Duisburg. . Bis zu 200 Menschen drängen sich werktags im Foyer des Jobcenters in Duisburg, warten vor einem der acht Schalter, dass sie an die Reihe kommen. Wer auf's Klo muss, darf sich wieder hinten anstellen. Die Behörde überlegt, einen vierten Standort zu eröffnen, um die Jobcenter vom Andrang zu entlasten.
Eine „unzumutbare Problemzone“ nennt die Fraktion der Linken den Eingangsbereich des Jobcenters in der Stadtmitte. Ihren Antrag, dort etwas zu ändern, nahm der Sozialausschuss nun einstimmig an. Jobcenterchef Norbert Maul erklärte, dass es bereits erste Maßnahmen und weitere Überlegungen gibt, die Situation zu entschärfen.
„Problemzone“ ist womöglich noch geschmeichelt formuliert. Bis zu 200 Menschen drängen sich werktags im Jobcenter-Foyer an der Friedrich-Wilhelm-Straße, stehen Schlange vor den acht Schaltern, sortiert nach Anfangsbuchstaben der Nachnamen. Sitzgelegenheiten gibt es nicht. Es kommt dran, wer in der Reihe wartet. Wer aufs Klo muss oder vor der Tür eine Zigarette rauchen möchte, darf sich erneut anstellen. Unter den Wartenden sind Eltern mit Kleinkindern, ältere und kranke Menschen. Sie alle müssen ihren „Platz in der Stehschlange verteidigen“, so schildert es der Antrag der Linken.
Leute wollen selber kommen
„Die Situation ist in der Tat unbefriedigend“, bestätigt Jobcenterchef Norbert Maul. Um den Andrang zu mindern, gibt es schon Ansätze: Briefkästen vor der Schalterhalle fangen den Postverkehr ab, Kopien können Besucher selber machen. Kunden werden verstärkt darauf hingewiesen, dass viele Fragen am Telefon oder dem Postweg zu klären sind. Norbert Maul: „50% aller Anfragen könnten so erledigt werden. Aber gerade hier in Mitte ist es sehr ausgeprägt, dass die Leute selber kommen wollen.“
Viele Fragen können telefonisch geklärt werden
Das Jobcenter hat die Wartezeiten vor den Schaltern überprüft: Danach ergaben sich Zeiten von 10 bis in der Spitze 45 Minuten. Die „gefühlte“ Wartezeit betrage aber durchaus zwei Stunden, räumt Norbert Maul ein.
Mitarbeiter weisen deshalb darauf hin, dass viele Leistungen per Telefon möglich sind: Zusendung von Formularen und Broschüren, Terminvereinbarungen, Mitteilungen über Veränderungen in den Lebensverhältnissen, Zusendung von Vermittlungsgutscheinen und Berechtigungen fürs Sozialticket. Erreichbar ist das Servicecenter werktags von 8 bis 18 Uhr, 0203 / 302 1910.
Grundsätzlich denke die Behörde gerade darüber nach, den Zuschnitt der Jobcenter-Bezirke zu verändern, zu den bisher drei noch einen vierten Standort zu schaffen zwischen Nord und Mitte, um die beiden Center dort zu entlasten.
Nummernsystem statt Warteschlange
Den Vorschlag der Linken, statt der Warteschlangen wieder ein „Nummernsystem“ einzuführen, beurteilte der Behördenchef allerdings skeptisch. Wartenummern vertragen sich nicht mit dem Buchstabensystem. Sie führten in der Vergangenheit ebenfalls zu Unmut, weil mancher seinen Aufruf verpasste und auch hier einen neuen Anlauf nehmen musste. In einer Dienststelle habe es sogar einen Handel mit den Wartemarken gegeben.
Wie auch immer die Situation gelöst wird – einstimmig wurde der Antrag der Linken angenommen, dass Behörde und Trägerversammlung ein neues Konzept für den Eingangsbereich suchen. CDU-Sprecher Josef Wörmann: „Dass es so nicht weitergeht, hat das Jobcenter ja selbst bestätigt.“ Thomas Keuer (Linke): „Wenn man im Jobcenter von Kunden spricht, sollte man die Menschen auch wie Kunden behandeln.“