Bottrop. Zum 125-Jährigen wirbt die Martinskirche in Bottrop mit einem großen Banner, auf dem Energieversorger Evonik für sich Reklame macht. In Zeiten knapper Kassen müsse eben nach anderen Wegen gesucht werden, ist man sich in der Gemeinde sicher.
„125 Jahre Martinskirche” - das große, auffällige Plakat vor der Kirche in der Stadtmitte wirbt im Hinblick auf die Jubiläumsfeierlichkeiten Ende Oktober/Anfang November. Und: es wirbt für die Evonik und ihre Fernwärme. Schon bei der Turmsanierung der Martinskirche war der Konzern Sponsor, jetzt darf er zum zweiten Mal an der Kirche für sich werben. In Zeiten knapper Kassen sucht man nach finanzieller Unterstützung, sagt Presbyter Ingo Söhngen, der mit der Evonik über diese Unterstützung verhandelt hat.
Grundsatzdiskussionen darüber, ob Kirche sich so mit Werbung schmücken darf - damals auf der Bauplane, jetzt mit einem eigenständigen Poster - mussten jetzt, beim zweiten Sponsoring, nicht mehr geführt werden, sagt Söhngen.
Immer nur Einzelvereinbarungen
Es gebe dabei aber gewisse Grundsätze, für was geworben werden soll - Alkohol und Zigaretten z.B. gehören nicht dazu. Aber mit der Evonik sei das kein Problem, zumal ja die gesamte Kirchengemeinde mit Gemeindehaus, Pfarrhaus und Kirche selbst auch Fernwärme-Kunde sei. Mit gutem Erfolg nach der Umstellung auf diese Energie, hebt Söhngen, stets die Kostensituation im Blick, hervor. Die Umstellung habe eine Einsparung von 30 Prozent der Energiekosten gebracht.
Wichtig sei bei der Entscheidung jetzt auch gewesen, dass die Gemeinde Einfluss auf den Werbetext habe nehmen können „und es uns wichtig war, dass z.B. das Jubiläum vom Schriftzug her größer herausgestellt wird als der Spruch der Evonik. Es sollte schon klar sein, dass es um uns, die Kichengemeinde, geht.”
"Wir müssen uns Quellen suchen"
Andere machen solche Werbung auch mit, auch andere Kirchen, erläutert Söhngen. Er legt dabei aber Wert darauf, dass es immer Fall-zu-Fall-Entscheidungen gebe. „Wir suchen uns aus, mit wem wir solche Sachen machen. Es wird kein grundsätzlicher Werbevertrag mit einem Sponsor abgeschlossen.” Auch wenn es bei der Evonik jetzt so aussehen könnte, weil sie zum zweiten Mal Sponsor ist. „Wir treffen aber immer nur Einzelvereinbarungen.”
Die Kirche brauche das Geld. „Wenn Kirche bleiben soll, wir die Gemeindedienste erhalten wollen, müssen wir uns Quellen suchen”, sagt Söhngen. Die Aktion jetzt, bei der von älteren Gemeindemitgliedern, die als Rentner keine Kirchensteuern zahlen, so eine Art Kirchgeld erbeten wird, könnte hilfreich dabei sein, Sponsoring zukünftig auszuschließen.
„Wenn das was bringt, haben wir solche Aktionen wie jetzt mit dem Sponsor zukünftig nicht mehr nötig.”