Duisburg. Bei Thyssen-Krupp Steel in Duisburg wächst der Unmut: Vom Vorstand werden klare Worte zur möglichen Fusion mit Tata erwartet.
- Die Belegschaft von Thyssen-Krupp Steel drängt auf klare Aussagen zur Zukunft des Unternehmens
- Auch bei der jüngsten Betriebsversammlung gab’s vom Vorstand keine Aussagen zur Fusion mit Tata
- Dafür droht ein weiteres Sparprogramme, dass der Betriebsrat aber kategorisch ablehnt
Seit April liegen etliche Zentner Koks vorm Betriebsratsgebäude am Tor 1 von Thyssen-Krupp Steel in Bruckhausen und auch eine mächtige Feuertonne. „Das ist ein sichtbares Zeichen dafür, dass wir kampfbereit sind“, sagt Günter Back, Gesamtbetriebsratsvorsitzender bei Thyssen-Krupp Steel, und warnt eindringlich vor einer Fusion des deutschen Stahlriesen mit Tata Steel mit Werken in den Niederlanden und Großbritannien: „Finger weg!“ Man verhandele jetzt schon eineinhalb Jahre ohne Ergebnis, und das weise schon auf Schwierigkeiten hin: „Wir fordern: Ende mit dem Spuk.“
Kein generelles Nein zu Fusionen
Das Unternehmen habe schon bei seinen Abenteuer in Brasilien Milliarden in den Sand gesetzt, weil sich niemand getraut habe, einen Schnitt zu machen und das Projekt zu stoppen. Wobei Back kein generelles Nein zu Fusionen verlauten lässt, aber klar stellt, dass der Vorteil für das eigene Unternehmen klar sichtbar werden muss. Wichtig sei der Erhalt der Arbeitsplätze, die Sicherung der Standorte und ein tragfähiges Zukunftskonzept – dann könne auch mit anderen Unternehmen verhandelt werden. Das, was jetzt mit Tata vorgeführt werde, sei „Herumwurschtelei“.
Und vor allem würden die Beschäftigten im Dunkeln gelassen, klagt Back-Stellvertreter Tekin Nasikkol: „Die Belegschaft ist ungeduldig.“ Doch auch bei der Betriebsversammlung am Mittwoch im Landschaftspark Nord habe es keine Stellungnahme des Steel-Vorstandes zu den drängenden Fragen der Mitarbeiter gegeben.
Steigende Krankenzahlen in der Verwaltung
Dafür droht offenbar ein weiteres Sparprogramm, das vor allem auf die Verwaltung abzielt. Schon jetzt aber gibt es laut Betriebsrat gerade dort eine spürbare Leistungsverdichtung und steigende Krankenzahlen von mehr als acht Prozent, und zwar gegen den Trend in der deutschen Industrie. Es bleibe an vielen Stellen bei Urlaub oder Krankheit bereits wichtige Arbeit unerledigt liegen. Ein neuerliches Sparprogramm lehnt der Betriebsrat daher als „gefährlich und kontraproduktiv“ ab. Nasikkol: „Wir müssen besser werden und nicht billiger.“
Die Arbeitszeitverkürzung zur Job-Rettung auf 31 Wochenstunden hat sich offenbar bewährt. 71 Prozent der Steel-Mitarbeiter äußerten sich zufrieden.