Duisburg. Bei Siemens in Duisburg-Hochfeld werden gigantische Anlagen auf ihre Tauglichkeit in den entferntesten Gegenden der Welt geprüft. Runde 1000 Testtage ist das riesige Testcenter nun in Betrieb. Aktuell wird hier ein neuer Großauftrag für Indien und die Innere Mongolei abgearbeitet.
69 Monate in Betrieb – eigentlich keine runde Zahl und kein Grund zum Feiern. Aber bei Siemens in Hochfeld hat man genauer hingesehen: Runde 1000 Testtage hat das Mega-Testcenter hinter sich, das im April 2008 eröffnet wurde. Damals noch in Anwesenheit eines NRW-Ministerpräsidenten namens Jürgen Rüttgers (CDU).
100 Millionen Euro hatte der Technologie-Konzern in eine Anlage investiert, mit der weltweit gefragte Technik im XXL-Format probelaufen kann. Großformatig daher schon die äußere Gebäudehülle: 100 Meter lang, 40 Meter breit, 35 Meter hoch und damit groß genug für zwei Airbusse (theoretisch) oder Praxistests der Verdichtertechnik, ohne die Öl- und Gasförderung nicht funktionieren würde. Bisher wurden dort gut 500 Maschinen mit bis zu 80 Megawatt Leistung getestet.
Technik müsse ohne Personal und Wartung betrieben werden
Gebaut wurde das Mega-Testcenter, weil neue Öl- und Gasvorkommen in immer entlegeneren und unwirtlicheren Regionen erschlossen werden, sei es im Polarmeer oder vor der brasilianischen Küste in 5000 Metern Tiefe. Die Suche nach Energiequellen erfordere immer mehr Geld und Technik, hieß es bei der Einweihung der Testeinrichtung. Und diese Technik müsse unter Extrembedingungen ohne Personal und wartungsfrei betrieben werden. Im Test-Center könne man sich von der Funktion der bis zu 40 Millionen Euro teuren Anlagen überzeugen.
Aktuell werden Tests für Großaufträge aus Asien vorbereitet. Siemens Energy hat Aufträge für drei Luftzerlegungsanlagen in Indien und der Inneren Mongolei erhalten. Geliefert werden 15 Verdichterstränge zur Sauerstoffproduktion sowie drei Verdichterstränge für Kohlevergasung. Auftragswert: 180 Millionen Euro. Auf Herz und Nieren getestet werden die Verdichterstränge vor Auslieferung – in Duisburg.
Testcenter ist das modernste seiner Art
Die ersten Verdichter dieser Großaufträge und deren Antriebe werden schon im Frühjahr getestet – der letzte Anfang 2015. Das heißt, die Maschinen werden jeweils über vier Stunden lang bei voller Drehzahl gefahren. Überprüft wird so unter anderem das mechanische Laufverhalten mit Wellenschwingungen, Lagertemperaturen, Schmierölverbräuchen, teilweise aber auch die Ansaugvolumen, Druckerhöhungen und der Wirkungsgrad.
„Unser Testcenter ist das modernste seiner Art. Damit liegen wir klar vor den Wettbewerbern und deren Testmöglichkeiten“, betont Testcenter-Chef Norbert Geilich. Sein Team umfasst rund 100 Mitarbeiter, überwiegend Maschinenbau- und Elektroingenieure sowie Elektrotechniker, Energieanlagenelektroniker, Industriemechaniker, Mechatroniker sowie Messtechnik-Spezialisten.