Bottrop. Die spitzen Steinchen bohren sich tief in die Fußballen der Tiere und müssen operativ entfernt werden. Schon zahlreiche Fälle sind im Stadtgebiet Bottrop aufgetreten, bei denen sich Hunde das scharfe Streugut eingetreten haben. Allein Tierarzt Ulrich Pellaz hat rund 20 Tiere operiert – darunter auch Dackel Amigo.

Dackel Amigo hat gerade eine Operation hinter sich. In der winterlich verschneiten Stadt hat er sich spitze Granulatsplitter in die Pfoten gelaufen – beim Gassigehen im Stadtpark und auf den Gehwegen am Park. Die tückischen Steinchen saßen so tief, am Ende konnte nur der Tierarzt helfen. Unter Narkose mussten die Granulatsplitter entfernt werden.

Frauchen Barbie Mohr: „Das Problem ist ja, dass das Granulat auch dann noch liegen bleibt, wenn der Schnee längst geschmolzen ist.“ Die Gefahr für empfindliche Hundepfoten bleibt bestehen. Außerdem: „Als ich beim Tierarzt war, hat er mir auch gesagt, dass ich nicht die erste bin, die mit diesem Problem kommt.“

Tatsächlich spricht Tierarzt Dr. Ulrich Pellaz von fast 20 Fällen, die in seiner Praxis in Kirchhellen behandelt werden mussten. „Diese feinen Splitter bohren sich bis in die Fettschicht unterhalb des Ballens und sind auch nur schwer zu finden.“ Das Problem: Ein schwarzes Steinchen in einem schwarzen Ballen einer Hundepfote bleibt fast unsichtbar. Oftmals hilft dann nur eine Röntgenaufnahme und eine anschließende OP unter Narkose, so der Tierarzt.

"Als trete man sich einen Splitter in den Fuß"

Die Splitter, die er Amigo und anderen Hunden entfernt hat, erinnern ihn an ganz feine, scharfkantige Glasscherben. Der Split, den er aus seiner hessischen Heimat kennt, sehe anders aus. „Das Material ist nicht so scharfkantig.“

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Aber letztlich schadet Salz als Alternative zu Granulat den Tieren doch auch? Pellaz: „Das ist richtig, doch Salz verursacht eine Hautreizung, bei Granulat ist das ja direkt eine Verletzung. Es ist im Prinzip, als trete man sich einen Splitter in den Fuß.“

Tierarztrechnungen in Höhe von rund 300 Euro musste Barbie Mohr inzwischen bezahlen. Denn zu den Kosten für die Operation kommen noch weitere Kosten für Verbände und Verbandswechsel. Barbie Mohr hat aus der Situation ihre Konsequenzen gezogen. „Inzwischen trage ich den Hund streckenweise oder lasse ihn auf Mauern laufen.“ Außerdem versuche sie, Wege im Stadtpark zu meiden, die mit Split gestreut sind. Stattdessen weiche sie lieber auf Wiesen abseits des Wegs aus.

Materialwahl sei auch Kostenfrage

Tatsächlich verwendet der Fachbereich Umwelt und Grün ein scharfkantiges Granulat, erklärt Stadtsprecher Ulrich Schulze. „Das ist ein Schmelzofengranulat, das bei der Stahlproduktion anfällt.“ Es sei zwar scharfkantig, weise aber dafür auch eine gute Anti-Rutsch-Wirkung auf – besser als etwa Sand. Eine Abkehr von diesem Material plane der Fachbereich aktuell nicht, das sei auch eine Preisfrage, so Schulze. Und letztlich werde in diesem Fall die Verkehrssicherheit höher bewertet.