Castrop-Rauxel. Bei einer Geldautomatensprengung in Castrop-Rauxel ist eine Sparkassenfiliale zerstört worden. Einer der Täter wird gefasst. Fluchtauto entdeckt.

Eine Filiale der Sparkasse Vest Recklinghausen in Castrop-Rauxel ist in der Nacht zu Donnerstag Ziel von Geldautomatensprengern geworden. Die Polizei war schnell und schoss auf die Täter. Zwei konnten fliehen, einer wurde verletzt, angeblich durch eine Polizeiwaffe. Lebensgefahr bestehe bei ihm nicht, hieß es.

Das Fluchtauto ist am Donnerstag gefunden worden, bestätigte am Nachmittag die Polizei. Von den zwei Flüchtigen fehle jede Spur. Der Auti RS7 sei „in relativer Tatortnähe“ entdeckt worden, sagte ein Sprecher auf Anfrage. Details nannte er nicht, außer, dass der Audi noch auf Kreisgebiet aufgefunden wurde.

Geldautomatensprengung: Sparkassen-Filiale wurde durch Detonation zerstört

Die Sparkassen-Filiale an der Freiheitsstraße wurde durch die Sprengung total zerstört, berichtete ein Sparkassensprecher am Morgen auf Anfrage. Es sei die achte Attacke innerhalb von sechs Jahren auf ein Objekt der Sparkasse Vest gewesen, sagte er. Das darüber liegende Wohngebäude sei weiterhin bewohnbar, hieß es.

Eine Anwohnerin hatte die Polizei alarmiert, nachdem es gegen 1.05 Uhr in der Sparkassenfiliale zu einer Explosion gekommen war. Eine sofort zum Tatort geschickte Polizeistreife, die in der Nähe war, habe dort drei Verdächtige entdeckt und versuchte sie zu stellen. Dabei hätten die Polizisten auch ihre Schusswaffen eingesetzt, berichtete am Donnerstagmorgen die Polizei Recklinghausen.

Geldautomatensprengung: Täter flüchteten in dunklem Audi RS7

Von den beiden mutmaßlichen Geldautomatensprenger fehle bisher jede Spur, hieß es am Nachmittag. Ob es von ihnen geplant war, den Fluchtwagen stehen zu lassen und wo sie sich jetzt aufhalten könnten, sei Spekulation, teilte die Polizei mit. Die Täter waren in einem dunklen Audi RS7 davongerast. Der Verletzte wurde in ein Krankenhaus gebracht. Zur Art der Verletzungen nannte die Polizei am Morgen keine Details.

Bei der Fahndung nach den Flüchtenden war auch ein Hubschrauber im Einsatz, berichtete die Polizei. Doch die Täter fanden sich nicht. Zum möglichen Fluchtweg machte die Polizei keine Angaben. Die Anschlussstelle Henrichenburg der Autobahn A2 ist nur gut einen Kilometer vom Tatort entfernt.

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Der Tatort wurde weiträumig abgesperrt, um Spuren zu sichern, teilte die Polizei mit. Im Verlauf des Morgens war dann nach Polizeiangaben nur noch die Sparkassenfiliale gesperrt, Anwohner konnten wieder in ihre Gebäude. Auch Spezialisten des Landeskriminalamts ermitteln mit, hieß es weiter.

Ermittler: Verdächtiger durch Schuss aus Polizeiwaffe verletzt

NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) sagte am Donnerstag der Nachrichtenagentur dpa: „Seit Februar ist jeder verfügbare Streifenwagen nachts auf der Straße, nah an den Geldautomaten. Das ist ein Baustein in unserem Kampf gegen die Sprenger - und der trägt Früchte: Heute Nacht war die Polizei unheimlich schnell vor Ort, hat die Verdächtigen auf frischer Tat ertappt. Auch das Fluchtfahrzeug haben wir und nehmen es jetzt genau unter die Lupe.“

Aus Ermittlerkreisen war zu erfahren, dass der Verdächtige durch den Schuss aus einer Polizeiwaffe verletzt worden sei. Die Polizei gehe jedoch davon aus, dass auch die Täter bewaffnet waren und womöglich mit einem Revolver auf die Polizisten schossen. Innenminister Reul dankte der Polizei „für ihren ausgesprochen guten und mutigen Einsatz, der zeigt, dass wir dranbleiben.“ Die Attacke in Castrop-Rauxel habe erneut deutlich gemacht, dass Geldautomatensprenger „hochexplosiv, hochmotorisiert und hochgefährlich“ vorgingen, sagte Reul.

Interne Ermittlungen wegen Schusswaffengebrauch

Weil die Polizisten ihre Schusswaffen einsetzten, haben Polizei und Staatsanwaltschaft Dortmund dazu die Ermittlungen aufgenommen, aus Gründen der Neutralität, teilte die Polizei Recklinghausen mit. Eine Mordkommission sei gebildet worden.

"Die meisten Polizistinnen und Polizisten müssen zum Glück ein Dienstleben lang keinen Schuss auf einen anderen Menschen abgeben. Kommt es doch dazu, ist das immer ein sehr belastendes Ereignis, dass mitunter Jahre lang nachwirkt. Den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wird deshalb nach extremen Einsätzen immer auch Hilfe angeboten", sagt Polizeipräsidentin Friederike Zurhausen.

Polizei sucht auch nach Zeugen

Die Polizei sucht auch nach Zeugen. Sachdienliche Hinweise zur Geldautomatensprengung in Castrop-Rauxel werden an die Polizei in Recklinghausen unter der Telefonnummer 0800/2361-111.

Stand Mittwoch gab es in diesem Jahr nach Angaben des Landeskriminalamts NRW 83 gesprengte Geldautomaten. In 32 Fällen darunter blieben die Täter ohne Beute. Im Jahr 2021 wurden insgesamt 150 Attacken auf Geldautomaten in NRW registriert, in 79 Fällen blieb es beim Versuch.

Sparkasse: Viele Ängste wegen Sprengstoff-Attacken auf Geldautomaten

Die zerstörte Sparkassenfiliale bleibe für mindestens ein halbes Jahr geschlossen, sagte Stefan Fokken, Sprecher der Sparkasse Vest Recklinghausen. Kunden müssen bis auf Weiteres die Sparkasse Ickern aufsuchen, erklärte er.

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„Es gibt große Sorgen von Anwohnern wegen solcher Sprengungen“, berichtete Fokken. Die Sparkasse versichere, dass Gebäude selbst durch den Einsatz von Sprengstoff in der Regel nicht in ihrer Standsicherheit gefährdet seien: „Der Druck durch eine Detonation sucht sich den leichtesten Weg. Der führt in der Regel durch Fenster und Rigipswände - nicht aber etwa durch Betonpfähle und -Decken“, sagte Fokken.