Bottrop. Für das Bündnis Buntes Bottrop steht nach dem rechtsextremen Potsdamer Geheimtreffen fest: „Wir müssen auf die Straße gehen“. Das ist geplant.

Das Bündnis Buntes Bottrop möchte die Bürgerinnen und Bürger in der Stadt mobilisieren, sich gemeinsam gegen rechtsextremes Gedankengut zu stellen. Dazu ruft das Bündnis am Samstag, 20. Januar, um 11 Uhr zu einer Kundgebung auf dem Altmarkt auf. „Für eine offene und menschenfreundliche Gesellschaft“ lautet das Motto.

Die Kundgebung ist eine Reaktion auf das Geheimtreffen in Potsdam, bei dem Vertreter der rechtsextremen Identitären Bewegung, AfD-Politiker, Mitglieder der CDU-nahen Werteunion und Unternehmer über Pläne zur Ausweisung von Millionen Menschen mit Migrationshintergrund aus Deutschland beraten haben sollen. Das Recherchenetzwerk Correctiv hatte dieses Treffen öffentlich gemacht.

Steuerkreis schnell einig: Wir werden in Bottrop aktiv

„Wir haben natürlich beobachtet, was in der Presse berichtet wird“, sagt Jürgen Buschfeld, Sprecher des Bündnisses Buntes Bottrop. „Wannsee 2.0“ werde das Treffen in Potsdam ja bereits genannt – mit Blick auf die Nazi-Konferenz 1942. Andere Bündnisse seien schon aktiv geworden. So gab es am Montag eine Kundgebung in Essen mit rund 7000 Teilnehmern, Dienstag kamen 30.000 Menschen in Köln zusammen. Der hiesige Bündnis-Steuerkreis sei sich auch schnell einig geworden, in Bottrop eine Aktion auf die Beine zu stellen.

Andrea Multmeier, Jürgen Buschfeld und Sofia Prusko vom Bündnis Buntes Bottrop rufen zur Kundgebung am 20. Januar auf dem Altmarkt auf.
Andrea Multmeier, Jürgen Buschfeld und Sofia Prusko vom Bündnis Buntes Bottrop rufen zur Kundgebung am 20. Januar auf dem Altmarkt auf. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

„Wir müssen auf die Straße gehen“, sagt Bündnis-Sprecherin Andrea Multmeier. „Die Zeit ist da, offen auszusprechen, was da passiert.“ Die „Remigration“, die bei dem Neonazi-Treffen thematisiert worden sein soll, sei ein verharmlosender Begriff für das Wort Deportation. Man müsse sich einmal vorstellen, was auch passieren würde, sollte diese Massendeportation tatsächlich stattfinden. „Dann ist Deutschland halb leer, notwendige Dienste und Aufgaben können nicht mehr erfüllt werden. Abgesehen davon, dass die Deportation unsere Mitbürger, Freunde, Familien treffen würde“, sagt Multmeier.

Bündnis-Sprecher erlebt „teilweise sehr derbe“ Anfeindungen

Jürgen Buschfeld, der „teilweise sehr derbe“ Anfeindungen aufgrund seines Einsatzes gegen Rechts bereits aus der Vergangenheit kennt, geht nach den bei dem Geheimtreffen wohl getroffenen Aussagen auch davon aus, „dass wir ganz schnell eine Briefmarke drauf hätten“. Und meint vor allem die Gesichter des Bündnisses. Die würden sich aber nicht einschüchtern lassen, verspürten sie doch den Rückenwind der vielen Bündnis-Mitglieder aus unter anderem Vereinen, sozialen Trägern, Wohlfahrtsverbänden, Kirchen, Gewerkschaften.

„Es ist wichtig, dass wir die Rückendeckung haben. Aber ich möchte den Fokus noch einmal auf die Betroffenen richten. Das sind die, die rassistisch bedroht werden. Die tagtäglich damit leben und jetzt erst recht Angst haben, dass rechtsextreme Strukturen und Gruppen wachsen und es schlimmer wird“, sagt Sofia Prusko, Projektkoordinatorin beim Bündnis Buntes Bottrop. Und: „Man sieht ganz klar, dass nach den Krisen ein Rechtsruck stattfindet. Wir müssen dagegen halten.“

„Für mich ist wichtig, dass wir alle zusammenrücken“, unterstreicht Andrea Multmeier. „Wir müssen den Schulterschluss hinkriegen“, ergänzt Jürgen Buschfeld. Daher würden gezielt auch die Communitys mit Migrationshintergrund angesprochen, an der Kundgebung teilzunehmen. Buschfeld: „Das Bündnis braucht die Unterstützung der Bottroper Bevölkerung, um jetzt einen Akzent zu setzen. Wir sind nur die Initiatoren, aber die Bottroper Bürger müssen aktiv werden.“

Auch Bottrops Oberbürgermeister Bernd Tischler spricht bei Kundgebung

Auf dem Altmarkt, vor Tchibo, wird bei der Kundgebung am Samstag auch Oberbürgermeister Bernd Tischler sprechen, kündigt Jürgen Buschfeld an. Zudem sollen unter anderem Menschen mit Migrationsgeschichte zu Wort kommen.

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Angemeldet werde die Kundgebung über den Deutschen Gewerkschaftsbund als Veranstalter für 250 Menschen. Wie viele tatsächlich teilnehmen, können Jürgen Buschfeld und Andrea Multmeier nicht sagen; sie hoffen aber auf mehr. In Essen wurden 500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer angemeldet – und rund 7000 kamen.

Und wie wird die Polizei die Veranstaltung begleiten, deren Größe so schwer abzuschätzen ist? Dazu konnte eine Sprecherin am Mittwoch noch nichts sagen, bei der Polizei war ihrer Auskunft nach zu diesem Zeitpunkt noch keine Meldung über eine Kundgebung in Bottrop eingegangen.