Duisburg. Allein der erste Bauabschnitt der Sanierung des Karl-Lehr-Brückenzugs in Duisburg wird später als geplant fertig. Die endgültige Trasse wird wohl erst im April oder Mai 2015 für den Verkehr freigegeben. Zudem übersteigen die Gesamtkosten der Sanierung inzwischen die Marke von 100 Millionen Euro.
Wer täglich über den OB-Karl-Lehr-Brückenzug fährt, wird sich noch lange in Geduld üben müssen. Nicht nur wegen der A59-Sperrung, die die Passage über die Hafenkanäle wegen der Umleitungen zum Nadelöhr macht. Denn auch die Arbeiten an der Großbaustelle selbst hängen dem Zeitplan deutlich hinterher. Während vor rund einem Jahr noch die Rede davon war, dass der erste Bauabschnitt im Herbst diesen Jahres fertig sein könnte, ist die Baustellenräumung jetzt erst für den Spätsommer 2015 geplant.
Wie die Stadt auf NRZ-Nachfrage erklärte, soll die am Ufer bereit stehende neue Brücke zwar in anderthalb Wochen über den Vinckekanal gehoben werden. Doch die endgültige Trasse soll erst im April oder Mai 2015 für den Verkehr freigegeben werden. Danach muss noch die Behelfsbrücke ebenso wie die Umfahrungsstrecke zurückgebaut werden, am Ende folgen noch Restarbeiten an den Spundwänden. Erst im September 2015 wird die Baustelle am Vinckekanal komplett verschwunden sein.
Erster Bauabschnitt: Kosten klettern auf 26,4 Mio Euro
Als Grund für die Verzögerungen nennt die Stadt Hindernisse bei den Tiefbauarbeiten, zu hohe Rheinwasserstände und eine fehlende Kampfmittelfreigabe. Um sicher zu gehen, dass sich keine Bomben-Blindgänger mehr im Baugrund befinden, mussten alte Aufschüttungen „unter großem Zeitaufwand“ bis zu sechs Meter Tiefe ausgehoben werden. Zudem mussten einige Abschnitte neu geplant werden, die notwendigen Genehmigungen hätten wie die Materialdisposition mit entsprechenden Bearbeitungszeiten für weitere Verzögerungen gesorgt, heißt es aus dem Rathaus.
„Der Verzug stammt aus den Vorjahren und ist bis zum geplanten Ende auch nicht mehr aufzuholen, da noch sämtliche Ver- und Entsorgungsleitungen verlegt werden müssen. Und in dieser Zeit können keine Straßen- und Gleisbauarbeiten stattfinden“, sagte eine Stadtsprecherin der NRZ.
Erster Bauabschnitt kostet rund 26,5 Millionen Euro
Hinzu kommt: Die Kosten klettern erneut in die Höhe. Schon im Frühjahr 2013 reagierten Politiker im Planungsausschuss empört, dass der erste Bauabschnitt stolze 37 Prozent teurer wird als geplant. Zähneknirschend stimmte der Rat schließlich dem Nachschlag von sechs Millionen Euro zu. Allerdings mit der Auflage, künftig frühzeitig über Mehrkosten informiert zu werden. Das dürfte in Kürze soweit sein: Im Rathaus ist erneut ein entsprechender Mehrkostenbeschluss in Arbeit. Denn auch die zuletzt genannten 25,5 Millionen Euro reichen nicht aus, der erste Abschnitt wird noch einmal um eine knappe Million teurer.
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Als Ursache gibt die Stadt notwendige Nach- und Zusatzaufträge an. Details soll das Papier enthalten, das gerade erstellt wird.
Ab Anfang 2016 beginnt der zweite Bauabschnitt
Und dennoch: Das alles ist nur ein Vorgeschmack auf den zweiten Bauabschnitt. Denn im Anschluss müssen auch noch Kaiserhafen-Brücke, Hafenkanal-Brücke und Ruhr-Brücke saniert werden. Deren Instandsetzung wird - nach heutiger Schätzung - weitere 75 Millionen Euro kosten. Insgesamt übersteigt die Brückenzug-Sanierung damit jetzt schon die 100-Millionen-Marke, geplant waren zum Baubeginn 84 Mio Euro.
Zumindest die Bezirksregierung hat jetzt auch die Förderung des zweiten Bauabschnitts bewilligt. Allerdings schieben sich auch diese Arbeiten nach hinten: Die Arbeiten an den anderen Brücken werden nicht wie geplant im kommenden Jahr, sondern erst Anfang 2016 beginnen.