Bottrop. Im September soll die Modernisierung des leeren Bottroper Einkaufszentrums starten. Im Herbst 2021 will die Fakt AG das Hansa Center neu eröffnen
Hubert Schulte-Kemper scheint solche Herausforderungen wie die Erneuerung des Hansa-Centers regelrecht zu suchen. Der Mehrheitseigentümer der Essener Fakt AG will das marode Einkaufszentrum zwischen Berliner Platz und Hansastraße im Rekordtempo wiedereröffnen. Aufs Dach ist der Ex-Banker dem Gebäude in der City sogar schon gestiegen und entdeckte vor seinem geistigen Auge ein Sanierungsgebiet so ganz nach seinem Geschmack. „Wir haben nicht nur den Kaufvertrag unterschrieben, wir haben auch schon bezahlt“, lässt der Modernisierer auf Nachfrage des Bottroper CDU-Ratsherrn Hermann Hirschfelder wissen. „35 Millionen inklusive Ankauf“, sagt Schulte-Kemper, wollen er und seine Mitstreiter in die Modernisierung des alten Einkaufszentrums stecken.
„Es gab keine Konkurrenten. Es hat sich nun wirklich kein anderer darum geschlagen“, macht der Fakt-Inhaber im Großen Sitzungssaal des Rathauses den Mitgliedern des Bottroper Ratsausschusses für Wirtschaftsförderung klar. Ende des Jahres hatte Schulte-Kemper angekündigt, dass sich das Essener Unternehmen die Modernisierung des Hansa-Centers um die 25 Millionen Euro kosten lassen werde. Das lässt erahnen, wie hoch der Kaufpreis war, zu dem die Essener Fakt AG der Duisburger Immobilienfirma Cosimo den Bau nun abkaufte.
Verzicht auf Hochglanzbroschüren und bunte Luftschlösser
Hier gibt es mehr Artikel, Bilder und Videos aus BottropHochglanzbroschüren und seitenlange Power-Point-Projektionen hat der Ehrenvorsitzende der CDU in Marl gar nicht erst in den Ratssaal mitgebracht. Gerade deshalb löst er bei den Ratsvertretern Optimismus aus. Mit Blendwerk hatten diese und die Bottroper Bürger schließlich vorher genug zu tun. Mindestens drei Unternehmen hatten die Neueröffnung der überdachten Einkaufsmeile in den Jahren zuvor groß angekündigt. Geworden ist daraus nichts. Firmen wie die Leipziger Publity AG zum Beispiel schienen eher daran interessiert zu sein, den leeren Bau im Immobilienboom mit Gewinn weiter zu verkaufen.
„Es interessiert uns brennend, was sie vor haben, da wir schon so lange auf eine Realisierung warten“, begrüßte CDU-Ratsherr Hermann Hirschfelder als Vorsitzender des Wirtschaftsförderungsausschusses daher auch seinen Parteifreund aus Marl im Ratssaal. „Das Hansa-Center hat wie ein schwarzes Loch gewirkt“, sagte auch Grünen-Vertreterin Andrea Swoboda. Auch um das leerstehende Einkaufszentrum herum sei so vieles Gute verloren gegangen. Gerade weil der neue Eigentümer gar nicht erst mit dem Malen von Luftschlössern begann, sagte die Ratsfrau: „Sie setzen ein glaubwürdiges Zeichen, dass Sie es wirklich ernst meinen und ihre Pläne auch umsetzen“. Nicht einmal der sonst so kritische DKP-Vertreter Michael Gerber erhob Einwände. Er wünschte CDU-Mann Schulte-Kemper vielmehr Erfolg.
Neuer Marler Stern dient als Paradebeispiel fürs Hansa Center
Zuvor hatte Schulte-Kemper darauf hingewiesen, dass die Fakt AG ein marodes Einkaufszentrum in seiner alten Heimatstadt Marl wiedereröffnet hat: den Marler Stern. „Da war es so ähnlich wie jetzt hier“, sagte er. Auch den Marler Stern modernisierte die Fakt AG im Eiltempo. In dem Einkaufszentrum in Marl-Mitte stehen den Kunden jetzt Geschäfte von Aldi, Edeka, die Bäckerei Malzers oder auch der Discounter Action offen.
Platz für Außengastronomie vor dem Hansa-Center wünscht sich der Bauherr. Auf das Dach möchte der Photovoltaik-Anlagen setzen. Das Energie-Konzept für die große Immobilie werde die Fakt-AG gemeinsam mit dem E.ON-Konzern aufbauen. An seiner Idee für ein Hansa-Center-Hotel mit 100 Betten in Kombination mit einem kleinen Konferenzzentrum, das auch als Kino zu nutzen sein soll, hält Schulte-Kemper fest. Eine Garantie könne der dafür nicht aussprechen, doch Hotelbetreiber und Kinobetreiber seien schon in Kontakt. Rund 7000 Quadratmeter der insgesamt 30.000 Quadratmeter verwertbarer Flächen seien fürs Hotel und Kino reserviert. Hinzu sollen Handel und Gastronomie kommen. „45 Prozent der Mietverträge sind belastbar“, sagt Schulte-Kemper. Mit Interessenten für weitere 25 Prozent der Verkaufsflächen führe die Fakt AG Gespräche.