Bottrop. Der Bottroper Fleischermeister Franz-Josef Urbann steht jeden Morgen in der Wurstküche. Kunden schätzen die Qualität - und fettreduzierte Würste.
„Handwerklich hergestellt - Qualität ist kein Zufall“ steht auf dem Werbeschild der Fleischerei Urbann in der Boy, eine der letzten Metzgereien in Bottrop, die handwerklich betrieben wird. Fleischermeister Franz-Josef Urbann hat den Familienbetrieb 1980 von seinen Eltern übernommen und arbeitet mit seinen 74 Jahre immer noch täglich von 5 bis 13 Uhr in der Wurstküche: „Was soll ich sonst den ganzen Tag machen?“
Sicherlich sei seine Arbeit körperlich belastend, aber: „ Ich brauche kein Fitness-Studio, ich habe hier genug Bewegung und werde noch dafür bezahlt.“ Urbann hat seinen Beruf noch von der Pike auf gelernt, damals war auch die Schlachterei noch ein Teil des Berufsbildes, heutzutage würde die Schlachterei aber nicht einmal mehr zur Ausbildung dazu gehören, bemängelt er.
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Rund 25 Wurstsorten wie Leberwurst, Teewurst, Schwartemagen oder Salami stellt der „alte“ Meister selbst her. Fleischwurst und frisches Mett werden am meisten nachgefragt.
Viele Stammkunden würden die Qualität seit Jahren schätzen, aber es kämen auch junge Leute, zu denen sich der Geschmack herumgesprochen habe: „Geschmack ist schließlich unser bestes Verkaufsargument.“ Neben der persönlichen Beratung und Bedienung ist auch die fettarme Produktion ein gewichtiges Argument: Die Wurst enthält nur noch 14 Prozent Fett, normal sei der doppelte Anteil: „So was kann man herstellen, wenn man weiß, wie es geht.“ Auch mit den fettreduzierten Grillwürstchen geht man auf die geänderten Essgewohnheiten ein.
Metzgerei in Bottrop: Supermarkt ist keine Konkurrenz
Inzwischen arbeitet Urbann allein in der Produktion, zu Spitzenzeiten gab es dort vier Mitarbeiter und noch einige mehr im Verkauf. Damals schlossen ringsherum einige Fachbetriebe und dadurch habe sich der Umsatz stark erhöht. Die spätere Konkurrenz durch die Supermärkte reduzierte die Kundschaft wieder. Fleisch und Wurst seien Artikel, mit denen die Supermärkte locken, da Kunden diese Produkte in kurzen Abständen benötigen, erläutert Urbann.
Der nahe gelegene Supermarkt sei aber inzwischen keine ernsthafte Konkurrenz für die selbst hergestellten Produkte mehr: „Die Leute kaufen dort alles andere ein und kommen dann zu uns, auch der Parkplatz ist für uns ganz günstig.“ Außerdem sei man noch vergleichsweise preiswert: „Es kostet nicht viel mehr als in den Supermärkten und hier ist alles handgemacht.“
Bezahlt werden kann immer noch nur mit Bargeld: „Hier ist die Zeit ein bisschen stehen geblieben“, sagt Fleischfachverkäuferin Beate Ata, die schon ihre Lehrzeit bei Urbann absolviert hat und seit mehr als 40 Jahren hinter der Ladentheke steht. „Ich arbeite gerne hier, unsere Kunden sind wie eine Familie, viele kommen seit Jahren.“
Der Laden sei „Stadtteil-Informationszentrum, hier kann man noch über alles reden und einiges loswerden.“ Das bestätigt auch eine langjährige Kundin aus der Boy. „Die Metzgerei ist alteingesessen, alles ist lecker und frisch. Schön, dass es hier so etwas noch gibt.“ Die Kundin schätzt besonders das persönliche Gespräch, das es in den anonymen Supermärkten nicht mehr gebe.
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Urbann erzählt begeistert von Nora, die schon als Kleinkind mit der Mutter kam, „ihr“ Stück Fleischwurst abholte, den Chef in seiner Werkstatt besuchte und diese Angewohnheit auch noch heute als Teenager beibehält. Der Meister denkt noch nicht ans Aufhören, eine Nachfolge ist aber auch nicht in Sicht, da der Sohn als promovierter Informatiker kein Interesse am Fleischerhandwerk hat.
Fleischerei Urbann, Horster Str. 371., Bottrop-Boy. Öffnungszeiten Dienstag bis Samstag 8.30 bis 13 Uhr, Donnerstag und Freitag auch 15 bis 18 Uhr.