Duisburg. Ein Festakt im Rathaus gedachte des 9. November 1938. Schülerinnen des St. Hildegardis Gymnasiums trugen den Bericht einer Zeitzeugin vor. Jugendliche der Realschule Hamborn II lasen den Briefwechsel zwischen einem jüdischen und einem nicht-jüdischen Mädchen vor.
Mit den ergreifenden Erinnerungen einer Zeitzeugin und einem Briefwechsel zwischen einem jüdischen und einem nicht-jüdischen Mädchen gedachten gestern die Stadt und die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit im Rathaus der Pogromnacht vom 9. November 1938. Im Anschluss führte ein Schweigemarsch zur Gedenkstätte am Rabbiner-Neumark-Weg.
Nach einleitenden Worten von Bürgermeister Manfred Osenger, in denen er zum Einsatz gegen Diskriminierung aufrief, trugen Julia und Franziska Beckmann vom St. Hildegardis Gymnasium die Erinnerungen der ehemaligen Duisburger Lehrerin Rosemarie Vogelsang an das jüdische Ehepaar Klestadt und deren Töchter Gerda und Ilse vor. Sie war mit den Mädchen befreundet, unter anderem schilderte Rosemarie Vogelsang von der Pogromnacht und wie sie die schlimmen Verwüstungen an jüdischen Einrichtungen sah. Wenig später hatte sie die Klestadts in ihrer ebenfalls schlimm zugerichteten Wohnung besucht.
Der Vater wurde vergast, die Mutter erschlagen
Der Vater, Julius Klestadt, zeigte sich damals jedoch überzeugt, ihm könne als Soldat des Ersten Weltkriegs nichts passieren. Er wurde nach Riga deportiert – den Judentransport dorthin 1941 erlebte die kleine Rosemarie am Duisburger Bahnhof als Augenzeugin mit. In Riga wurde Julius Klestadt vergast, seine Frau von einem SS-Mann erschlagen. Die Töchter allerdings überlebten, da sie vor dem Krieg nach England kamen. Ein ihr anvertrautes Schwarz-Weiß-Bild der beiden bewahrte Rosemarie Vogelsang auf und übergab es nun dem Zentrum für Erinnerungskultur in Duisburg.
Anschließend lasen Schülerinnen und Schüler der Realschule Hamborn II Briefe der jungen Jüdin Emilie an ihre Brieffreundin Gerda vor. Darin schilderte sie, wie Juden immer mehr diskriminiert wurden, wie die Meute das Geschäft ihrer Mutter bei der Pogromnacht plünderte und wie sich ihre Familie 1938 entschloss, Deutschland zu verlassen. Ob sie es schafften – dies blieb zum beklemmenden Abschluss offen.