Duisburg. Bundesweit gibt es 67.000 marode Straßenbrücken. Duisburg kommt allein auf 650 und hat damit mehr Brücken als Venedig. Rund eine Million Euro sind nötig, um die Arbeiten zu erledigen. Laut einem Stadtsprecher hat “jedes Brückenbauwerk mehr oder weniger große Schäden oder Mängel“ in der Stadt.

Erst marode Straßen, jetzt marode Brücken: Laut einer Studie des Deutschen Instituts für Urbanistik müssen viele der bundesweit 67.000 Straßenbrücken, für die die Kommunen zuständig sind, bis zum Jahr 2030 entweder saniert oder sogar komplett neu gebaut werden. Besonders betroffen ist NRW: Jede zehnte Brücke der 12.000 Brücken in kommunaler Trägerschaft müsse in den kommenden Jahren neu gebaut werden. 2,46 Milliarden Euro seien dafür nötig, schätzt der Bauindustrieverband NRW. Wer Duisburg kennt, dem dürfte angst und bange werden: Mehr als 650 Brücken gibt es in der Stadt an Rhein und Ruhr und damit mehr als in Venedig, in Sankt Petersburg und angeblich in jeder anderen Stadt Europas.

Bis auf die Autobahnbrücken sind die meisten in kommunaler Hand — und in die Jahre gekommen. „Jedes Brückenbauwerk hat mehr oder weniger große Schäden oder Mängel“, sagt Stadtsprecher Peter Hilbrands auf NRZ-Nachfrage, betont aber: „Aber alle für den öffentlichen Verkehr freigegebenen Brücken im Stadtgebiet Duisburg sind verkehrssicher.“

Eine Million Euro für die dringendsten Arbeiten

Alle drei Jahre steht eine einfache Prüfung an, alle sechs Jahre eine Hauptuntersuchung, bei der die Dauerhaftigkeit, Verkehrssicherheit und Standsicherheit bewertet werden. Wie groß der Sanierungsstau insgesamt ist, kann die Stadt nicht beziffern.

Alleine im kommenden Jahr sind rund eine Million Euro nötig, um die drängendsten Arbeiten zu erledigen und die Verkehrssicherheit aufrechtzuerhalten. Statt nachhaltiger Sanierung sind die meisten Arbeiten aber nur Flickschusterei.

Die Stadt rechnet daher für die Zukunft mit steigenden Kosten. Und sollte der Aufwand einer Sanierung nicht mehr wirtschaftlich sein, müsse man sich häufiger als bisher zwischen zwei Möglichkeiten entscheiden, heißt es aus dem zuständigen Planungsamt: entweder die Brücken neu bauen oder abreißen. Solche Entscheidungen hingen von den „zur Verfügung stehenden finanziellen Haushaltsmitteln“ ab. Und bekanntlich sind die Kassen in Duisburg genauso leer wie in vielen anderen Städten.

Sanierung nicht mehr wirtschaftlich

Investitionen der Stadt

Größte Posten in dem rund eine Million Euro schweren Bauprogramm 2014 sind die Reparaturen an der Brücke der Solidarität zwischen Hochfeld und Rheinhausen, der Straßenbrücke an der Friedrich-Ebert-Straße und am Gaterweg in Rheinhausen (je 117.500 Euro), sowie einer Wegebrücke über die Kleine Emscher am Fahrner Krankenhaus für knapp 60.000 Euro.
2012 investierte die Stadt rund 1,4 Mio Euro in die Brückensanierung, zusätzlich 835.00 Euro in die unaufschiebbare Instandsetzung der Klappbrücke Marientor.

„Wir schauen auf die neuesten Zahlen der kommunalen Verschuldung in NRW und blicken dann mit großer Sorge auf den Zustand der kommunalen Brücken“, sagt dementsprechend Prof. Beate Wiemann, Hauptgeschäftsführerin des Bauindustrieverband NRW. Sie fordert: „Bund und Landesregierung sind in der Pflicht, ihren finanziellen Beitrag zur Unterstützung der Kommunen zu leisten.“

Wie zeitaufwendig und kostenintensiv ein Brückenneubau ist, lässt sich derzeit ebenfalls in Duisburg verfolgen: Bereits im Jahr 2000 stellten Prüfer am Karl-Lehr-Brückenzug Mängel fest, 2004 hatten Gutachter einen Neubau „dringend empfohlen“. Die Arbeiten an der verkehrstechnisch bedeutsamen Ruhrüberquerung zwischen dem Norden und der Innenstadt begannen schließlich 2011. In einem Jahr soll der erste Bauabschnitt fertig sein und dann 25,5 Millionen Euro gekostet haben. 2015 soll der zweite Abschnitt starten und weitere 60 Mio Euro kosten. Möglich ist dieser Neubau nur, weil er fast vollständig vom Land und vom VRR finanziert wird.