Bottrop. Auf dem Bergwerk Prosper-Haniel beginnen 103 Auszubildende ihr Berufsleben. Spätestens 2018 müssen sich die jungen Facharbeiter woanders einen Job suchen. Weil dann der Deckel auf den Pütt kommt, nimmt das Bergwerk schon nächstes Jahr keine Bewerber für die bis zu dreijährigen Lehrzeiten mehr an.
Sie sind die letzten Auszubildenden des Bergwerks Prosper-Haniel: vier junge Frauen und 99 junge Männer. Am 1. September trafen sie sich kurz vor der Einweisung in die Werkstätten zur ersten Schicht im Morianhaus mit ihren Chefs und Ausbildern. Spätestens Ende 2018 ist für die Berufsanfänger auf dem Bergwerk Schluss. Länger können sie nicht bei ihrem Arbeitgeber bleiben. „Am 31. Dezember 2018 wird die letzte Steinkohle gefördert“, sagt ihnen Personaldirektor Bernd Beier noch einmal ausdrücklich. Dann ist auch für Prosper-Haniel Schicht im Schacht.
Mit guter Ausbildung gute Chancen
Doch die meisten jungen Leute machen sich darüber keinen großen Kopf. Sie wissen um die Qualität der Ausbildung, die sie auf dem Bergwerk erhalten werden. „Wir sind, was die Technik angeht, auf dem höchsten Stand“, versichert ihnen ihr Personalchef. Elektroniker, Industriemechaniker und Chemikanten bildet das Bergwerk aus. Mit dem Facharbeiterbrief und einem Fachoberschulabschluss in der Tasche, den etliche Azubis am TÜV Nord College in Recklinghausen parallel erwerben, haben sie gute Chancen, Arbeitsplätze in anderen Unternehmen zu finden.
Welch ein Verlust
Der erfolgreiche Abschluss einer Ausbildung auf Prosper-Haniel ist die Garantie auf einen Arbeitsplatz. Bei guten Leistungen übernahm stets die RAG die neuen Facharbeiter. Bald bekommen die jungen Leute ihren Job eben bei einem anderen Arbeitgeber.
So ein Bergwerk, ist das nicht Teil einer verstaubten Industrie von gestern? Ja, von wegen. Bergwerke sind Hightech-Betriebe. Aber ist das Arbeiten auf dem Pütt bei Lärm, Schmutz, Gefahrenstoffen für junge Leute heute überhaupt noch attraktiv? Nun, wie gefragt die Ausbildungsplätze auf dem Bergwerk noch immer sind, zeigt ein Blick auf die hohe Zahl an Bewerbern. Über 1300 wollten eine Stelle auf Prosper-Haniel, rund 100 haben eine bekommen.
Schon nächstes Jahr nimmt das Bottroper Bergwerk keine Azubis mehr auf - welch ein Verlust für die Stadt und die Region! Norbert Jänecke
„Die Ausbildung auf dem Bergwerk Prosper-Haniel hat einen guten Ruf“, begründet denn auch der 19-jährige Timm Lenz, warum er sich bei der RAG Deutsche Steinkohle um eine Ausbildungsstelle zum Elektroniker bewarb. Mit einem guten Abschluss stehen dem jungen Bottroper alle Türen offen. „Die Ausbildung ist gut. Ich habe Freunde hier, die sind sehr zufrieden“, sagte auch Tim Wiesinger. Der 20-jährige Bottroper hat eine Lehrstelle als Industriemechaniker. Steffen Fuchs empfindet auch Stolz, zu den letzten Auszubildenden des Bergwerks zu gehören. Als Chemikant möchte der 19-jährige Bottroper für die Kokerei an der Prosperstraße arbeiten. „Mir wurde zugesagt, dass ich gute Chancen habe, bei Arcelor-Mittal einen Job zu bekommen“, sagt er. Denn Chemikanten bildet die RAG in Kooperation mit dem Stahlkonzern aus.
Keine bergbauspezifischen Berufe
„Später woanders unterzukommen, ist nicht schwer“, sichert auch Personaldirektor Beier den Azubis zu. Wem es gelinge die dreijährige Ausbildung um ein halbes Jahr früher abzuschließen, gewinne zusätzlich Zeit für die Jobsuche. „Seit Mitte 2007 wissen wir, dass es mit dem Bergbau zu Ende geht“, sagte der Personalchef. „Wir bilden daher auch seit mehr als zehn Jahren keine bergbauspezifischen Berufe mehr aus, damit unsere Auszubildenden andere Arbeitgeber finden können“, erklärte Beier.