Bottrop. Die Ehrengarde bietet regelmäßig Führungen auf dem Zechengelände und im Turminnern an. Rainer Schwegmann erklärt den Besuchern dabei unter anderem, dass der obere Teil des Turms abgeknickt ist, „um ganze 80 cm.
Festungsähnlich sieht er aus, der Malakoffturm auf dem Gelände der Zeche Prosper-Haniel. Als 1871 Kohle besonders nachgefragt war, „brauchte man ein stabiles Bauwerk zum Fördern“, da wurde der Turm mit Schacht II errichtet, erzählt Rainer Schwegmann (75), Leiter der Ehrengarde der Gesellschaft Prosper-Haniel. Dazu gehören 22 ehemalige Bergleute, die mindestens ein Viertel Jahrhundert unter Tage gearbeitet haben und sich noch immer regelmäßig in der Zeche treffen.
Als Schacht II 1986 trotz einiger Sanierungen stillgelegt und durch den naheliegenden Förderberg ersetzt wurde, war er zunächst dem Verfall ausgesetzt. Doch die Historische Gesellschaft nahm sich seiner an und investierte gemeinsam mit der Stiftung Industriedenkmal NRW in seine Restaurierung. Seit 2004 laufen im Malakoffturm Veranstaltungen unterschiedlichster Art. Während einer Führung erklärt Rainer Schwegman den Besuchern viele Details, die sonst kaum ins Auge fallen würden, so beispielsweise auch, dass der obere Teil des Turms abgeknickt ist, „um ganze 80 cm.“
Von Schacht II aus geht es auf dem Zechengelände vorbei an der Kohlenwäsche, wo die Kohle von den Steinen getrennt wird, zum Förderberg, in dem das schwarze Gold über ein mehr als sieben Kilometer langes Band zu Tage gefördert wird, um die Kraftwerke im Revier zu beliefern. Zum Dröhnen der Maschinen kommt, je weiter man in die Tiefe steigt, die feuchtwarme Luft. „Das mussten wir Steiger sieben Stunden täglich aushalten“, verkündet Hubert Hochberger (69), der 37 gestandene Jahre unter Tage war.
Dass 2018 Schluss sein soll, stimmt die Bergleute traurig. „Schade, es ist eine Tradition, die verloren geht“, bedauert Dieter Ellerbrok (74), doch Hochberger ermuntert ihn: „Nicht die Asche anbeten, sondern die Glut bewahren.“