Duisburg. Ein 43-Jähriger hat erst drei Menschen mit einem Messer verletzt und ist dann auf Polizisten losgegangen. Tödlicher Schuss in den Hals.
- Amoklauf durch den Stadtteil dauerte rund eine Stunde und endete auf der Wache
- Mordkommission der Duisburger Polizei untersucht nun die Hintergründe der Taten
- Alle drei Opfer des Messerangreifers sind inzwischen außer Lebensgefahr
Auf der Polizeiwache in Rheinhausen haben zwei Polizisten einen 43-Jährigen erschossen, der die Beamten zuvor mit einem Messer angegriffen hatte. Es war das Ende eines rund einstündigen Amoklaufs durch den Stadtteil, der am Samstagabend um 22.39 Uhr begonnen hatte. Da wurde die Polizei unter dem Stichwort "Messerstecherei" zu einem Einsatz an den Flutweg gerufen. Ein 34-Jähriger hatte dort eine Stichverletzung an der Hüfte erlitten, konnte den Beamten den mutmaßlichen Täter aber gut beschreiben. Während mehrere Streifenwagenbesatzungen bereits nach dem Flüchtigen fahndeten, kam es auf der Höschenstraße zu einem weiteren Messerangriff. Dort wurde ein 33-Jähriger am Hals schwer verletzt. Zehn Minuten darauf soll der später von der Polizei getötete Mann auf der Grenzstraße noch auf einen 23-Jährigen eingestochen und am Bauch getroffen haben.
Um 23.50 Uhr stürmte der 43-Jährige dann in die Wache an der Ulmenstraße und randalierte in der Schleuse vor dem Wachraum mit dem Messer. Auch durch den Einsatz von Pfefferspray seitens der Beamten ließ er sich nicht beruhigen. Er zerstörte eine Scheibe und kam so "mit einem Hechtsprung in den Wachraum", wie es in einer gemeinsamen Erklärung von Polizei und Staatsanwaltschaft heißt. Als er mit dem Messer auf die Polizisten losging, gaben zwei Beamte jeweils einen Schuss ab und trafen den Angreifer am Bein und am Hals.
Mutmaßlicher Täter stammt aus dem Alkohol- und Drogenmilieu
Der 43-Jährige stammt nach Polizeiangaben aus dem Alkohol- und Drogenmilieu. Die Untersuchungen, ob er bei den Taten unter dem Einfluss berauschender Mittel stand, sind noch nicht abgeschlossen. Obduziert wurde der Mann bereits am Sonntagvormittag. Gestorben ist er, so das Ergebnis, an den Folgen des Halstreffers.
Die Hintergründe der Taten sind derzeit noch völlig unklar. Eine Mordkommission des Duisburger Präsidiums ermittelt. Keine Angaben machten die Ermittler am Sonntag zu der Frage, in welchem Verhältnis der 43-Jährige und die drei von ihm attackierten Männer zueinander standen. Alle Opfer sind nach Polizeiangaben inzwischen außer Lebensgefahr. Medienberichte, wonach sich der 43-Jährige und sein erstes Opfer gekannt und vor der Attacke gestritten hätten, wollte ein Polizeisprecher nicht kommentieren.
Dass Polizisten zur Waffe greifen und auch abdrücken ist in Deutschland äußerst selten. Laut einer Statistik der Deutschen Hochschule der Polizei in Münster sind so 2015 22 Menschen verletzt und zehn getötet worden, drei davon in NRW. Ob die Schussabgabe in der Rheinhausener Wache rechtens war, wird nun ebenfalls geprüft. Die Ermittlungen übernimmt in diesem Fall das Düsseldorfer Präsidium. Die Wache an der Ulmenstraße, gewöhnlich 24 Stunden täglich geöffnet, bleibt geschlossen, bis die Spurensicherung der Polizei ihre Arbeit gemacht hat. Am Sonntag wehte dort ein Flatterband zur Absperrung.