Bottrop. Der Vorstand des Tierheims in Bottrop befürchtet wie jedes Jahr nach Weihnachten eine hohe Anzahl an abgegebenen Tieren: „Ein Dauerthema“.
Alle Jahre wieder befürchtet das Bottroper Tierheim nach Weihnachten einen Ansturm von geschenkten, zunächst liebgewonnenen und bald doch überflüssigen Tieren. „Es ist leider ein Dauerthema“, sagt Hildegard Frank-Tüllmann.
Die Vorsitzende der Tierfreunde weiter: „Die Leute werden einfach nicht vernünftig.“ Das Tierheim erlebt dabei die verrücktesten und traurigsten Geschichten.
Frank-Tüllmann: „Ebay ist ein großes Problem.“ Darüber und über andere Portale für Kleinanzeigen im Internet wechseln die Tiere, meist Hunde und Katzen, ihre Besitzer.
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Silke Hankamer vom Vorstand des Tierheims: „Die Leute fragen nicht nach der Rasse oder wenn sie es tun, erhalten sie falsche Auskünfte.“ Ein Tier entpuppt sich nicht als kinderlieb, obwohl es in der Beschreibung so angegeben ist. „Oder in dem Moment, wenn der Hund ausgeführt wird, ist alles in Ordnung. Dann später, wenn man Zuhause ist, zeigt das Tier eine andere Seite“, so Hankamer.
Manche Leute sind laut Frank-Tüllmann sogar bereit, mehrere Hundert Kilometer zu fahren, nur um das Tier beim Besitzer persönlich abzuholen. Das Treffen findet jedoch nicht in dessen Räumlichkeiten statt, sondern irgendwo, wie etwa an einem öffentlichen Ort.
Im besten Fall wird zusätzlich zur Bezahlung noch ein Vertrag unterschrieben. Der nützt aber nichts, wenn das Tier ein paar Tage erkrankt und der frühere Besitzer bei Rückfragen nicht ans Telefon geht. „Oder die Handynummer ist auf einmal nicht mehr gültig“, sagt Silke Hankamer.
Anders im Bottroper Tierheim: „Wir lassen uns eine Selbstauskunft ausfüllen“, sagt Frank-Tüllmann und betont: „Das machen wir nicht, weil wir neugierig sind.“ Denn es soll letztlich das jeweilige Tier an die Menschen vermittelt werden, die am besten zueinander passen.
Es gibt viele Gründe, warum Menschen ihre Tiere im Bottroper Tierheim abgeben
Wie die Menschen hätten auch Tiere ihren eigenen, unterschiedlichen Charakter. „Wir müssen der Anwalt der Tiere sein. Denn die haben schon mal ihr Zuhause verloren. Und wir wollen uns besondere Mühe geben, dass wir die richtigen Menschen finden“, sagt Silke Hankamer.
Es gibt rund um Weihnachten jedoch nicht nur Menschen, die herzlos mit den Tieren umgehen. Es gibt auch private Schicksale. Zwei Hunde wurden etwa kürzlich abgegeben, weil ihr Frauchen in ein Altenheim musste. Weitere Hunde sollen bald abgegeben werden, weil ein anderes Frauchen sich von ihrem Partner getrennt hat. Eine entsprechende Ankündigung hat Hildegard Frank-Tüllmann bereits erreicht.
Steigende Preise beim Tierfutter, eine unüberlegte Anschaffung zu Weihnachten und hohe Kosten eines Tierarztbesuches dürften demnächst weiterhin für ein volles Tierheim sorgen. Silke Hankamer: „Im Grunde müsste man in jedem Einzelfall den Menschen vorrechnen, was ein Tier kostet. Zum Beispiel braucht ein Kaninchen regelmäßige Impf- und Arzttermine, eine Zahnkontrolle und die Krallen müssen geschnitten werden.“