Ev. Kirche in Bottrop setzt auf Spenden aus der älteren Bevölkerung - von den Gemeindemitgliedern, die kaum Kirchensteuern zahlen müssen
„Damit Kirche bleibt” geht sie neue Wege und hat sich für die Umsetzung einer Idee zur Mittelbeschaffung einen symbolträchtigen Tag ausgesucht: Zum Erntedankfest sollen alle evangelischen Christen Bottrops über 60 Jahre angeschrieben und um finanzielle Unterstützung , also um Spenden, gebeten werden. Eine Aktion, von der Pfarrer Ulrich Schulte noch nicht weiß, wie sie ankommt.
Wenn man's kurz sagen wollte: Um die 60 herum gehen viele Menschen in den Ruhestand. Und die meisten müssen dann von ihrer Rente keine Kirchensteuer mehr zahlen. Die demografische Entwicklung und andere Umstände wie Kirchenausttritte oder einfach geringeres Einkommen machen den Kirchen also zu schaffen und sie suchen nach anderen Möglichkeiten, finanziell über die Runden zu kommen.
In anderen Kirchenkreisen - z.B. in Recklinghausen - hat der Aufruf schon gute Erfolge gebracht, der Kirchenkreis Gelsenkirchen-Wattenscheid folgt ab dem nächsten jahr dem Modell.
Ulrich Schulte: „Wir wissen, dass viele Menschen bereit wären, einen Betrag zu zahlen und die Kirche zu unterstützen. Jetzt bitten wir sie, natürlich auf freiwilliger Basis, konkret um Unterstützung.”
Nicht schlecht wär's natürlich, wenn regelmäßige Zahlungen eingingen, aber die evangelische Kirche stellt sich auf ein jährliches Wiederholen der Aktion ein.
Schulte verweist auf die schlechte finanzielle Lage: „In den Jahren 2007 bis 2012 werden wir rund 50 Prozent der Kirchensteuern verlieren.” Da wünsche man sich noch eine steuer-unabhängige Finanzierungssäule.”
Für die Zahlungen gibt es eine Spendenquittung., und es soll auch transparent werden, für was das Geld genutzt wird.
„Wir hängen an Konjunkturzyklen”, erläutert auch Superintendent Detlef Mucks-Büker die Ursache. Und dabei zudem nur an der Lohn- und Einkommenssteuer, nicht an anderen Steuerarten (z.B. Umsatzsteuer etc.). Die Kirche bekenne sich eigentlich auch zum Generationenvertrag, wo die Jungen die Älteren stützten. Von daher sei es auch bislang klar gewesen, dass die Jüngeren das Gros der Kirchensteuer tragen.
Bis Ende der 80er Jahre habe man auch keine zusätzlichen Einnahmemöglichkeiten generieren müssen. Aber als die direkten Steuern sanken und damit die Bemessungsgrundlage für die Kirchensteuer, seien die Probleme entstanden.