkern: „Das ist wie Fischer-Technik in groß.“

Friedhelm Noltemeier war früher selbst Ingenieur bei der Demag. Er erinnert sich noch gut an die vielen technischen Zeichner und die Betriebsamkeit im benachbarten „Haus der Konstrukteure“. Beeindruckt stellte er fest: „Das hat sich ja alles total verändert.“ Sicher ist er sich darin, dass die Nachfolger „schon sehr vom Know-How der Vorgänger-Firmen profitiert haben“.

Heute steht das Haus leer, am Zeichentisch wird nicht mehr gearbeitet, IT-gestützte Konstruktionssysteme haben längst diese Tätigkeit übernommen. Größtenteils computergesteuert läuft auch der komplette Fertigungsprozess. Aber ganz ohne menschliche Arbeitskraft geht es nicht, wie Pressesprecher Lohmann erläuterte: „Bei uns sind allein in der Fertigung mehr als 600 Mitarbeiter beschäftigt.“

Probeläufe unter Volllast

Immerhin bis zu 200 Verdichter werden von Duisburg aus jährlich in alle Welt exportiert. Eine wichtige Rolle spielt das 2008 in Betrieb genommene Mega-Testcenter zur Erprobung großer Verdichterstränge für die Öl- und Gasindustrie, das natürlich auch auf dem Besichtigungsprogramm stand. In dem 180 Meter langen, 40 Meter breiten und 35 Meter hohen Testcenter (Gesamtinvestition 100 Millionen Euro) können Probeläufe unter Volllast gefahren werden. Mit diesem Verfahren ist es möglich, die Bedingungen am jeweiligen Einsatzort weitgehend zu simulieren und aufwändige Tests dort zu vermeiden.

Auch wenn der niedrige Ölpreis sich nicht gerade günstig in Sachen Investitionen der Ölförderer auswirkt, bezeichnet Lohmann die Situation für sein Unternehmen noch als gut: „Mit der Auftragslage sind wir durchaus zufrieden.“