Duisburg. . Ein Rundgang der Zeitzeugenbörse durch die Innenstadt erinnert an Bombenangriff während des Zweiten Weltkriegs. Mit zahlreichen Fotos verglichen die Teilnehmer Vergangenheit und Gegenwart
Am 14. und 15. Oktober 1944 fielen die Bomben auf Duisburg. Drei Angriffe in 18 Stunden. Danach lag die Stadt in Trümmern. Bei einem Rundgang durch die Innenstadt erinnert Harald Molder von der Zeitzeugenbörse Duisburg an die Geschehnisse, die tausende Menschen das Leben kostete. Das Rathaus, alte Bunker, die Einkaufsstraße und der Innenhafen – rund 25 Teilnehmer machen sich mit Molder zu einzelnen Schauplätzen auf. Mit alten, kurz nach den Angriffen geschossenen Fotos verdeutlicht Molder die massiven Schäden an einzelnen Gebäuden und hält viel Wissenswertes bereit.
Bunker nur für Deutsche
Eine der Stationen der etwa einstündigen Tour, die im Kultur- und Stadthistorischen Museum am Innenhafen beginnt, ist der ehemalige Bunker an der Oberstraße. Die Teilnehmer stehen eine Weile auf der anderen Straßenseite, blicken schweigend auf das Gebäude. Was sie dann zu hören bekommen, sorgt für Entsetzen und lässt vielen offensichtlich einen Schauer über den Rücken fahren: „Hier flüchteten sich zahlreiche Duisburger hinein“, beginnt Molder zu erzählen. „Für Zwangsarbeiter gab es allerdings keinen Einlass.“ Molder erklärt, dass die Nazis dafür sorgten, dass jeder, der nicht Deutsch war, keinen Anspruch auf Schutz hatte. „Man war sicher, dass man ja bald neue Zwangsarbeiter rekrutieren würde.“
Heinz van den Ecker (66) ist einer der Teilnehmer der informativen und bedrückenden Tour: „Ich interessiere mich sehr für die Stadtgeschichte“, sagt er. „Ich habe auch noch ein paar Erinnerungen an den Krieg und habe Bücher gelesen. Aber so eine Führung ist besonders aufschlussreich.“
Kriegszerstörtes Duisburg
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An den einzelnen der sieben Stationen lässt Molder Bilder vom zerbombten Duisburg herumgehen. Kopfschütteln und Erstaunen sind immer wieder die Reaktionen der Teilnehmer, als Molder von der Härte des Angriffs erzählt: „Nach den Stunden des Angriffs war Duisburg fast komplett zerstört. Englische Medien schrieben, die Stadt sei ausradiert.“ Auf Poststraße und Münzstraße sowie am Rathaus vergleichen die Teilnehmer die Bilder mit der friedlichen Gegenwart.
Brigitte Korsten ist begeistert von der Tour. „Ich lebe seit 1952 in der Stadt und interessiere mich für ihre Geschichte. Den Vergleich damals und jetzt finde ich spannend“, sagt sie.
Intensive Gespräche
Nach der Tour erzählt Edith Ruhöfer, eine der Zeitzeuginnen, im Kultur- und Stadthistorischen Museum von ihren Erinnerungen an den Krieg. Es bleibt jedoch nicht dabei. Auch die Tour-Teilnehmer, die schon während des Rundgangs ins Plaudern gerieten, öffnen sich mehr und mehr. Viele berichten noch lange nach dem Ende des Nachmittags von persönlichen Erlebnissen während des Krieges oder den Erfahrungen ihrer Eltern.
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