Duisburg. . Am Sonntag wird in Duisburg die neue Brücke über den Vinckekanal gezogen. Ein Tauziehen der besonderen Art: 1300 Tonnen werden im Schneckentempo bewegt. Das Schauspiel braucht Zeit: Es dauert wohl von 6 bis 21 Uhr. Deshalb ist der Brückenzug zwischen Ruhrort und Kaßlerfeld komplett gesperrt.
Wer diesen „Brückenschlag“ miterleben will, muss am Sonntag Zeit mitbringen: nur im Schneckentempo wird die neue Bogenbrücke über den Vinckekanal gezogen, Beginn: 6 Uhr morgens; Ende: mutmaßlich 21 Uhr.
„Das ist so ähnlich wie Tauziehen“, bemüht sich Reiner Kleine-Nathland, Projektleiter bei den Wirtschaftsbetrieben, um ein anschauliches Bild. Nur dass an einem Ende 1300 Tonnen Stahl hängen. Am anderen Ende hydraulische Kraftprotze, die den Stahlkoloss zentimeterweise über das klaffende, steile Kanalbecken ziehen.
Seit Anfang Juni sind die Brückenbauer mit den Vorarbeiten für den spektakulären Kurzstrecken-Transport der über 80 Meter langen Brücke beschäftigt. Die Verschublager sind untergelegt, mit gleitfreundlichen Schmierstoff versehene und teflonbeschichtete Platten, über die die Brücke gezogen wird. Bis zum Sonntag ist sie an den Kanalrand bugsiert.
Behelfsbrücke aus Sicherheitsgründen gesperrt
Am Sonntag wird das Bogen-Bauwerk an dicken Seilen dann bis zu einem Drittel über den Kanal gezogen. Bevor sie „Übergewicht“ bekommt, schwimmt ein Ponton unter das Monstrum und nimmt es huckepack. Ankerwinden ziehen anschließend Ponton und Brücke an das nördliche Ruhrorter Ufer des Kanals. Das alles hübsch langsam, in kleinen Streckenabschnitten von 40 Zentimetern.
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Von der blauen Behelfsbrücke werden Schaulustige die Aktion nicht verfolgen können: Sie ist auch für sie aus Sicherheitsgründen gesperrt. Für Autofahrer ohnehin. An dem Sonntag bleibt für sie nur noch die Aakerfährbrücke in Meiderich als Nord-Süd-Verbindung oder der große Umweg über die Autobahnen. Da wäre nur noch der Schleichweg durchs Hafengebiet über Pontwert und Sympherstraße, vorbei an der Schleuse Meiderich. Auch Zaungäste müssen sich vorher überlegen: Schau ich diesseits oder jenseits des Vinckekanals zu.
Restliche Arbeiten dauern bis in den Herbst
Das Nadelöhr am Karl-Lehr-Brückenzug ist mit dem Brückenschlag freilich nicht beendet: Erst im nächsten Jahr im Mai wird sie für den Verkehr freigegeben und die Behelfsbrücke wieder zerlegt und abmontiert. Bis dahin müssen Straßen- und Gleisanschluss gelegt werden, müssen die kompletten Ver- und Entsorgungsanschlüsse verbunden werden. „Unter der Brücke liegen Leerohre für 2,5 Kilometer Leitungen“, blickt Kleine-Nathland auf die höchst komplizierte Unterwelt der 33 Meter breiten Nord-Süd-Verbindung.
Noch bis in den Herbst dauern dann die restlichen Arbeiten für den ersten Bauabschnitt der kompletten Brückensanierung zwischen Kaßlerfeld und Ruhrort. Er dauerte nicht nur mehr als ein halbes Jahr länger, sondern wurde auch beträchtlich teurer: Im letzten Jahr stieg die Kalkulation schon um sechs Millionen auf 25,5 Millionen Euro, jetzt muss der Rat noch mal eine knappe Million mehr absegnen.
Diese Bus- und Bahn-Linien sind von der Sperrung betroffen
Straßenbahnlinie 901: Die Bahn kann während der Sperrung nicht durch Ruhrort und Kaßlerfeld fahren. Zwischen den Haltestellen „Scharnhorststraße“ und „Scholtenhofstraße“ fahren deshalb ganztägig Pendelbusse. Zwischen „Scharnhorststraße“ und „Mülheim Hauptbahnhof“ fahren die Bahnen hingegen normal.
Buslinie 929: Die NIAG-Linie 929 fährt eine Umleitung über die Autobahn A40.
Nachtexpresslinien NE1 und NE2: Ab der Haltestelle „Scharnhorststraße“ fahren die Busse eine Umleitung bis zur Haltestelle „Scholtenhofstraße“ analog dem Ersatzverkehr der 901.
Die Haltestellen „Vinckeweg“, „Tausendfensterhaus“ und „Karlstraße“ werden ganztägig nicht bedient. ÖPNV-Nutzer müssen auf die Haltestellen „Ruhrort Verteilerkreis“ der Linie 925, „Albertstraße“ und „Friedrichsplatz“ ausweichen.