Duisburg. Der Nahverkehr in der Stadt erhält insgesamt eher mäßige Noten. Die Zufriedenheit weicht in den Stadtteilen zum Teil deutlich ab. Das sagt die DVG:
Öffentliche Verkehrsmittel sind in jeder Großstadt ein wichtiger Bestandteil des täglichen Lebens. So ist es auch in Duisburg – Studenten müssen zur Uni, Berufstätige zur Arbeit, Pendler zum Bahnhof. Doch wie zufrieden sind die Duisburger eigentlich mit den öffentlichen Verkehrsmitteln ihrer Stadt? Nach den Ergebnissen des NRZ-Bürgerbarometers liegt die Zufriedenheit im Mittelmaß, im Schnitt rangieren die Noten um die 3, wobei die Skala von 1 (sehr zufrieden) bis 5 (überhaupt nicht zufrieden) reicht. Wir haben die DVG mit den Ergebnissen des Bürgerbarometers konfrontiert.
Das Linien-Angebot
Insgesamt gesehen, erhält das Linien-Angebot noch die besten Bewertungen. Die Gesamtnote liegt bei 2,64. Aufs Stadtgebiet verteilt, sind die Menschen im Norden der Stadt am unzufriedensten mit dem Linien-Angebot. Hier ist die Netzabdeckung stellenweise sehr schlecht, so dass es beispielsweise von Walsum in die Innenstadt sehr lange dauert. Im Bereich Mitte/Süd haben sich im Vergleich die meisten für die Note 2 und die wenigsten für die Note 5 entschieden. Im Westen hingegen sind die Bewertungen des Linien-Angebots auch eher durchwachsen.
Pünktlichkeit
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Dieses Problem kennt sicherlich jeder, der regelmäßig mit den ÖPNV unterwegs ist. Man steht an der Haltestelle und nichts tut sich, verspätet kommt man in die Bahn oder den Bus und schon hat man den Anschluss gleich mit verpasst. Beim Bürgerbarometer hat sich gezeigt, dass auch hier die Menschen im Norden am unzufriedensten mit der Pünktlichkeit sind. Im Westen sind die Pendler zufriedener. Insgesamt sind vor allem die Befragten unter 20 Jahren unzufrieden mit der Pünktlichkeit.
Die DVG erklärt dazu: „Wir arbeiten kontinuierlich an Verbesserungen im Bereich des ÖPNV, wir müssen aber auch den Nutzen von Angeboten und Produkten in Betracht ziehen. Potenzial sehen wir beispielsweise in dem neuen Leit- und Kommunikationssystem Intermodal Transport Control Systems (ITCS). ITCS überwacht durchgängig das Betriebsgeschehen.“, erklärt DVG-Sprecherin Kathrin Naß. Dies könnte vor allem im Bereich der Informationspolitik große Vorteile bringen: „Alle Fahrzeuge melden über ein digitales Funksystem in kurzen Abständen ihren aktuellen Standort an einen zentralen Computer. So hat die Leitstelle jederzeit einen Überblick über die aktuellen Stadorte und eventuellen Verspätungen von Bussen und Bahnen und kann bei Störungen schnell und effektiv reagieren.“ Der erste Probelauf sei bereits abgeschlossen.
Darüber hinaus gebe es die Möglichkeit, sich über das Angebot „Immer nach Plan“ den Ticketpreis zurückerstatten zu lassen, wenn die Verspätung mehr als zehn Minuten gegenüber dem Fahrplan beträgt. 2015 haben rund 2500 Fahrgäste dieses Angebot in Anspruch genommen. Im Vergleich zu Essen mit der Note 3,05 schneidet Duisburg übrigens mit einer 2,71 bei der Pünktlichkeit etwas besser ab.
Die Preise
Bus- und Bahnfahren ist vielen zu teuer. Vor allem in Mitte/Süd gibt es schlechte Noten für die Ticketpreise. Lediglich elf Prozent aller Befragten geben hier die Note 2; zehn Prozent verteilen sogar eine 5. Am unzufriedensten mit den Preisen sind die 50 bis 59-Jährigen.
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Die DVG entscheidet jedoch nicht über die Ticketpreise. „Die Preise werden vom Verkehrsverbund Rhein-Ruhr für das gesamte Verbundgebiet festgelegt“, erklärt Sprecherin Naß. In der Regel erhöhe der VRR die Preise pro Jahr um durchschnittlich drei Prozent.
„Man muss bei den Ticketpreisen auch differenzieren“, sagt Dirk Grenz, Vorsitzender des ProBahn Regionalverbands Ruhr. „In Duisburg kann man theoretisch mit einem Ticket der Preisklasse A bis zu 25 Kilometer zurücklegen“, erklärt er. „In Städten wie Oberhausen oder Mülheim bräuchte man für solche Entfernungen bereits die teurere Kategorie B.“
Sauberkeit
Bei der Sauberkeit sehen die Befragten noch Luft nach oben. Im Westen sind Bus- und Bahnfahrer etwas zufriedener mit dem Zustand der Transportmittel als in Mitte/Süd. Am unzufriedensten sind die Menschen im Norden und die Altersgruppe von 40 bis 49 Jahren.
Das sagt die DVG: „Die Busse und Bahnen der DVG werden täglich gesäubert“, sagt die DVG-Sprecherin. Die Reinigung der Haltestellen falle zu verschiedenen Teilen in die Zuständigkeit der Wirtschaftsbetriebe Duisburg, der Firma Ströer Deutsche Städte Medien sowie der DVG. „Wir werden das Ergebnis des Bürgerbarometer zum Anlass nehmen, das Thema ,Sauberkeit der Haltestellen’ an den entsprechenden Stellen zu platzieren.“
Sicherheit
Ob man sich in öffentlichen Verkehrsmitteln sicher fühlt oder nicht, ist häufig eine sehr subjektive Einschätzung. Die Befragten im Westen gaben hier die besten Noten. Deutlich unsicherer fühlen sich die Menschen im Norden. Mitte/Süd liegt in der Einschätzung zwischen den beiden anderen. Männer bewerten die Sicherheit schlechter als Frauen.
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Das sagt die DVG: Obwohl die „Schwarzen Sheriffs“ Sparmaßnahmen zum Opfer gefallen sind, sieht sich die DVG beim Thema Sicherheit gut aufgestellt: „Die Fahrer der Straßenbahnen und Busse, die Verkehrsaufsicht, die DVG-Servicekräfte, die Polizei und auch das Ordnungsamt sind sensibilisiert, bei Vorfällen schnell und wirkungsvoll einzugreifen“, erläutert Sprecherin Naß. „Zu den Betriebszeiten sind durchgehend verschiedene Gruppen im Tunnel im Einsatz. Nachts wird der U-Bahn-Bereich durch Rolltore verschlossen.“
Die DVG hat insgesamt 300 Kameras im Einsatz sowohl unterirdisch als auch an einigen oberirdischen Haltestellen. Die Kameras vermittelten ein gewisses Sicherheitsgefühl. „Jeweils 30 Videobilder werden intervallmäßig in der Leitstelle gezeigt und von den Mitarbeitern beobachtet.“ Sollte etwas Verdächtiges gemeldet werden, könne so schnell Klarheit gewonnen werden. „Außerdem helfen die Videoaufnahmen der Polizei bei der Aufklärung von Straftaten.“ Für ein sicheres Gefühl sollen des Weiteren Notrufanlagen an Bahnstationen und Notrufsprechstellen in den Straßenbahnen bringen. Die Duisburger geben beim Thema Sicherheit eine Note von 2,8.
„Das Netzangebot in Duisburg ist grottenschlecht“
Was Dirk Grenz, Vorsitzender des ProBahn Regionalverbands Ruhr, zu den Bürgerbarometer-Ergebnissen sagt:
Herr Grenz, wie bewerten Sie das Ergebnis des Bürgerbarometers?
In erster Linie kann ich sagen, dass ich die Noten auf diesem relativ schlechten Niveau erwartet habe. Was mich allerdings erstaunt, ist das gute Abschneiden des Linien-Angebots.
Wieso ist das verhältnismäßig gute Abschneiden des Linien-Angebots verwunderlich?
Weil das Netzangebot in Duisburg grottenschlecht ist. Es ist einfach nicht metropolwürdig, da viele Stadtteile extrem schlecht angebunden sind. Vor allem der Norden leidet sehr darunter. Aus Walsum braucht man ewig bis in die Innenstadt. Da kommen viele Faktoren zusammen. Das Netz ist nicht gut. Die Busse fahren überall lang, aber nie einen direkten Weg. Auch die Taktung lässt stark zu wünschen übrig. Busse und Bahnen fahren halbstündig, teilweise sogar nur einmal pro Stunde. Abends wird es ganz schwierig, noch wegzukommen. Nach 23 Uhr kann man nur noch ausgewählte Stadtteile erreichen. Nach 24 Uhr kommen Sie eigentlich nur noch bis zum Betriebshof. Darüber hinaus ist das Netz der Nachtexpresse schlecht, da es nur einen geringen Teil abdeckt. Ziel einer Großstadt sollte eigentlich sein, dass alles erreichbar ist und es einen 15-Minuten-Rhythmus gibt.
Was müsste sich Ihrer Meinung nach dringend ändern?
Wir brauchen ein flächendeckendes Netz. Dazu bräuchte es aber ausreichend Bahnen. An dieser Stelle kann man der DVG keinen Vorwurf machen. Die Politik müsste Geld in die Hand nehmen, um die in die Jahre gekommenen, „verwohnten“, abgenutzten (im Hinblick auf die Sauberkeit) auszuwechseln und neue anzuschaffen. Stattdessen muss die DVG die Bahnen nach und nach reparieren, was zu Unpünktlichkeit und Überfüllung führt, vor allem auf der Linie 903. Und auch am System selbst, könnte hier und da etwas geändert werden.
Was meinen Sie genau?
Ein Beispiel dafür ist die 901. Die lange Bahn fährt nach Mülheim, die kurze zum Zoo. Dummerweise kommt aber die nach Mülheim zuerst, so dass sich alle reinquetschen, um nicht lange warten zu müssen. Auf der Strecke verzögert sich dadurch aber die Fahrt, weil viele aussteigen und eben nicht nach Mülheim durchfahren. Würde man zuerst die Kurzbahn einsetzen, könnte alles entzerrt werden.
Gibt es denn auch Positives?
Gute Beispiele für eine bessere Anbindung sind die Linien 911 und 921 nach Moers. Rund um die Innenstadt kommt man auch ganz gut weg.