Bottrop. . Oberbürgermeister Bernd Tischler hält den Titel für absolut gerechtfertigt, Bergbau und Stahl sind Gesicht des Ruhrgebietes. Kulturdezernent Willi Loeven glaubt, dass die Industrie den Menschen geprägt hat und dass auch dieses Erbe bewahrt werden sollte.

Das gesamte Ruhrgebiet als Unesco-Weltkulturerbe? Im Bottroper Rathaus jedenfalls werden viele Daumen ganz fest dafür gedrückt, dass das Ruhrgebiet Erfolg hat mit seiner Bewerbung hat. Der erste Bürger der Stadt, Bernd Tischler, ist einer der glühendsten Verfechter der Idee. „Ich finde, dass ist absolut gerechtfertigt“, sagt er begeistert, „denn Bergbau und Stahl haben das Gesicht der Region geprägt. Unsere Industrie ist Weltkulturerbe, weil es das auf der Erde so kaum gibt.“ Ein weiterer Aspekt: Region und Stadt würden davon in Bezug auf den Tourismus profitieren.

Der Denkmalschutz, das Bewahren herausragender Gebäude-Zeugnisse, ist ihm aber auch losgelöst davon wichtig. Schließlich hat er als ehemaliger Technischer Beigeordneter selbst die Waschkaue von Prosper Haniel unter Denkmalschutz gestellt. Die Waschkaue und der Malakoffturm, sagt Tischler mit Blick auch auf eine künftige gewerbliche Verwertung, seien gute Beispiele dafür, dass trotz des Denkmalschutzes neue Nutzungen möglich seien.

Industrie und ihre Prägung

Auf der Bewerbungsliste des Ruhrgebietes für das Weltkulturerbe sind aus Bottrop der Malakoffturm, der Förderturm Prosper Haniel und die Halde Haniel mit Kreuzweg aufgeführt.

Für Willi Loeven, Stadtkämmerer und als Beigeordneter zuständig für den Kulturbereich, wäre der Titel vor allem wegen des ideellen Ruhrgebietserbes bedeutsam. „Die Steinkohle-Industrie, die Montan-Industrie, sie haben großen Einfluss gehabt“, in sozialer, gesellschaftspolitischer und technischer Hinsicht. Sie habe die Menschen hier geprägt und verändert. Zuwanderer aus vielen Ländern seien integriert worden. „Dieses Erbe sollte bewahrt bleiben“, erklärt Loeven. „Es könnte sonst verloren gehen, wenn es diese Industrie nicht mehr gibt.“

Diese Erfahrungen könne das Ruhrgebiet nach außen vermitteln. „Man muss sich ja nur ansehen, wie man in anderen Regionen der Welt mit dieser Industrie umgeht – was die Umwelt angeht, die sozialen Rahmenbedingungen, den Umgang mit den Menschen, die Arbeitssicherheit.“ Auch der Rückgang der Industrie sei in anderen Ländern wesentlich krasser ausgefallen. „Aus meiner Sicht ist das hier einmalig.“ Und auch er sagt: „Eine solche Dichte an Industrie-Kultur ist eindrucksvoll. Die gibt es auf der Welt so kaum.“

Für Wolfram Zilligen, Bergwerksdirektor der Zeche Prosper Haniel, würde mit dem Titel „die Arbeit der Bergleute, der ,alten’ Industrie, Anerkennung gezollt“, findet er.