Duisburg. Öl- und Gastindustrie zählen zu den wichtigsten Kundenbranchen der Verdichterfertigung in Hochfeld. Dort ist der im Herbst angekündigte Job-Abbau noch nicht abgeschlossen.

3300 Stellen will Siemens in Deutschland abbauen, davon 300 in Nordrhein-Westfalen. Wie viele davon auf den Standort in Hochfeld entfallen, ist nach wie vor unklar.

„Das ist Glaskugel-Gucken“, sagt die Betriebsratsvorsitzende Nadine Florian, die bereits am Freitag nach der großen IG Metall-Kundgebung in Mülheim erste Gespräche über die von Siemens-Chef Joe Kaeser vorgestellten Pläne führte.

"Keiner werde allein gelassen"

Zumal, so die Vorsitzende der Hochfelder Arbeitnehmervertretung, der erst im Herbst verkündete Abbau von 150 Arbeitsplätzen in dem Verdichterwerk noch gar nicht abgeschlossen sei. Sozialplan und Interessenausgleich seien noch in Arbeit, Projektgruppen hätten ihre Arbeit noch gar nicht abgeschlossen, und erst Ende Februar könne es erste Gespräche mit Mitarbeitern geben. Und für diese Fälle hat der Betriebsrat allen Betroffenen angeboten, sie bei den Verhandlungen mit den Personalverantwortlichen zu begleiten. Keiner werde allein gelassen. Eine klare Absage erteilte Florian weiteren Abbauplänen: „Wir sind dagegen.“

Seitens des Unternehmens wird auf Vereinbarungen mit Gewerkschaft IG Metall und Betriebsräten hingewiesen, die auf jeden Fall betriebsbedingte Kündigungen ausschlössen. Ein „Standort- und Beschäftigungssicherungspakt“ lasse nur einen sozialverträglichen Stellenabbau zu mit Mitteln wie Frühpensionierung, Altersteilzeit oder Aufhebungsverträge. Nadine Florian formuliert ganz klar, was auch für die 2600 Duisburger Beschäftigten des weltweit tätigen Technologiekonzerns gelte: „Keiner muss gehen, der nicht gehen möchte.“

Die verschiedenen Möglichkeiten

Und wer gehen möchte, muss nicht unbedingt Siemens verlassen. Zur Zeit gibt es, wie aus Unternehmenskreisen zu vernehmen war, auf dem internen Stellenmarkt des Konzern allein in Deutschland um die 1000 offene Stellen. Weltweit seien bei Siemens in den letzten vier Monaten sogar 11.000 neue Stellen geschaffen worden, davon allein rund 1500 an den deutschen Standorten.

Währenddessen leidet die Duisburger Verdichterfertigung unter der Auftragszurückhaltung seitens der Öl- und Gasindustrie, die sich mit Investitionen zurückhält. Ein Grund: der aktuell niedrige Sprit-Preis an den Tankstellen, der andererseits Verbraucher erfreut und andere Branchen jubilieren lässt. Aber bei den Mineralölfirmen landet weniger als gewohnt in den Kassen, was die Lust lähmt, Geld in neue Anlagen zu stecken.

Auf der anderen Seite hat Siemens in den letzten Jahren kontinuierlich in den Standort Hochfeld investiert. Stattlichster Brocken war das riesige Testcenter für Verdichter, das im April 2008 eröffnet wurde. 100 Mio Euro hatte der Technologie-Konzern in eine Anlage investiert, die schon von außen imponiert: In die Halle, 100 Meter lang, 40 Meter breit, 35 Meter hoch würden locker zwei Airbusse passen.