Bottrop-Kirchhellen. Sechsmal in zwei Monaten sind Ticketautomaten des Verkehrsverbundes VRR aufgesprengt worden. Die Serie begann in Feldhausen, sagt die Polizei.
Die Polizei registriert ein neues kriminelles Geschäftsmodell: Die Täter sprengen Geldautomaten des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr in der Hoffnung, so an die Geldkassette im Innern des Automaten zu gelangen. Den ersten Versuch registrierte die Polizei am frühen Morgen des 5. Oktober am Bahnhof Feldhausen. Erstmals erfolgreich waren Automatensprenger eine Woche später in Gelsenkirchen.
Angriff auf Ticketautomaten in Bottrop: Grundsätzlich nichts Neues
Angriffe auf Ticketautomaten sind so gar nichts Neues. Sprengstoff wurde allerdings bisher eher selten eingesetzt; und wenn, verbuchte die Polizei das in der Regel unter Vandalismus. Einen ersten Hinweis auf eine neue Variante bei der Tatbegehung bekam die Bundespolizei, zuständig unter anderem für Bahnhöfe, als sie im März 2023 bei Münster zwei Serien-Automatenknacker auf frischer Tat stellte.
Insgesamt 20 Aufbrüche legt sie einem 28-Jährigen und einem 26-Jährigen, beide aus Münster, zur Last. Sie agierten im Münsterland und bis nach Niedersachsen. In zwölf Fällen machte das Duo Beute von insgesamt etwa 30.000 Euro, die restlichen Aufbrüche scheiterten.
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Damals tauchte erstmals Sprengstoff auf, berichtet Polizeisprecher Markus Heuer: „Neben umfangreichen Beweismitteln und Tatwerkzeugen wurde in einer Wohnung in Münster-Gievenbeck Sprengstoff gefunden. Durch die Entschärferdienste von Bundespolizei und Landeskriminalamt wurde der Sprengstoff gesichert, was seinerzeit zu erheblichen Verkehrsbehinderungen führte. Der Sprengstoff wurde nicht zur Öffnung der Fahrkartenautomaten benutzt. Hierfür wurde brachiale mechanische Gewalt angewandt.“
Brachialer Angriff auf Fahrkartenautomaten in Feldhausen
Brachial war auch der Angriff auf den Fahrkartenautomaten in Feldhausen vermutlich am frühen Morgen des 5. Oktober. „Bein dieser Sprengung war richtig Wucht dahinter“, sagte damals Polizeisprecherin Annette Achenbach. An Geld kamen die Täter nicht.
Eine Woche später hatten unbekannte Täter mehr Erfolg. Vermutlich am frühen Morgen des 12. Oktober sprengten sie am Haltepunkt Gelsenkirchen-Hassel die Tür des Automaten auf und nahmen die Geldkassette heraus. „Die durch die Sprengung entstandenen Druckwellen ließen eine Glasscheibe des Wartehäuschens zerspringen“, meldete die Bundespolizei.
15 weitere Sprengungen registrierte der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) in der Folgezeit bis Weihnachten. Sechs davon im Gebiet des Polizeipräsidiums Recklinghausen: eine weitere in Feldhausen im Oktober, in Marl-Hamm am 10. November, in Recklinghausen-Süd am 19. November, in Dorsten-Hervest (3. Dezember) und in Haltern (6. Dezember).
Beim Bericht über diesen Fall wies die Polizei erstmals darauf hin, dass es sich um eine Serie handeln könnte: „In letzter Zeit wurden vermehrt Fahrkartenautomaten im Ruhrgebiet und Umgebung aufgesprengt. Ein Tatzusammenhang ist möglich und Gegenstand der laufenden Ermittlungen.“
Dieser Verdacht hat sich inzwischen erhärtet, auch durch weitere Taten im Ruhrgebiet. Gemeinsames Merkmal ist die Auswahl der Tatorte: kleine Haltepunkte, an denen nachts und am frühen Morgen wenig los ist, am liebsten mit Fahrkartenautomaten des Verkehrsverbundes. Der bisher letzte gesprengte Ticketautomat im Ruhrgebiet stand nicht an einem Bahnhof, sondern an einer Straßenbahnhaltestelle am Revierpark Nienhausen zwischen Essen und Gelsenkirchen. Einsam war es dort aber auch: Wegen einer Baustelle fuhr dort keine Straßenbahn.
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Trotz des Trends zur Sprengung: Auch mit dem Brecheisen sind noch Automatenknacker unterwegs. Zum Beispiel in der Nacht zum 15. November am Bahnhof Feldhausen. Dort entdeckten Bundespolizisten einen aufgebrochenen Fahrkartenautomaten und im Wald in der Nähe zwei Männer in einem Auto. Für Belustigung bei den Beamten sorgte die Ausrede der beiden Männer: Sie würden spazieren gehen – mitten in einer Novembernacht bei Dauerregen.
Eine Überprüfung ergab: Die türkischen (27) und bosnisch-herzegowinischen (18) Staatsangehörigen aus Gladbeck waren bei der Polizei bestens bekannt. Außerdem fand sich Aufbruchswerkzeug im Kofferraum.