Bottrop. Christina Fischer gehört das Café Kram in Bottrop. Sie erzählt von den Herausforderungen, die sie als Selbstständige und Mutter stemmt.

Seit acht Jahren betreibt die 40-jährige Christina Fischer das Café Kram am Bottroper Kirchplatz. Das von ihr selbst ernannte „Wohnküchencafé“ hat sich in der Bottroper Innenstadt gut etabliert, die Einrichtung sorgt für ein gemütliches Ambiente. Vor kurzem ist Christina Fischer Mutter geworden – für ihren Alltag bedeutet das künftig eine Herausforderung mehr. Anlässlich des Weltfrauentags erzählt die Café-Besitzerin von den schönen Seiten und den Hürden, die sie als selbständige Frau und Mutter zu bewältigen hat.

Kein Mutterschutz für selbständige Frauen: „Mutter-Sein scheint in diesem System nicht vorgesehen zu sein“

„Selbständig zu sein und Mutter-Sein scheint in diesem System nicht vorgesehen zu sein, den Mutterschutz für Selbständige gibt es beispielsweise nicht“, kritisiert Christina Fischer. Sie hatte sich vorher intensiv mit dem Mutter-Sein als Selbständige beschäftigt und sich dabei mit anderen Frauen ausgetauscht, um nach anderen Frauenvorbildern zu suchen: „Die Erkenntnis war aber ernüchternd, da die meisten Frauen unmittelbar nach der Geburt wieder arbeiten gegangen sind oder ihre Selbständigkeit aufgegeben haben, um Mutter zu werden. Ich würde gerne beides schaffen.“

Christina Fischer ist Bottroperin und hat sich vor 8 Jahren selbständig gemacht. Vor sieben Wochen ist sie Mutter geworden.
Christina Fischer ist Bottroperin und hat sich vor 8 Jahren selbständig gemacht. Vor sieben Wochen ist sie Mutter geworden. © Bottrop | Thomas Gödde

Das Wort Vorbild ist für sie ein großes Wort und würde sie sich selber nicht ganz zutrauen. „Ich würde aber gerne die Frauen ermutigen, sich selbständig zu machen, die den Wunsch dazu haben. In meinem Umfeld sind sehr viele starke, erfolgreiche und emanzipierte Frauen, die selbständig sind“, sagt die Bottroperin.

Der Traum eines Cafés bringt viele Herausforderungen mit sich

Vorher hat Christina Fischer als Sozialarbeiterin gearbeitet. Ihr großer Wunsch, in Bottrop ein Café zu eröffnen, ist 2016 in Erfüllung gegangen. Die Gastronomie ist für die Bottroperin eine Bereicherung. Durch ihre Selbständigkeit bietet sich viel Gestaltungsspielraum und Möglichkeiten, durch eigene Projekte etwas zu bewegen. Auch die Zusammenarbeit mit anderen Unternehmern findet sie toll. Neben den positiven Seiten der Selbständigkeit stellen aber gerade der Personalmangel, die stetig steigenden Kosten und die Innenstadtsituation immer wieder Herausforderungen dar.

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Dabei kommen auch noch persönliche Herausforderungen im Alltag auf sie zu: „Es ist schwierig, ein gutes Maß zwischen sozialen Kontakten, Familie, Gesundheit und meiner Arbeit hinzubekommen“, erzählt die Café-Betreiberin. Das Café hat dienstags bis samstags von 9 bis 17 Uhr geöffnet, aber auch an den geschlossenen Tagen gibt es viel zu tun.

Oft wird sie dafür belächelt, dass sie in ihrem Café vegetarische und vegane Alternativen anbietet. Das ignoriert sie jedoch gekonnt: Ihr sei es wichtig, grundsätzlich für die eigenen Werte und Interessen einzustehen.

„Ich merke, dass man sich in dieser männerdominierten Welt viel stärker durchsetzen muss“

Den Weltfrauentag am 8. März hält sie für wichtig und nötig, um auf Themen wie die Gleichstellung von Frau und Mann aufmerksam zu machen. „Ich finde es wichtig, dass man Frauen als erfolgreiche Unternehmerinnen wertschätzt, ohne es so sehr zu betonen und degradieren, dass man eine Frau ist“, so Christina Fischer.

Sie findet, dass es für Frauen viel schwieriger ist, ernst genommen zu werden: „Ich merke, dass man sich in dieser männerdominierten Welt viel stärker durchsetzen muss, um Interessen zu vertreten oder Gehör zu finden.“ Der Feminismus ist für sie persönlich selbstverständlich, da sie ihn selbst jeden Tag lebt. Deshalb sei der Weltfrauentag für sie selbst nie ein so großes Thema gewesen.

Cristina Fischer möchte künftig versuchen, ihre Selbständigkeit und das Mutter-Sein unter einen Hut zu bringen. Um sich ihre Babypause zu ermöglichen, hat sie für viele Monate ihr Unternehmen und die Mitarbeiter darauf vorbereitet und Rücklagen zur Seite gelegt. Dafür ist sie ihrem ganzen Team sehr dankbar. Bis April geht sie noch in Mutterzeit, danach wird sie ihren Alltag als selbständige Café-Besitzerin und Mutter fortsetzen. Sie weiß, dass das nicht einfach sein wird, freut sich aber auf die kommende und spannende Zeit.