Duisburg. . Vor 150 Jahren wurde die erste Brücke zwischen Duisburg und Ruhrort feierlich eröffnet. Finanziert hatte sie der Industrielle Franz Haniel, dafür durfte er die Brückentarife – also eine Maut für die Überquerung – einstreichen. 1908 wurde die so genannte Hanielbrücke aber wieder abgerissen.
Es war heute vor 150 Jahren ein Brückenschlag der besonderen Art: Am 21. November 1864 wurde die erste Brücke zwischen Duisburg und dem damals noch eigenständigen Ruhrort feierlich eröffnet.
Die so genannte Hanielbrücke war 210 Meter lang und sollte die Ruhrüberquerung witterungsunabhängig machen. Denn: „Bis dahin transportierten lediglich zwei Fähren die Menschen und Fuhrwerke über den Fluss“, erläutert Andreas Pilger, Leiter des Duisburger Stadtarchivs. Bei Hochwasser oder Eis auf der Ruhr – was damals häufiger vorkam – ruhte der Fährbetrieb. Allzu lange blieb die Brücke aber nicht stehen: 1908 musste sie einem stabileren Pendant weichen und wurde abgerissen.
Brücke fing an zu bröckeln
Bis die Brücke aber 1864 eingeweiht wurde, war viel Geduld nötig, wie Stadtarchivar Pilger ausführt. „Bereits 1847 hatte sich die Familie Faber, die die beiden Ruhrfähren betrieb, um den Bau einer Brücke bemüht.“ Das natürlich nicht, um sich das eigene Geschäft zu ruinieren. Sondern um sich die „Brückentarife“ – also eine Maut – für Überquerungen zu sichern. Doch der preußische Staat, der sich an den Kosten beteiligen sollte, hatte dafür kein Geld.
Flüssiger bei dem Brückenbau lief es dann, als sich der Ruhrorter Industrielle Franz Haniel einschaltete: Nach zähen Verhandlungen erhielt er 1863 die Konzession für den Bau der eisernen Gitterträgerbrücke mit zwei Vorlandbrücken. Wohl nicht zuletzt deshalb, weil Haniel den Bau selbst finanzierte – und so auch den kontinuierlichen Transport seiner eigenen Waren sicherte. Wie teuer der Brückenbau war, lässt sich heute in den Archiven nicht mehr nachvollziehen.
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Überquerung kostete anfänglich drei Pfennige pro Person
Für die Brückenfinanzierung durfte Haniel auch die Brückentarife einstreichen: So mussten Einzelpersonen drei Pfennige (rund 50 Cent nach heutiger Umrechnung) für eine Überquerung zahlen. Für beladene Fuhrwerke wurden zwei Silbergroschen fällig (vier Euro) und für „Federvieh, welches getrieben wird, für je 10 Stück“, so die Definition, ein Silbergroschen.
So richtig erwies sich die Brücke aber wohl doch nicht als Gelddruckmaschine: 1898 wurde sie für 480 000 Mark (über vier Millionen Euro) an den preußischen Staat verkauft. 1908 eröffnete dann 70 Meter neben der Hanielbrücke die neue und deutlich stabilere „Oberbürgermeister-Lehr-Brücke“.
Grund für das Ende der Hanielbrücke war ein buchstäblich schweres Problem, das man auch heute gut von der A1-Rheinbrücke bei Leverkusen kennt: Die Brücke war den zunehmenden Lasten und Belastungen nicht mehr gewachsen und fing an zu bröckeln. Und ähnlich wie bei der Leverkusener Rheinbrücke, die nun für Lkw mit einem Gewicht von mehr als 3,5 Tonnen gesperrt ist, wurde in den 1890er Jahren eine Gewichtsbegrenzung eingeführt: Ab da durfte kein Pferdefuhrwerk, das mehr als 200 Zentner wog, die Hanielbrücke mehr überqueren.
Zur Eröffnung sang ein Chor Loblieder auf Franz Haniel
Eigentlich sollte die Haniel’sche Brücke bereits zum 85. Geburtstag des Industriellen Franz Haniel am 20. November 1864 eingeweiht werden, wie Ulrich Kirchner vom Haniel Archiv ausführt. „Doch da war Totensonntag“, erläutert er. Laute Feste konnten nicht gefeiert werden.
Und laut ging es dann einen Tag später bei der Inbetriebnahme des Bauwerks her: „Es kamen tausende Menschen zu der Eröffnungsfeier“, so Kirchner weiter, und ein Chor sang Loblieber auf Franz Haniel. Etwa Zeilen wie: „Doch loben wir vor allem Franz, der sich auf’s Neu erprobt. Zu seiner Wiegenfeier-Stund’ ertöne es aus Herz und Mund: Es lebe, es lebe Franz Haniel noch lang.“
Auch gab es ein Feier-Bankett für 130 geladene Gäste. Bei dem üppigen Menü, das in der Gaststätte „Erholung“ kredenzt wurde, wurden unter anderem Austern, Pastetchen mit Champignons und Flusskrebsschwänzen, Entenragout, Roastbeef, Hummer in Mayonnaise und Rehbraten gereicht.
Nicht zuletzt wegen seines Engagements für die Brücke erhielt Franz Haniel im selben Jahr den Roten Adlerorden III. Klasse, „die damals zweithöchste Auszeichnung des preußischen Staats“, wie Ulrich Kirchner vom Haniel Archiv erklärt.
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