Bottrop. Die Stiftung Industriedenkmalpflege nimmt den Bottroper Malakoffturm mit in die Bewerbungsliste fürs Unesco-Weltkulturerbe auf. Die Kombination aus steinernem Gebäude und stählernem Fördergerüst sieht man sonst nirgendwo mehr. Ob die Halde mit dem Tetraeder es auch auf die Liste schafft, ist unklar.
Bottrop wäre begeistert, wenn das gesamte Ruhrgebiet als Unesco-Weltkulturerbe anerkannt würde. Die Industrie, Steinkohle und Stahl, haben die Landschaft und auch die Menschen geprägt, heißt es im Rathaus. Zuwanderer aus den verschiedensten Ländern, die ins Ruhrgebiet gekommen sind, um hier Arbeit zu finden, seien integriert worden. Dieses große Erbe solle auf jeden Fall bewahrt werden, heißt es im Rathaus der Stadt. Und Bottrop hat einiges beizutragen zu dieser einzigartigen industriellen Kulturlandschaft.
Die Stiftung Industriedenkmalpflege hat aus Bottrop den Malakoffturm mit dem Fördergerüst der Zeche Prosper II für die Bewerbungsliste mit ausgesucht. Sie befürwortet außerdem, dass auch die Halde an der Beckstraße mit auf die Liste kommt, sagt Dr. Marita Pfeiffer, Bereichsleiterin Kultur und Pressesprecherin der Stiftung. Prosper Haniel tauche zwar in Meldungen und Bilderleisten immer mal wieder mit auf, finde sich aber nicht auf der offiziellen Liste. Gleichwohl ist auch sie fester Bestandteil der Industrielandschaft.
Turm authentisch erhalten
Der Bottroper Malakoffturm jedoch sei zweifelsfrei auf der Liste. „Er repräsentiert zusammen mit dem Schachtturm der Zeche Carl in Essen und dem Turm der Zeche Hannover in Bochum die Phase der Technologie der Malakofftürme im Ruhrgebiet, bevor die stählernen Fördergerüste sie ersetzten“, erklärt Marita Pfeiffer. Prosper stehe zum einen mit seiner aufwendigen Architektur für den Höhepunkt der Malakofftürme um etwa 1850. Aber der Turm könne mit einer weiteren Besonderheit aufwarten, verrät die Expertin für die Industriedenkmäler.
Außergewöhnliche Dichte von Industrie-Zeugnissen
Nach Ansicht der Experten, die die die Bewerbung des Ruhrgebiets als Welterbe vorbereitet haben, zeichnet sich das Ruhrgebiet durch Stätten von außergewöhnlichem Wert aus, die „in weltweit einzigartiger Dichte und Ausdehnung die Veränderung einer Landschaft und die Entwicklung der Technik-, Industrie-, Sozial- und Stadtgeschichte von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis weit in das 20. Jahrhundert hinein“ dokumentierten.
Erlebbare Industriekultur, sagen sie, trage auch maßgeblich zum Imagewandel bei.
„Etwas später stellte man stählerne Fördergerüste in die Schachttürme, und Bottrop ist das einzig erhaltene Beispiel für diese Kombination.“ Für die Wahl in die Bewerbungsliste habe aus Sicht der Gutachter aber auch gesprochen, dass dieser Turm mit seinen existenziellen Elementen wie etwa den Ecktürmen authentisch erhalten sei. Und die Historische Gesellschaft, die diesen Turm nutzt, gewährleiste, dass dieser Zustand auch gesichert sei. Ein wichtiger Aspekt dabei.
Die Landschaft insgesamt
Ob die Halde Beckstraße mit Tetraeder indes auf die Liste kommt, sei dagegen noch nicht entschieden, sagt Marita Pfeiffer – obwohl sie nicht verhehlen kann, dass sie Sympathisantin der Halde an der Beckstraße ist. Denn diese Halde stehe repräsentativ für die gesamte Haldenlandschaft im Ruhrgebiet. Auch die Umnutzung mit dem Tetraeder und die Begehbarkeit der Halde sprächen aus ihrer Sicht dafür.
Die Expertin weist jedoch auch darauf hin, dass es bei der Bewerbung nicht um Einzeldenkmale geht, „es ist die Landschaft, die wir darstellen wollen“, verdeutlicht sie. Man wolle vielmehr repräsentativ die Umgestaltung der Landschaft in den vergangenen 150 Jahren in der Gesamtheit darstellen.