Gelsenkirchen. Die Rocker-Gruppen Bandidos und Hells Angels stehen wegen Gewalt-Eskalationen zurzeit im Fokus. In Gelsenkirchen sind beide Clubs präsent, haben hier Quartiere. Sonderlich auffällig, so die Polizei, sind sie in der Vergangenheit allerdings nicht geworden.
Ein Streifenwagen steht unauffällig auffällig an der Hüllerstraße 123. Die Ordnungshüter zeigen Präsenz und wirken doch wie auf verlorenem Posten. Das Tor zum Grundstück ist verrammelt. Ein mit Stacheldraht gesicherter Ausguck vermittelt den Eindruck eines schwer geschützten Milizpostens in einem Bürgerkriegsgebiet. Hier ist Bandidos-Land. Und der martialische Auftritt wird nicht erst gepflegt, seit sich Hells Angels und Bandidos in den letzten Wochen wieder schlagkräftig nahe gekommen sind.
Hells Angels gegen Bandidos - diese Fehde tobt seit Jahren. Zuletzt in Duisburg, wo die Gruppen spektakulär aneinander gerieten. In Duisburg war auch „Eschli”, Banido aus Gelsenkirchen, am 8. Oktober auf offener Straße erschossen worden – mutmaßlich von einem Hell Angel. Mehr als 1000 Trauergäste kamen zur Beerdigung. Hunderte Rocker fuhren im Konvoi nach Gelsenkirchen. Das befürchtete Chaos blieb aus. Ruhig blieb es aber nicht. Ein Brandsatz wurde vor das Gebäude am Hördeweg 31 geschleudert. In Feldmark haben Essener Hells Angels ihr eher unscheinbares Quartier.
Offener Abend
Dennoch: „Die Polizei hat kein besonders Augenmerk auf die beiden Heime. Im Moment gucken wir, ob irgendwas sein könnte. Aber polizeilich sind die Gruppen in Gelsenkirchen relativ unauffällig”, stellt ein Polizeisprecher fest. Am ersten Freitag im Monat haben die Bandidos im Clubheim einen offenen Abend – zugänglich für alle, wie es auf ihrer Internetseite heißt. Nach den Vorfällen der letzten Wochen gilt auch hier für die Polizei: „Das ist deren privates Bier, wie man so sagt.”
Die Bandidos haben lokal eine lange Vorgeschichte – und die ist mit dem Ghostriders MC und frühen, harten Auseinandersetzungen in der Rocker-Szene verknüpft. Die Motorradgang fand in den 1970er Jahren zusammen, gründete das „1. Chapter im Ruhrpott” und kaufte 1987 das Gelände an der Hüllerstraße, wo eine Mischung aus Kneipe, Rockertreff und Rock-Bühne aufgebaut wurde. 1999 stand dann der Wechsel zum Bandidos MC an. Nach einer „längeren freundschaftlichen Beziehung”, wie es auf der Bandidos-Homepage heißt, „und nicht aus Aktionismus”.