Castrop-Rauxel. . Häftling Jonny hat ein Herz für Tiere. Besonders Vögel haben es dem Inhaftierten der Justizvollzugsanstalt Meisenhof in Castrop-Rauxel angetan. Deshalb nahm er sich auch gleich der jungen Taube an, die – offenbar völlig orientierungslos – auf dem Gelände der Anstalt gelandet war.

Mindestens einen Tierfreund beherbergt die Justizvollzugsanstalt Castrop-Rauxel: Häftling Jonny. Der kümmerte sich um eine junge Taube, die auf dem Gelände der Anstalt gelandet war. Da das Tier augenscheinlich traumatisiert war, wurde sie zunächst ebenfalls „inhaftiert“ und in einer großen Gitterbox untergebracht. „Der Gefangene hat sie dann im Tiergehege umsorgt und gefüttert“, berichtet Anstaltsleiter Julius Wandelt.

Züchter hatte seine Taube bereits vermisst

Die Taube und der Häftling Jonny – schon bald wurden sie unzertrennlich. Groß war deshalb auch der Trennungsschmerz, als die Taube von ihrem Besitzer Wolfgang Hüging aus dem Gefängnis wieder befreit wurde. Der Züchter hatte das Tier schon seit einer Woche vermisst. Weil es einen Ring trug, konnte der Halter schnell ermittelt werden. „Wir hatten die Vögel von Hagen aus losfliegen lassen, bis auf diese Taube erreichten auch alle den Schlag in Borken“, erzählt er. Es sei keine Seltenheit, so Hüging, dass das eine oder andere Federvieh mal nicht zu Hause ankommt, lauern auf dem Weg in die Heimat doch viele Gefahren. Hochspannungsleitungen etwa, oder Habichte. Manche verlieren aber ganz einfach nur die Orientierung. Und landen im Gefängnis.

Der Häftling Jonny (rechts) und Taubenzüchter Wolfgang Hüging aus Borken.
Der Häftling Jonny (rechts) und Taubenzüchter Wolfgang Hüging aus Borken.

Groß war deshalb die Überraschung bei Wolfgang Hüging, als sich die JVA bei ihm meldete. „Ich war natürlich sehr erschrocken, ich hatte doch gar nichts angestellt“, sagt der Taubenfreund, der froh ist, dass er sein Tier wieder hat. Und dass es von Jonny so liebevoll umsorgt wurde. Hühnerfutter, Wasser und Brotkrummen hatte der 38-Jährige der Reiseflugtaube gegeben und damit alles richtig gemacht. Aus Dankbarkeit spendete Wolfgang Hüging 50 Euro für das anstaltseigene Tiergehege.

Die JVA Meisenhof scheint Magnet für Vögel zu sein

Dort leben neben Ziegen und Katzen auch jede Menge Gänse und Hühner. Doch vor allem für Vögel scheint die JVA Meisenhof, die übrigens an der Lerchenstraße liegt, Anziehungspunkt zu sein. Auch ein Dohle hatte vor einiger Zeit auf dem Anstaltsgelände Unterschlupf gesucht. Und in Tierliebhaber Jonny schnell einen Paten gefunden. Liebevoll päppelt er die Dohle auf.

Dienstagmorgen wurde Jonny, der wegen eines Trunkenheitsdeliktes im offenen Vollzug war, aus dem Gefängnis entlassen. Die Dohle durfte er mitnehmen. Mögen weder sie noch Jonny sich jemals wieder in die JVA verirren...