Bottrop. Mit dem Geschäft an der Gungstraße schließt die letzte Bäckerei im Stadtteil. Probleme mit der Nahversorgung gibt es in vielen Stadtteilen.
Die Bäckerei Sporkmann schließt ihr Fachgeschäft an der Gungstraße 74 in Welheim zum 31. Dezember. Letzter Verkaufstag ist an Silvester bis 13 Uhr. Danach ist Feierabend. „Wir bedanken uns für die jahrelange Treue“, so steht es auf einem Zettel, der ins Schaufenster der Filiale geklebt wurde. Damit verschwindet die letzte Bäckerei im Stadtteil.
Autofahrer auf dem Weg zur Arbeit oder Schulkinder müssen sich künftig einen neuen Nahversorger in der Umgebung suchen. Wer frische Brötchen und andere Backwaren haben möchte, müsste ab Januar bis zur nächsten Sporkmann-Filiale an der Johannesstraße gehen, wo sich auch die Hauptstelle des Traditionsunternehmens befindet. Die Entfernung beträgt rund einen Kilometer und - je nach Tempo - rund 15 Minuten Fußweg vom nun geschlossenen Geschäft. Früher gab es auf dem Weg dahin noch eine weitere Bäckerei am Netto-Discounter an der Johannesstraße. Doch seit der Insolvenz der Bäckerei-Kette Karl sind die Produktregale und die Räume in der Filiale leer.
Bottroper SPD-Ratsherr bezeichnet Schließung als „Rückschlag“ für den Stadtteil
Für Werner Kamratowski ist die Sporkmann-Schließung eine „Tragödie“ und ein „herber Rückschlag“ für den Standort Welheim. Er ist SPD-Ratsherr und wohnt in der Gartenstadt. Die Schließung sieht er dabei weniger als Problem für die jungen und mobileren Leute im Stadtteil. „Die Strecke zur Johannesstraße ist doch für ältere Menschen kaum zu schaffen“, sagt er.
Geblieben sind der Trink-und-Spare-Getränkemarkt, Pizzeria Pronto, Welheimer Imbiss, ein Tabakwarengeschäft und eine Trinkhalle. Wer die Dinge des täglichen Lebens einkaufen will, ist auf das Auto oder auf den Bus angewiesen und muss dafür in den Nachbarstadtteil Boy fahren. Die Netto-Filiale und der Aldi am Kreisverkehr der Gungstraße bilden längst das Versorgungszentrum.
Auch in vielen anderen Stadtteilen wünschen sich Bottroper eine bessere Nahversorgung
Mit der Geschäftsaufgabe von Sporkmann verschlechtert sich die Nahversorgung in Welheim. Es ist ein Phänomen, dass sich schon seit geraumer Zeit auch in anderen Stadtteilen beobachten lässt. Immer häufiger verschwinden Einzelhändler, finden keine Nachfolger oder müssen ihr Geschäft schließen. Die Bewohner in Ebel, Vonderort, der Welheimer Mark und Feldhausen in Kirchhellen können – teils schon seit vielen Jahren – ein Lied davon singen.
Das Problem sei eben, dass sich der Laden in Welheim nicht mehr rechnet, begründet Theodor Sporkmann die Entscheidung. Rundherum sei schon nichts mehr, entsprechend schlecht auch die Situation für eine solche Filiale. Nun habe er diese Entscheidung treffen müssen, denn es sei nicht möglich, einen solchen Laden dauerhaft zu subventionieren. „Wir hätten in Welheim eigentlich schon eher schließen müssen“, sagt er. Zumal es auch immer schwieriger werde, Personal zu gewinnen. Entsprechend finden die Mitarbeiter, die bisher in Welheim arbeiten, Stellen in anderen Filialen in Bottrop.
Änderungen in der gesamten Branche
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Sporkmann rechnet damit, dass sich in seiner Branche in den nächsten Jahren noch einiges verändern wird. Auch andere Unternehmen, darunter die großen Ketten, könnten es sich nicht leisten, solche Filialen dauerhaft zu betreiben, gerade auch angesichts der Personalknappheit. Sporkmann rechnet also mit weiteren Schließungen, nicht nur in Bottrop.
Vielfach fehlen Nachfolger
Ein Problem vieler Bäckereien ist auch, dass sie keinen Nachfolger finden, die den Betrieb übernehmen. So erging es zuletzt unter anderem der kleinen Bäckerei und Konditorei Quast auf dem Eigen. Im März diesen Jahres ging Wolfgang Quast in Ruhestand und schloss seinen Namen.
Auch alteingesessene Bäckereibetriebe wie Bleil oder Bergendahl existieren nicht mehr. Bleil wurde von der Herner Kette Brinker übernommen, Bergendahl ging in der inzwischen insolventen Kette Karl auf. Seither gibt es beispielsweise auch in Vonderort keinen Bäcker mehr.