Duisburg. . Im Alltag in der Polizei-Leitstelle kommt so manch seltsamer „Notruf“ an – die kuriosesten haben Norbert Kaufmann und seine Kollegen gesammelt.
- Rund 280.000 Anrufe erreichen Jahr für Jahr die Leitstelle der Duisburger Polizei
- Unter der Notrufnummer „110“ rufen aber auch Menschen mit anderen Problemen an
- Wir präsentieren die lustigsten und kuriosesten Anrufe des Jahres
Die Polizei Duisburg erreichen Jahr für Jahr rund 280 000 Anrufe, über die Hälfte davon über die Notrufnummer „110“. Tatsächliche Einsätze resultierten daraus jedoch „nur“ knapp 80 000. Unter den anderen Anrufen sind stets derart viele Kuriositäten, dass Norbert Kaufmann und seine Kollegen sich die Mühe gemacht haben, sie aufzuschreiben. Der Erste Polizeihauptkommissar (59) aus Röttgersbach ist einer von sechs Dienstgruppenleitern in der Leitstelle des Polizeipräsidiums. Und er versichert: „Auch wenn es schwer fällt, das zu glauben: Jeder dieser Anrufe war völlig Ernst gemeint.“
„Verbinden sie mich sofort mit der Polizei in Norwegen – welche Stadt, weiß ich nicht!“
„Guten Tag. Ich habe Unstimmigkeiten auf meinem Kontoauszug und die Bank hat schon geschlossen.“
„Wir wetten gerade: Liegt die Autobahn 59 außerhalb geschlossener Ortschaften?“
„Können sie bitte ein Auge auf meine zehnjährige Tochter werfen? Sie ist gerade mit Freundinnen auf dem Weihnachtsmarkt!“
„Der Brauthändler will mein Brautkleid nicht umtauschen – schicken sie einen Mannschaftswagen!“
„Es gibt zahlreiche Anrufer, die einfach wortlos wieder auflegen“, erzählt Kaufmann aus dem Leitstellen-Alltag. Andere hätten zumindest ein polizeiliches Anliegen, das aber keinesfalls rechtfertigt, die Notrufnummer „110“ zu wählen. „Die ist wirklich nur für Notrufe. Und jeder Notruf, der keiner ist, ist einer zu viel.“ Wenn jemand mit einem herkömmlichen Anliegen in der Leitung ist, wird ihm erklärt: „Dies ist kein Notruf! Suchen Sie bitte eine Polizeiwache auf.“
„Ich steh auf der Autobahn im Stau und mein Handy hat kein Guthaben mehr. Rufen sie bitte meinen Arbeitgeber an, dass ich später komme!“
„Ich will mich scheiden lassen! Was muss ich da tun?“
„Die Leuchtreklame vom Imbiss gegenüber ist kaputt und stört meinen Fernseher. Greifen sie ein!“
„Ich hatte 1985 einen Unfall. Was ist eigentlich daraus geworden?“
„Meine gelbe Mülltonne steht schräg. Schicken sie sofort jemanden vorbei, der sie wieder richtig hinstellt!“
„Viele rufen uns auch mit ihren Privatproblemen an. Für sie ist die Polizei offensichtlich nicht nur Freund und Helfer, sondern Berater in allen Lebenslagen“, sagt Kaufmann.
„Darf man eigentlich Schafe im Garten halten?“
„Ich möchte mich als vermisst melden!“
Anrufer: „Ich wollte nur sagen – die rauchen Hasch!“ Polizist: „Wer?“ Anrufer: „Der Paul und der Branko!“ Polizist: „Wo sind die?“ Anrufer: „Ja, woher soll ich das denn wissen?!?“
„Gibt es für mich Schwierigkeiten, wenn ich sonntags mit der Bohrmaschine bohre?“
„Schicken Sie mir ein Taxi!“
Missbrauch von Notrufen ist eine Straftat
Unter den Notruf-Wählern gibt es auch jene, die die Beamten beschimpfen oder gar beleidigen. „Das sind oft Kinder oder Jugendliche, die aus einer Telefonzelle anrufen“, weiß Kaufmann. Dabei handelt es sich jedoch um kein Kavaliersdelikt. „Der Missbrauch von Notrufen ist eine Straftat“, sagt der Dienstgruppenleiter. Und theoretisch reicht schon das bloße Anwählen der Notruf-Nummer ohne Grund, um sich strafbar zu machen. Ein Ermittlungsverfahren werde aber meistens erst dann eingeleitet, so Kaufmann, wenn die Art und Weise sowie die Intensität der Beschimpfung nicht mehr zu tolerieren sei. „2015 haben wir 85 Mal Anzeige wegen Missbrauchs von Notrufen erstattet“, so Polizeisprecher Ramon van der Maat.
„Wie lange haben heute die Geschäfte in Meiderich auf?
„Kommen sie sofort: Mein kleiner Bruder hört nicht auf meine Mutter!“
„Mein Autoschlüssel ist mir vom Steg direkt in den See gefallen – schicken sie einen Taucher!“
„Ein Lkw hat mich überfahren – jetzt läuft er weg!“
„Kommen sie zur Wiesbadener Straße – an die Stelle mit die Glocke, wo die über Gott reden.“
Wer den Notruf wählt, sollte im Idealfall wissen oder schnell herausfinden, wo genau er sich befindet. „Denn wir können ja nur reagieren, wenn wir wissen, wo etwas passiert ist“, so Kaufmann. Manche Anrufer würden sagen: Ich bin da und dort losgefahren, dann zweimal rechts und dreimal links abgebogen – genau dort steh ich. „Das macht die Sache für uns natürlich schwierig“, so Kaufmann.
Die Leitstelle ist rund um die Uhr besetzt
Die Leitstelle der Duisburger Polizei ist 24 Stunden am Tag, sieben Tage in der Woche besetzt. Dort arbeiten rund 40 Beamte, darunter sechs Dienstgruppenleiter. Mindestens fünf bis sieben Polizisten sind immer anwesend, in besonderen Lagen kann die Zahl aufgestockt werden.
„Ein Tag ist bei uns in drei Schichten aufgeteilt. Allein in der Spätschicht zwischen 12 und 20 Uhr haben wir Tag für Tag im Schnitt rund 600 Anrufe – an Spitzentagen auch gern mal über 1000“, sagt Norbert Kaufmann. Dazu gehören zum einen die unter „110“ eingehenden Anrufe – und werktags ab 21.30 Uhr sowie samstags, sonntags und an jedem Feiertag kommen auch noch die Anrufe aus der Telefonzentrale der Polizei (0203/2800) hinzu.
„Parallel müssen wir alle E-Mails und die E-Post sichten, auswerten und im Bedarfsfall reagieren“, erklärt der Polizeibeamte. An Wochenenden und vor allem in den Sommermonaten sei immer besonders viel los. „Da haben wir in einer Nacht oft 50 Notrufe wegen Ruhestörung“, so Kaufmann.
„Können sie mich unauffällig ins Krankenhaus fahren?
„Ich habe überhaupt nicht die Eins-Eins-Null gewählt – ich habe die Elf-Null gewählt!“
„Wie lange steh ich noch im Stau?“
„Ich hab einem Kumpel Jacke und Hose geliehen. Jetzt will er mir nur die Jacke zurückgeben. Was soll ich denn da machen?!?“
Notrufe, die keine sind