Bottrop. 2018 wird in Bottrop Schluss sein mit dem Steinkohlebergbau. Die Stadt arbeitet im großen Stil daran, möglichst schnell einen Stukturwandel zu organisieren, damit der Wegfall der unzähligen Arbeitsplätze aufgefangen werden kann. Doch dazu benötigt die Stadt ausreichend Fördergelder.
Am Bergwerk Prosper-Haniel bereitet sich die 4000 köpfige Belegschaft auf die letzte große Aufgabe vor. Im Herbst werden die letzten Kohle-Abbauflächen unter der Kirchheller Heide in Angriff genommen - und 2018 wird dann Schluss sein mit dem Steinkohlenbergbau. Bottrop droht ein Aderlass an Arbeitsplätzen. Wie kann sich die Stadt vorbereiten? Indem sie schnellen Strukturwandel in ganz großem Stil organisiert, sagen Oberbürgermeister Bernd Tischler und Planungsdezernent Norbert Höving.
NRW, die RAG, der Regionalverband Ruhr sowie die vom Ende des Bergbaus betroffenen Städte und Kreise haben sich auf einen Maßnahmenkatalog geeinigt, der die Folgen des Steinkohle-Sterbens abmildern soll. „Wandel als Chance“ heißt ihr Generalvertrag. Die wichtigsten Ziele: Damit der Verlust an Arbeitsplätzen und Wirtschaftskraft möglichst schnell aufgefangen wird, sollen für „städtebaulich bedeutsame Flächen in zentraler Lage in den Stadtgebieten oder in unmittelbarer Randlage“ schnell „nachhaltige Folgenutzung“ gefunden werden.
RAG soll möglichst früh Flächen verkaufen
Vor allem sollen „möglichst viele neue Arbeitsplätze“ angesiedelt werden. Entwicklung von Freiraum in Form von Parks oder Naturschutzgebieten könne „auch als Zwischennutzung in bestimmten Fällen eine ökologisch wie auch wirtschaftlich sinnvolle Alternative sein“. Und schließlich: Denkmalgeschützte oder -würdige Montan-Gebäude sollen dauerhaft von der Dortmunder Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur übernommen werden, wenn sie zunächst nicht wirtschaftlich nutzbar sind.
Um diese Zwecke zu erreichen, macht sich das Land dafür stark, alle nur denkbaren Fördertöpfe beim Bund und der EU anzuzapfen. Die RAG soll möglichst früh Flächen verkaufen und die Erlöse „vollständig in der Projektentwicklung auf den von dieser Vereinbarung erfassten Flächen belassen“. In Bottrop sind dies die Fläche von Prosper-Haniel, Prosper 2 sowie gemeinsam mit Essen das Gewerbegebiet Emil-Emscher am Autobahnkreuz Essen/Nord.
Keine Zeit verlieren
Während Planungsdezernent Höving sich für das Prosper 2-Gelände schon vor 2018 die Ansiedlung von Gewerbe vorstellen kann, ist das gigantische Gelände von Prosper-Haniel ein klarer Fall für die Ansiedlung von Großbetrieben. Die RAG werde dort auch nach 2018 zunächst noch große Flächen brauchen, um Untertage-Technik dort zu lagern. „Wir wollen aber parallel an der Entwicklung arbeiten, um keine Zeit zu verlieren.“
Schnell sein: Das ist in Tischlers Augen ein wichtiger Faktor. „Wir haben es in der Vergangenheit geschafft, eine schnelle Nachnutzung frei werdender Flächen zu organisieren. Hierfür sind wir fachlich fit.“
Ohne Geld ist der Strukturwandel nicht zu stemmen
Als Beispiele für erfolgreiche Revitalisierung nennt er die Flächen von Prosper III, das Rheinbabengelände und die Flächen der ehemaligen Chemiewerke Hüls. Dort sind die Industrieflächen für Wohnen, Gewerbe und Grün genutzt werden. Tischler weiß aber auch: „Eine Arbeitsplatzdichte wie im Bergbau wird es dort nie wieder geben.“
Ohne massive finanzielle Unterstützung, sagen Tischler und Höving, ist der Strukturwandel nicht zu stemmen. Von seinem Besuch in Berlin hat er ermutigende Signale mitgebracht: „Das Geld ist da; was fehlt, ist das Planungsrecht. Das müssen wir schnell schaffen.“ Höving ergänzt: „Das Land konzentriert Fördergeld schon auf das Ruhrgebiet und schraubt die Förderung der ländlichen Kommunen deutlich zurück.“