Bottrop. . Ein 16-Jähriger soll die Schüsse auf zwei Brüder in Batenbrock abgegeben haben. Noch in der Nacht stellte er sich in Begleitung seines Anwalts der Polizei. Der sagt, sein Mandant soll sechs Schüsse abgefeuert haben. Auch einen Tag nach der Tat schwebt einer der Brüder noch in Lebensgefahr.

In Handschellen wird der 16-Jährige am Freitagmittag im Amtsgericht dem Haftrichter vorgeführt. Unscheinbar sieht er aus. Das blaue Hemd schlackert um den Oberkörper, die gegelten Haare in Igel-Manier aufgestellt. In der Nacht zuvor war er gemeinsam mit seinem Anwalt auf der Polizeiwache Bottrop erschienen. Dort habe er „signalisiert, dass er mit der Tat auf der Glückaufstraße in Zusammenhang stehe“, so Polizeisprecher Andreas Wilming-Weber. Gemeint ist die Schießerei vor der Albrecht-Dürer-Schule bei der zwei Brüder lebensgefährlich verletzt worden waren. Vor dem Amtsgericht erging ein Haftbefehl gegen den Jugendlichen wegen versuchten Totschlags.

Angehörigen anvertraut

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Der Junge hatte sich Angehörigen anvertraut und zugegeben, die Schüsse abgefeuert zu haben. Als er sich stellte, habe er keine Angaben zu Motiv oder Tatumständen gemacht, so Wilming-Weber. Vor dem Haftrichter seien die Schüsse zugegeben, ansonsten die Aussage verweigert worden.

Die Familie des 16-Jährigen hat den Marler Rechtsanwalt Hans Reinhardt von der Kanzlei Benecken gestern mit der Verteidigung beauftragt. Im Gespräch mit dem Juristen und „aus eigener Erkenntnis“ habe sich der Jugendliche entschlossen, sich der Polizei zu stellen, erläuterte der Strafverteidiger gegenüber dieser Zeitung. Der Jugendliche habe insgesamt sechs Schüsse auf die beiden Männer abgegeben, sagt Reinhardt. Einen fremdenfeindlichen Hintergrund schließt der Anwalt aus: „Es gibt nur einen Täter.“

Kein fremdenfeindlicher Hintergrund

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Sowohl die Opfer als auch der Täter stammen aus Familien mit türkischem Ursprung und wohnten in der Nachbarschaft. Die Schusswaffe hatte sich der Jugendliche am Bahnhof Bottrop gekauft und, so der Anwalt, „mehrere Tage mit sich herumgetragen“. Der Jugendliche, so der Eindruck des Juristen, könne „in einer Zwangslage gehandelt haben“. Über Motive wollte er nichts sagen. Die herauszufinden ist nun Aufgabe der Mordkommission. Die Ermittler haben Büros in der Polizeiwache Bottrop bezogen. Sie ermitteln im Umfeld des mutmaßlichen Täters und der Opfer. Das sei Standard, so Wilming-Weber.

Der Anwalt setzt auf den Haftprüfungstermin in drei bis vier Wochen. „Es ist vorstellbar, dass es für den Jugendlichen ein gutes Ende nehmen wird“, beurteilt der Jurist die Lage seines Mandanten.

Ein Opfer noch in Lebensgefahr

Auch einen Tag nach der Tat schwebt das 25-jährige Opfer in Lebensgefahr. Der Zustand seines jüngeren Bruders hat sich gebessert. Die Polizei spricht von „schwer verletzt“.