Duisburg-Ehingen. . Die Sexarbeit auf der Duisburger Mannesmannstraße blüht. Vor allem Lkw-Fahrer scheinen die Dienste in Anspruch zu nehmen. Welches Elend auf Seiten der jungen Prostituierten oftmals dahinter steckt, davon vermittelt die Hilfsorganisation Solwodi einen Eindruck. Sie hilft Frauen beim Ausstieg aus dem Milieu.

Die Grünen in der Bezirksvertretung plädieren dafür, den Prostituierten am neuen Straßenstrich Mannesmannstraße ihre freiberufliche Tätigkeit durch hygie­nische Einrichtungen zu erleichtern.

Die anderen Parteien sind dafür, den Straßenstrich mit behördlichen Mitteln zu unterbinden. Zwischendurch sollen kleine Schikanen wie das Abmontieren der Sitzbänke in der Bushaltestelle den Frauen ihren Aufenthalt dort erschweren. Sozialarbeiterin Walentyna Masselink rät dagegen, sich mal die Situation dieser Frauen näher anzuschauen und dort anzusetzen. Seit 1998 arbeitet sie für die Organisation Solwodi in Hochfeld in der Hilfe für Migrantinnen in Notsituationen. „Und Prostitution ist eine solche Notsituation“, sagt sie.

80 Prozent kommen aus Osteuropa

80 Prozent der Prostituierten in Duisburg kommen heute aus Südosteuropa, aus Rumänien und Bulgarien. Kein Indiz dafür, dass hier ein modernes freiberufliches Dasein in Blüte steht. „Das Bild von der Hure als Freiberuflerin ist Illusion geblieben“, sagt Masselink. Vielmehr sei das Ge­genteil der Fall: eine moderne Form der Sklaverei.

Die Mädchen und Frauen kämen meist vom Lande, von dort, wo bis heute die Felder mit Pferd oder Ochse bestellt würden. Mindestens zwei Generationen lebten auf engstem Raum, ohne Strom und fließendes Wasser. „Satt zu werden, ist noch ein tägliches Problem“, so die Sozialarbeiterin. Denn die Männer hätten oft keine Arbeit. Von den Frauen aber werde erwartet, dass sie die Hausarbeit machten und noch etwas dazu verdienten. Um die Schulbildung stehe es schlecht. „Die dramatische soziale Lage in diesen Ländern wird bis heute offiziell nicht eingestanden“, sagt Masselink. „Sie aber ist die Ursache der Prostitution.“

Bittere Armut als Ursache

Auch von den Mädchen werde, sobald sie 18 seien, erwartet, dass sie etwas zum Familieneinkommen beitrügen. Nur seien durch die Jahrzehnte der kommunistischen Diktatur christliche Werte abhanden gekommen. Masselink: „Viele Eltern haben keine Skrupel, wenn ihre Töchter anschaffen gehen, schon im Heimatland.“

Für diese Menschen sei Deutschland ein Schlaraffenland, in dem sich jeder alles leisten könne. Entweder kämen die Mädchen mit ih­ren Familien hierher oder in Begleitung junger Männer, die es hier auch schwer haben, ohne Schul- und Berufsbildung reguläre Arbeit zu finden. Andere wiederum kämen alleine mit dem Versprechen, eine Beschäftigung als Küchenhilfe, Zimmer- oder Kindermädchen zu finden.