Duisburg. . Als Junge bewundert Antonino Ambrosio in Kalabrien den Alfa Romeo Guilia Spider des reichen Nachbarsohns. Als er später der Arbeit wegen nach Deutschland kommt, träumt der Neu-Duisburger weiter von dem Auto. Seit Ende der 90er Jahre fährt er selber sein Traumauto.

Antonino Ambrosio ist in Catona groß geworden, einem Dorf im süditalienischen Kalabrien. Als junger Kerl wartet er früher immer sehnsüchtig darauf, bis der reiche Nachbarssohn seinen schicken, weißen Wagen aus der Garage lenkt. An diesem Alfa Romeo Guilia Spider hat er sich nie satt sehen können. „Die Form – wunderbar!“ Einmal darf er sogar mitfahren. Im Sommer, die Sonne scheint, offenes Verdeck – Antonino Ambrosio ist endgültig verliebt in diesen schnittigen Schlitten. Irgendwann, wenn genug Geld da ist, denkt er sich damals, wird auch er mit diesem Traum auf vier Rädern die Gegend erkunden.

Als der junge Italiener 1962 der Arbeit wegen nach Deutschland, nach Duisburg kommt, anfangs bei einer Kranbaufirma, später als Schweißer bei den Stadtwerken arbeitet, ist daran noch nicht zu denken. Dafür lernt er vier Jahre später eine gewisse Dagmar, die Frau seines Lebens, kennen.

Eine schöne Pointe

Und es ist eine schöne Pointe, dass 1966, also im selben Jahr, im amerikanischen Tucson jener Alfa Romeo Guilia Spider als Importwagen zugelassen wird, den Antonino Ambrosio 1997 bei einem Privatmann in Köln kauft. Zehn Jahre lang ist er bis dahin einen wunderbaren britischen MG A gefahren. Aber seine wahre Auto-Liebe geht erst jetzt in Erfüllung. Der Alfa- „Oldie“ befindet sich allerdings im Rohzustand. Den Rest, Ersatzteile, Motor nimmt der Duisburger in Kartons mit.

Weitere alte Schätzchen gesucht

In unserer Serie stellen wir in loser Folge Menschen und ihre alten Schätzchen mit zwei, drei, vier oder mehr Rädern vor, die noch auf Duisburgs Straßen unterwegs sind.

Wir suchen weitere solcher „Oldies“. Schicken Sie uns dazu bitte ein paar Zeilen (gerne auch mit Fotos) – entweder per Mail an redaktion.duisburg@waz.de oder per Post an die WAZ-Lokalredaktion Duisburg, Harry-Epstein-Platz 2, 47051 Duisburg. Bitte Name und Telefonnummer nicht vergessen. Wir melden uns dann bei Ihnen.

Er wendet sich anschließend an Ede Franzen, der heute noch eine Werkstatt in Duisburg besitzt, und lässt das alte Schätzchen auf Vordermann bringen. Er hilft, wo er kann, doch anderthalb Jahre dauert es schon, bis das geliebte 90 PS starke Gefährt mit Fünf-Gang-Getriebe fertig ist und in Pininfarinarot erstrahlt, der Originalfarbe.

Es gibt jedes Jahr mindestens eine Tour

Die erste Ausfahrt führt Antonino Ambrosio zusammen mit seiner Ehefrau Dagmar im Mai 1999 auf die Hamaland-Route entlang der deutsch-niederländischen Grenze, ein paar Monate später geht’s mit Oldtimer-Freunden in die Toskana. Im Mai 2002 gewinnen die Ambrosios bei einer Rallye den Großen Spargelpreis vom Niederrhein und weitere Fans für den Wagen – darunter ein Brautpaar, das sich auf Schloß Moyland unbedingt mit dem Wagen fotografieren lassen will und später netterweise ein Bild davon schickt.

Als Mitglied im Club klassischer Alfa-Romeo-Fahrzeuge gibt es jedes Jahr mindestens eine Tour innerhalb Deutschlands. Einen Traum will sich das Ehepaar, das seit 2006 in Huckingen lebt, aber noch erfüllen. „Wir wollen unbedingt noch mal nach Italien, an den Alpenseen entlang“, sagt Dagmar Ambrosio.

Ihr Mann hat allein, wenn er in seinem Alfa-Oldtimer sitzt, heimatliche Gefühle. „Dann erinnere ich mich jedes Mal daran, wie ich damals als Junge in Kalabrien den Wagen des Nachbarsohns bewundert habe“, sagt der 70-Jährige mit dem glücklichen Lächeln eines Mannes, der sich seinen Kindheitstraum erfüllt hat.