Bottrop. Die Evangelische Kirche in Bottrop bittet um Spenden, um den Ausfall an Kirchensteuergeldern wettzumachen - der Etat wird nämlich halbiert. Dabei hat die Gemeinde vor allem Rentner im Visier, da sie keine Steuern und also auch keine Kirchensteuern mehr zahlen.
Lass doch die Kirche im Dorf, das sagt sich so leicht dahin. Doch es bedarf einiger Anstrengungen, damit Kirche nicht nur im übertragenen Sinne, sondern tatsächlich bleibt – in Eigen oder in Kirchhellen.
Positive Erfahrungen gesammelt
Die evangelische Kirche unternimmt daher mit ihrem ersten stadtweiten Spendenaufruf einen ziemlichen Kraftakt. „Das ist für uns schon ein Schritt”, meint Pfarrer Martin Rüdel, der in den Jahren zuvor erste positive Erfahrungen mit solchen Spenden-Aktionen in Kirchhellen gesammelt hatte.
Im Oktober wird die Gemeinde alle Mitglieder, die 60 Jahre oder älter sind, in einem Serienbrief um Spenden bitten. Gut 6000 Haushalte werden dann Post von ihren Pfarrern bekommen. Die Evangelische Kirche sei auf Spenden angewiesen, wenn sie weiterhin möglichst nah bei den Menschen bleiben soll, heißt es darin. Denn ihr Kirchensteuer-Etat werde halbiert.
Solidarität gefragt
„Warum Menschen ab 60?, weil sie in der Regel in dieser Altersphase in den Ruhestand gehen und dann meistens keine Steuern mehr zahlen, also auch keine Kirchensteuern”, erklärt Pfarrer Ulrich Schulte, der Vorsitzende des Presbyteriums der Evangelischen Kirche. „Unsere Einrichtungen werden zu 90 Prozent von jungen Familien genutzt, da ist Solidarität gefragt”, setzt Presbyterin Ursel Leibold auf Mithilfe.
Viele seien ja hilfsbereit. „Ich werde oft gefragt: Kann ich etwas tun, kann ich etwas geben”, sagt die Rentnerin. Und da gebe es einiges. Außer den Gemeinden firmieren fünf Kindergärten, neun Jugendeinrichtungen, Sozial- und Schuldnerberatung unter dem Dach der Kirche, und auch in vielen Ganztagsschulen übernimmt sie Aufgaben.