Duisburg. . Vor 90 Jahren wurde die erste Kriminalkommissarin Deutschlands ernannt. Ein Gespräch mit zwei der dienstältesten Polizeibeamtinnen Duisburgs.
Am 17. April 1926, also morgen vor 90 Jahren, wurde Josephine Erkens in Hamburg zur ersten Kriminalkommissarin in Deutschland ernannt. Aus diesem Anlass hat sich die WAZ mit zwei der dienstältesten Polizeibeamtinnen des Duisburger Präsidiums getroffen, um mit ihnen über ihren Arbeitsalltag im Kreise der Ordnungshüter zu sprechen.
„Ich war in allen Behörden immer die erste Frau“, sagt Sabine Brandt (54). Die heutige Leiterin des Verkehrskommissariats, die seit 2001 auch die Gleichstellungsbeauftragte im Hause ist, wollte bereits als Kind zur Schutzpolizei. „Vielleicht, weil ich in Neudorf in der Nähe der Polizeikaserne aufgewachsen bin“, vermutet sie. Weil im Jahr 1981 eine Ausbildung im mittleren Dienst bei der Schutzpolizei für Frauen in NRW noch gar nicht möglich war, zog es Brandt nach Niedersachsen. „Dort begannen wir mit 40 Frauen unsere Hauptwachtmeisterausbildung.“ 1984 kehrte sie nach NRW zurück – in die Polizeihundertschaft Brühl. Und seit 1993 ist Brandt bei der Polizei in ihrer Heimatstadt Duisburg tätig.
Die Akzeptanz durch die männlichen Kollegen hat sich verbessert
„Egal, wo ich hinkam: Meine männlichen Kollegen hatten zu Beginn stets starke Vorbehalte, das habe ich gespürt“, erzählt Brandt. Das Vertrauen musste sie sich erarbeiten. Das klappte. Auch die Sprache in der Behörde sei zu Beginn noch viel rauer gewesen. „Das änderte sich aber recht zügig, als wir Frauen dazukamen“, so Brandt.
„Die Akzeptanz der männlichen Kollegen ist heute eine ganz andere geworden“, stellt auch Christa Krapoth (59) fest. Sie begann ihre Ausbildung für den gehobenen Dienst 1975 in Dortmund, seit 1978 ist sie im Duisburger Präsidium, heute leitet sie das zehnköpfige Kommissariat für Kriminalprävention und Opferschutz. „Als ich hier anfing, war es noch ein Ding der Unmöglichkeit, dass Kripobeamtinnen in einer Mordkommission eingesetzt wurden“, erzählt Krapoth. Sie ermittelte dann in einer Spezialtruppe, die nur nachts unterwegs war und sich der Bekämpfung der Straßenkriminalität widmete. Und welche Besonderheiten hat sie als Frau da eingebracht? Krapoth überlegt kurz und sagt: „Ich glaube, dass Frauen etwas feinere Antennen in manchen Situationen haben und durch einen offeneren Zugang dafür sorgen können, dass eine Situation gar nicht erst brenzlig wird.“
Bei seinen Gegenübern hätte man es ja schließlich auch mit Männern und Frauen zu tun, warum sollte es dann auf Seiten der Ermittler anders sein, fragt Krapoth und sagt: „Beide Geschlechter haben unterschiedliche Stärken und Schwächen. Und im Idealfall ergänzt sich das zu einem perfekten Team.“
Schichtdienst kann ein Problem sein
Sabine Brandt nickt zustimmend mit dem Kopf. Als Gleichstellungsbeauftragte ist sie Ansprechpartnerin für Kolleginnen und Kollegen, die Probleme haben. Wichtiges Thema für viele Frauen in der Behörde ist heute die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Der Schichtdienst wird für viele Kolleginnen zum Problem, weil die Betreuung der eigenen Kinder flexibel organisiert werden muss. „Der Dienstbetrieb muss weiterlaufen, aber die Kolleginnen müssen mit den Lösungen auch zufrieden sein. Deshalb versuchen wir uns stets irgendwo in der Mitte zu treffen“, sagt Brandt.
Der Anteil der Frauen unter den Polizeibeamten ist in Duisburg zwar seit Jahren steigend (siehe Infobox), dennoch liegt der Anteil noch unter 20 Prozent. „Ich wünsche es mir, dass sich dieses Kräfteverhältnis in den nächsten Jahren weiter verändert“, so Brandt. „Denn in den Frauen steckt ganz viel Potenzial und Wissen. Und das dürfen wir nicht zu Hause herumsitzen lassen.“
Zahlen und Fakten zu den Frauen bei der Duisburger Polizei
Zahl der Polizisten in Duisburg, Jahr 2003: 1110, davon 133 Frauen (Anteil: 11,98%). 2009: 1391, davon 169 Frauen (12,5%). 2012: 1427, davon 221 Frauen (15,5%). 2015: 1441, davon 246 Frauen (17,07%). Hinweis: Im Jahr 2003 gehörten die Beamten der Wasserschutzpolizei noch nicht zum Präsidium Duisburg dazu. Daher der zahlenmäßige Anstieg danach.
Frauen in Führungspositionen bei der Duisburger Polizei, 2003: 2 (Anteil: 1,38%). 2009: 8 (3,94%). 2012: 12 (7,31%). 2015: 12 (6,2%).
Zahl der Kommissar-Anwärter, 2003: 288 Männer/188 Frauen. 2009: 175/128. 2012: 277/142. 2015: 293/186.