Duisburg. . Zur Gedenkveranstaltung zum 70. Jahrestag des schwersten Bombenangriffs auf Duisburg kamen auch englische Gäste ins Rathaus. Friedensforscher Hippler mahnte, die inzwischen in Europa erreichte Menschlichkeit im Umgang der Völker auch auf Asien und Afrika auszudehnen.

Vorm Rathaus wehte die Fahne von Duisburgs englischer Partnerstadt Portsmouth am Dienstag sanft im Wind, und im Rathaus gedachten Duisburger und Engländer gemeinsam des schwersten Luftangriffs, der im Zweiten Weltkrieg Tod und Zerstörung über Duisburg brachte.

2000 englische Bomber verwandelten die Stadt am 14. und 15. Oktober 1944 in eine Trümmerwüste, die Zahl der Toten ist nur zu schätzen. Über 6000 Gebäude waren total zerstört, über 10 000 Menschen obdachlos. Oberbürgermeister Sören Link, Mitte 2012 erst gewählt, erinnerte an 28 Weltkriegsbomben, die in seiner noch kurzen Amtszeit gefunden wurden, gesprengt oder entschärft werden mussten. Am Ende des Krieges, erinnerte der OB, waren 25 000 Duisburger tot, fast alle Häuser zerstört.

„Die Bomben auf Duisburg sind nicht ohne Grund gefallen“, mahnte Link aber auch, die Ursachen des Krieges nicht zu vergessen, den Deutschland und seine Nazi-Führung begonnen hatten. Gleichwohl sei zwischen den kriegszerstörten Städten Portsmouth und Duisburg eine bewährte und dauerhafte Partnerschaft gewachsen. „Aus der Zerstörung entstand unsere Freundschaft“, sagte Links englischer Amtskollege Steve Wylie.

Kriege wie vor 70 Jahren seien heute, zumindest in Westeuropa, eine „absurde Vorstellung“, führte der Politikwissenschaftler und Friedensforscher Dr. Jochen Hippler in seiner Rede zum Gedenktag aus, „Erbfeindschaften“ zwischen Völkern wie den Engländern, Franzosen und Deutschen seien „heute undenkbar“. Auch er verwies darauf, dass Deutschland den Krieg begonnen habe, im Osten gar als Vernichtungskrieg. Hippler: „Die Katastrophe ist nicht vom Himmel gefallen.“

Militärisch notwendig seien Bombenangriffe wie der auf Duisburg vor 70 Jahren aber auch nicht gewesen, ebenso wenig wie die deutschen auf London oder Coventry. Das Ziel der alliierten Bomberstrategen, „den Willen der deutschen Bevölkerung zu brechen“, sei nicht erreicht worden – trotz Hundertausenden von Toten und zerstörten Kulturstädten in ganz Deutschland.

Heutzutage seien solchen zwischenstaatlichen Kriege nur noch selten, dafür gebe es eine „massive Zunahme“ von Kriegen innerhalb von Gesellschaften, in die sich Regierungen wie die deutsche von außen und „teilweise verhüllt“ einmischten.

Aufgabe der heutigen Menschen sei es nun, appellierte Hippler, die nach 1945 gewachsene Menschlichkeit im Umgang mit den europäischen Nachbarn nun auch auf Afrika und Asien auszudehnen, auch auf Menschen anderer Hautfarbe und anderer Religion.