Bottrop. Im Stadtteil-Check haben die Bottroper die Einkaufsmöglichkeiten vor Ort bewertet. Auf den ersten Blick gibt es da einen Überraschungssieger.

Wie bewerten die Bottroper die Einkaufsmöglichkeiten in ihrem Viertel? Das wollte die Lokalredaktion beim WAZ-Stadtteil-Check in Bottrop von den Lesern wissen. Wenig überraschend bilden dabei die Stadtteile, in denen es keine Möglichkeit gibt, einzukaufen, das Ende des Rankings. Vorn steht auf den ersten Blick ein Überraschungssieger.

Die Bürger aus Lehmkuhle bewerten die Einkaufsmöglichkeiten in ihrem kleinen Stadtteil am besten. Damit liegt das Viertel im Bottroper Süden mit einer Note von 1,69 auch weit vor Stadtmitte (2,8) wo das Angebot doch eigentlich vielfältiger sein dürfte.

Beim Stadtteil-Check geht es den Bottropern um den täglichen Bedarf

Das Ergebnis zeigt aber auch, dass es bei der Frage nach den Einkaufsmöglichkeiten vor allem um die Dinge des täglichen Bedarfs geht. Und da sticht Lehmkuhle mit dem Südring-Center eindeutig hervor. Mit Supermarkt, Discounter und Drogerie kann man sich hier tatsächlich bestens eindecken.

Auf den weiteren Plätzen folgen Kirchhellen (2,01) der Fuhlenbrock (2,62), Stadtmitte und die Boy (2,9). Schlecht schneiden die welheimer Mark, Vonderort, Ebel und Feldhausen ab. Diese vier Stadtteile werden - was die Einkaufsmöglichkeiten angeht - von ihren Bewohnern mit mangelhaft bewertet.

Anforderungen der Supermarktbetreiber sind stark gestiegen

Doch besteht überhaupt Hoffnung, dass sich die Situation - die teils ja schon seit Jahrzehnten in diesen Stadtteilen besteht - noch einmal verbessert? Viel Hoffnung kann man den Bewohnern dieser Quartiere nicht machen. Das zeigt sich allein schon beim Blick auf die Anforderungen, die Unternehmen bei Neuansiedlungen inzwischen stellen.

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Lidl beispielsweise sucht auf seiner Internetseite für neue Filialen Grundstücke, die mindestens 2000 Quadratmeter groß sind. Im Kernort müssen mindestens 5000 Menschen leben, dazu mindestens 15.000 Einwohner im Einzugsgebiet. Da fehlt es in einigen der Stadtteile allein schon an der notwendigen Fläche für so einen Markt.

Bürger in Welheim ärgern sich über mangelnde Einkaufsmöglichkeiten

Der muss zudem auch noch verkehrsgünstig gelegen sein, damit die Anwohner aus dem erweiterten Umfeld ihn auch erreichen können. Schwer vorstellbar also, so etwas in der Welheimer Mark, Ebel oder auch in Vonderort oder Feldhausen zu realisieren.

Beim Besuch vor Ort, etwa in Welheim, ärgerten sich die meisten Menschen auch über die fehlenden Einkaufsmöglichkeiten. Zumal dort hinzukommt, dass zum Jahreswechsel auch der Bäcker seine Filiale geschlossen hat.

Südring-Center war ja schon eine Reaktion auf schlechte Nahversorgung

Eigentlich, so Planungsdezernent Klaus Müller, sei ja schon das Südring-Center eine Reaktion auf diese Entwicklung gewesen. Es vor rund 15 Jahren, als das Zentrum gebaut wurde, schon absehbar gewesen, dass es wohl nicht gelingen kann, eine Nahversorgung direkt in den einzelnen Stadtteilen im Süden zu schaffen. "Die Ortsteile haben ja auch da schon nicht die von den Anbiertern gefordertenen Kennzahlen erreicht", erinnert Müller.

Daher die Planung dieses zentral gelegenen Einzelhandelszentrums. Das ja wohl - legt man die Bewertung aus Lehmkuhle zugrunde - ein Erfolg ist.

So ist der Stand bei den neuen Supermarktplänen am Eigener Markt

Das Einzelhandelskonzept der Stadt, was gerade erst aktualisiert wurde - sieht auch vor, vor allem die Nebenzentren, sprich die Boy, Eigen, und Fuhlenbrock sowie Kirchhellen zu stärken. Dort ist Platz für großflächigen Einzelhandel vorgesehen. Gerade im Eigen wurde das Konzept angepasst, denn seit dem Wegzug des Edeka-Marktes fehlt dort ein Lebensmittelhändler.

Im Einzelhandelskonzept wurde dort nun der so genannte zentrale Versorgungsbereich erweitert. Mit verschiedenen Investoren, die Interesse hatten, dort einen Supermarkt zu bauen, war die Stadt auch im Gespräch. "Einer unserer Gesprächspartner hat ein vielversprechendes Konzept vorgelegt. Da sind wir jetzt dabei, Details abzustimmen, etwa wie sich die verkehrliche Anbindung realisieren lässt", erklärt Müller.

Innenstadtbereich mit Hansa-Center soll zum Sanierungsgebiet werden

Eigentlich sei geplant gewesen, vor der Sommerpause das Konzept vorzustellen, doch angesichts der aktuellen Situation verzögere sich das womöglich. Allerdings werde hinter den Kulissen weiter gearbeitet, so dass man vorbereitet sei.

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Gleiches gelte auch für die Innenstadt und hier insbesondere für das Hansa-Center. Die Planungsverwaltung arbeite daran, ein so genanntes Sanierungsgebiet zu schaffen. Dann haben es Eigentümer leichter, auch an öffentliche Zuschüsse zu bekommen. "Wir sind dabei, eine entsprechende Begründung auf den Weg zu bringen", sagt Müller. Die sein in solchen Fällen besonders wichtig. Auch hier wolle man vorbereitet sein, wenn die politischen Gremien wieder tagen.

>>> Stadtteil-Check Bottrop: Kurz und kompakt

Der Stadtteil-Check Bottrop hatte 3078 Teilnehmer.