Bottrop. . Mit der Tunneltaufe beginnt Bauabschnitt 40 des Emscherumbaus. Über zehn Kilometer wird der Tunnel von der Stadtgrenze Bottrop bis nach Holten getrieben. 170 Millionen Euro investiert die Emschergenossenschaft in den „Tunnel Sabine“. Und es gibt auch einen guten Grund für die Namensgebung.
Tunnel Sabine – so heißen die beiden Abwasserröhren, durch die nach dem Emscherumbau die Bottroper Abwässer über Oberhausen Richtung Klärwerk Emschermündung in Dinslaken rauschen. Am Montag wurde mit der Tunnelweihe offiziell dieser Bauabschnitt begonnen. Nach knapp 900 Metern auf Bottroper Gebiet hat die größte Baustelle des Ruhrgebiets die Nachbarstadt Oberhausen erreicht. Zehn Kilometer weit treibt die riesige Vortriebsmaschine die beiden Abwasserrohre parallel durch die Erde bis zum Pumpwerk in Holten. Wenn man so will, umfasst der Bauabschnitt damit sogar 20 Kilometer.
Doch warum Tunnel Sabine? Ganz einfach, der Tunnelabschnitt ist benannt nach seiner Patin. Und das ist traditionell eine Frau. Für das Teilstück auf Bottroper Gebiet war es Bürgermeisterin Monika Budke, für die nun folgenden Kilometer ist es Oberhausens Dezernentin Sabine Lauxen. Gemeinsam mit den Verantwortlichen der Baufirma bringt sie unten im Schachtbauwerk am Eingang zum Abwassertunnel eine Barbara-Figur an. In einem kleinen Schrein steht die Schutzpatronin der Tunnelbauer und soll die Arbeiter beschützen.
Sie habe spontan zugesagt, als die Emschergenossenschaft sie als Patin angefragt habe. Erst danach habe sie sich über ihre Pflichten als Patin informiert. Die sind schriftlich festgehalten, aber vielleicht nicht hundertprozentig ernst zu nehmen. Gehört doch dazu unter anderem die Sicherstellung des „hochprozentigen Flüssigkeitsnachschubs“ beim Aushub besonders trockener Bodenschichten.
Mehr Stahl als im Eiffelturm
7600 Tonnen Bewehrungsstahl werden in dem Bauabschnitt von Bottrop bis Holten verbaut. Zum Vergleich: Das Pariser Wahrzeichen, der Eiffelturm, wiegt ca. 7300 Tonnen.
135.000 Tonnen wiegt der Beton, der zur Fertigstellung dieses Bauabschnitts 40 nötig ist. Auch hier zieht die Emschergenossenschaft einen Vergleich – und zwar zum Kölner Dom. Dessen Gewicht beträgt rund 160 000 Tonnen.
290.000 Kubikmeter Boden müssen für den Bauabschnitt ausgehoben werden. Der Oberhausener Gasometer hat ein Volumen von 347 000 Kubikmeter, könnte also gut zu zwei Dritteln mit dem Erdaushub gefüllt werden.
2,60 Meter beträgt der Innendurchmesser der Kanalrohre. Sie werden in einer Tiefe von 25 bis 37 Metern verlegt.
Nicht nur wegen der Schutzpatronin drängen sich Parallelen zum Bergbau auf. Auch die Vorgehensweise mit den großen Vortriebsmaschinen erinnert daran. „Mit einem Abwasserkanal hat das nichts zu tun. Das ist wirklichTunnelbau“, so Hans Köhler, Geschäftführer der ausführenden Firma Poor.
170 Millionen Euro investiere die Emschergenossenschaft in den Abschnitt, sagt der Vorstandsvorsitzende Jochen Stemplewski. Er nennt ihn „einen Meilenstein“ innerhalb des Mammutvorhabens Emscherumbau. Oberhausens Bürgermeister Klaus-Dieter Broß spricht von einem „Langstreckenrennen zurück zum Start“. Seien doch die Emscher und ihre Nebenflüsse erst mit der Industrialisierung zu Abwasserkanälen geworden. Bottrops OB Bernd Tischler betonte die Möglichkeiten, dich sich für die Anrainerstädte durch den Umbau ergeben. „Das ist eine neue Chance, viel Freiflächen zu entwickeln und ein spannendes Thema für alle Beteiligten.“