Bottrop. Mit der Erhöhung der Gebührenordnung steigen die Preise für Tier-Behandlungen in Bottrop. Verzichten Halter nun auf Tierarztbesuche?

Bottroper Haustierhalter haben es im vergangenen Jahr wahrscheinlich schon zu spüren bekommen: Die Gebührenordnung für Tierärzte, kurz GOT, wurde angehoben. Seit rund einem Jahr kosten Tierarztbesuche und Behandlungen der tierischen Begleiter daher mehr als früher. Nun, nach einem Jahr Erfahrung mit der neuen Gebührenordnung, erzählt eine Bottroper Tierärztin, welche Auswirkungen die steigenden Tierarztkosten haben.

„Die Gebührenordnung wurde vorher ewig nicht erhöht“, erzählt Nicola Naumann. Sie ist Tierärztin in Bottrop und leitet seit 2001 ihre eigene Tierarztpraxis an der Aegidistraße. Die Preisentwicklungen der letzten rund 20 Jahre hat sie in ihrer Praxis also stets miterlebt. „Die aktuelle Erhöhung und Neufassung der Gebührenordnung war sehr wichtig“, sagt sie. Denn die GOT bestimmt bundesweit die abzurechnenden Beträge für die jeweiligen Behandlungen. Die Tierärzte können dabei entscheiden, ob sie den einfachen oder mehrfachen Satz für die jeweilige Behandlung abrechnen. Abhängig vom Aufwand, der Dauer oder dem Notfalldienst.

„Dank der neuen Verordnung sind wir nun gut aufgestellt“

„In der neuen Gebührenordnung wurden jetzt auch ganz neue Behandlungen aufgenommen, die früher gar nicht drin standen“, sagt Naumann. Gestiegen seien die letztendlichen Kosten für die Tierbesitzer jedoch trotz der neuen GOT kaum, sagt sie. Denn bereits vor der neuen Fassung hätten fast alle Tierärzte statt dem einfachen, den zwei- oder dreifachen Satz abgerechnet. „Hätten wir uns an die normalen, einfachen Sätze gehalten, dann hätte das gar nicht funktioniert“, erzählt sie. Das bedeute jedoch auch, dass die Kosten für Herrchen und Frauchen am Ende in jeder Praxis graduell variieren und es in einigen Praxen kaum Erhöhungen im Vergleich zu vorher gebe.

Am Ende des Tages müsse jede Tierarztpraxis für sich selbst entscheiden, wie sie den Satz genau abrechne, um wirtschaftlich bestehen zu können, gibt Nicola Naumann zu bedenken. Denn auch bei den Tierärzten seien Kosten für Personal oder die Technik gestiegen. „Je nachdem, wie viele Mitarbeiter, welche Ausstattung und so weiter die einzelnen Praxen haben, müssen sie sich ausrechnen, wie sie wirtschaftlich bleiben. Dank der neuen Verordnung sind wir nun gut aufgestellt.“

Können sich Menschen in Bottrop ihre Tiere nicht mehr leisten, landen sie oftmals im Bottroper Tierheim. Daher ist es wichtig, sich die Anschaffung eines Tieres vorher gut zu überlegen.
Können sich Menschen in Bottrop ihre Tiere nicht mehr leisten, landen sie oftmals im Bottroper Tierheim. Daher ist es wichtig, sich die Anschaffung eines Tieres vorher gut zu überlegen. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Ein Tier ist ein Luxusgut, das sich nicht jeder leisten kann und sollte

Dass aufgrund der steigenden Tierarztkosten weniger Haustierbesitzer zu ihr kämen, das sei bei Nicola Naumann nicht der Fall. „Nein, auf Behandlungen verzichten, das macht keiner. Aber natürlich hat man immer Menschen, die gar nicht kommen, die erreicht man dann auch nicht“, sagt sie. Doch das sei eher ein allgemeines Problem und hätte mit den Kosten für die Behandlungen wenig zu tun. Nicola Naumann spürt momentan eher einen steigenden Zulauf zu ihrer Praxis, statt wegbleibender Patienten. „Ich habe viel mehr Kunden als früher. Viele Praxen in der Umgebung schließen und die Menschen kommen zu mir.“ Nach einem Jahr Erfahrung mit der neuen Gebührenordnung merke sie daher keine negativen Auswirkungen.

Allerdings hat beispielsweise das Tierarztmobil, das älteren Menschen eine kostenlose Behandlung ihres Haustiers ermöglicht, starken Zulauf – noch mehr, seitdem die Gebühren gestiegen sind. Und auch das Tierheim Bottrop verzeichnet einen Anstieg abgegebener Tiere, weil die Besitzer die Kosten nicht mehr tragen können.

Die Kunden von Nicola Naumann würden sich nicht über die gestiegenen Gebühren beschweren. Immer mehr Menschen würden außerdem eine Versicherung für ihr Tier abschließen, um sich so vor hohen Kosten zu schützen. Dennoch könne sie natürlich nachvollziehen, dass in Zeiten von steigenden Preisen in allen Bereichen eine zusätzliche Erhöhung der Tierarztkosten für einige Menschen erst einmal hart sei. „Wenn alles gleichzeitig steigt, dann ist das wirklich blöd für die Menschen“, findet sie.

Wenn sich jemand dann die Kosten auf einmal einfach nicht mehr leisten könne, gebe es jedoch Hilfsangebote in der Stadt, wie eben das Tierarztmobil. Und noch etwas gibt sie zu bedenken: „Es ist einfach nicht der Sinn, dass Menschen sich Tiere holen, die es sich nicht leisten können. Das bringt niemandem was.“ Auch wenn es hart klinge, ein Tier sei nun mal ein Luxus, den sich nicht jeder leisten könne. „Wir haben es ja während Corona gesehen, sich ein Tier anzuschaffen, sollte eine gut bedachte Entscheidung bleiben. Ob man es sich leisten kann, muss man sich vorher gut überlegen“, sagt Naumann.