Bottrop/Berlin. CDU-Abgeordneter Sven Volmering hält Hans Haackes Grundidee für dessen Kunstwerk „Der Bevölkerung“ im Lichthof des Reichtagsgebäudes für faszinierend. Gemeinsam mit Gästen aus Bottrop warf deshalb auch er neulich etwas Erde hinein.

Löste das einen Streit aus, als der Künstler Hans Haacke zur Jahrtausendwende das Kunstwerk vorstellte, das heute im nördlichen Lichthof des Berliner Reichstagsgebäude viele Touristen anzieht. Quer durch alle Parteien zog sich die Kritik. Die Grüne Antje Volmer nannte es Bio-Kitsch, der heutige Bundestagspräsident Norbert Lammert sah darin eine Albernheit, ein SPD-Vertreter schimpfte es einen Dreckhaufen.

Ein Mitbringsel von der Halde Haniel

Bottrops CDU-Bundestagsabgeordneter Sven Volmering kennt die Geschichte des umstrittenen Kunstwerks selbstverständlich, doch er hält die Arbeit Haackes für faszinierend. „Für mich stand es von vornherein fest, dass ich mich an dem Projekt beteiligen werde“, sagte Volmering. Denn einen partizipatorischen Aspekt hat Haackes Kunst ja auch: Bundestagsabgeordnete sind aufgerufen, Erde aus ihrem Wahlkreis um die weißen Leuchtbuchstaben auszustreuen, die in dem riesigen Kasten den Schriftzug „Der Bevölkerung“ bilden.

Der CDU-Bundestagsabgeordnete folgte dem Aufruf, denn er meint: „Im wahrsten Sinne des Wortes muss ein Volksvertreter geerdet sein“. Er habe nach seiner Wahl in den Bundestag ja mehrere symbolische Geschenke bekommen. „Darunter war auch Erde aus Bottrop, erzählt Volmering. Heimatverbundenheit drückt sie aus und sei ein Symbol dafür, dass ein Abgeordneter sein Mandat im Bundestag in enger Abstimmung mit der Bevölkerung seines Wahlkreises ausüben soll. „Ich halte die Grundidee, eine spürbare, persönliche und dauerhafte Verbindung zwischen dem Bundestag und dem Wahlkreis zu schaffen, für faszinierend“, sagte Volmering.

Etwas Erde aus dem Dorf ausgestreut

Daher war es ihm wichtig, dass auch die Teilnehmer seiner ersten Besuchergruppe aus seinem Wahlkreis etwas Heimaterde nach Berlin mitbringen konnten, und Volmerings Gäste griffen diese Idee gern auf und klaubten in Vorgärten und am Waldrand etwas Erde zusammen. Helmut Over aus Fuhlenbrock etwa nahm Erde von der Halde Haniel mit. „Da in unserer Stadt der Bergbau 2018 endet, sollte wenigstens etwas in Erinnerung bleiben“, findet er. Erde und der Kohlenstaub von Prosper Haniel waren daher sein Mitbringsel für den Bundestag, und Beate Steinwasser aus Kirchhellen streute beim Besuch in dem Lichthof etwas Erde aus ihrem Dorf in das riesige Beet.

Wie neulich CDU-Mann Volmering hatte vor gut 14 Jahren auch schon der frühere SPD-Bundestagsabgeordnete Dieter Grasedieck Erde aus seiner Heimat nach Berlin gebracht. Am 9. November 2000 schüttete er die Erde aus, hält der Bundestag in einer Chronik fest. Grasedieck bewies da wohl Weitsicht: Denn heute gehört Haackes Installation zu den meistbesuchten Kunstwerken überhaupt. Beinahe täglich schauen Hunderte von Touristen auf die Leuchtschrift, und eine Web-Cam liefert jeden Tag neue Bilder.