Bottrop. Der Ausbau der B224 zur A52 rückt näher. 2350 Einwendungen werden nächste Woche diskutiert. Das sagen die Gegner der Ausbaupläne.

Der Ausbau der A52 auf Bottroper Gebiet rückt näher. In einem ersten Bauabschnitt will die Autobahn Westfalen 1,6 Kilometer B224 zur Autobahn ausbauen zwischen dem Kreuz Essen-Nord und dem geplanten Kreuz mit der A2 in Gladbeck. Einen Meilenstein bildet dazu nächste Woche der Erörterungstermin über die Einwände gegen die Planungen. Naturschützer und die Initiative gegen den Ausbau haben aufgezählt, was aus ihrer Sicht gegen die Pläne spricht.

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„Das Projekt geht jetzt in die entscheidende Phase, wir wollen die Leute informieren und auf den Erörterungstermin in der kommenden Woche aufmerksam machen“, sagt Tim Pelldorf, Sprecher der Interessengemeinschaft „Stoppt A52 Bottrop“. Zusammen mit den Naturschützern des BUND informierte die Initiative etwa 25 Betroffene, Einwender und Interessierte im Pfarrsaal der Paul-Gerhardt-Kirche über die Bauplänen von der Emscher bis zur Boye.

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Klaus Franzke vom BUND fasste die Probleme zusammen, die zur Planung der A52 geführt hatten: Stau im Berufsverkehr auf der B 224, Belastung durch Lärm und Feinstaub, Entlastung der Innenstadtachse mache die Autobahn aus Sicht der Planer notwendig zur Erhöhung der Verkehrssicherheit und Verbesserung des Verkehrsablaufs.

Bottroper Ausbaugegner befürchten noch mehr Lärm und Feinstaub

Aus Sicht der Gegner bedeutet die Steigerung des Fahrzeugaufkommens um etwa 30 Prozent von zurzeit 46.000 auf 60.000 Fahrzeuge pro Tag noch mehr Lärm und Feinstaub, besonders durch den vermutlich zunehmenden Schwerlast- und Fernverkehr. Auch auf den Zufahrtsstraßen werde es mehr Verkehr geben, die Erholungsgebiete würden beeinträchtigt und das Stadtgebiet werde zerschnitten.

Viel Kritik gab es am Lärmschutz. Gefordert wurde die Messung des Lärms im Vorfeld, um den „Ist-Zustand“ zu ermitteln, ohne den spätere Klagen erschwert würden. Auch der Vorschlag, den Lärmschutz zu Beginn der Baumaßnahmen zu errichten, fand Zustimmung: „Man soll uns geben, was uns zusteht.“

„Es muss intelligentere Lösungen geben“

„Wir sind nicht grundsätzlich gegen eine Verbesserung der Situation auf der B224, aber es muss keine Autobahn sein, es muss intelligentere, kostengünstigere Lösungen geben“, fasste Pelldorf die Position der Initiative zusammen. Man müsse den Nahverkehr stärken, den geplanten Radweg schneller realisieren, den Verkehrsfluss auf der Bundesstraße durch Brücken statt Kreuzungen verbessern, Lärmschutzwände erstellen, durch Aufnahme der B224 in die Umweltzone den Feinstaub reduzieren.

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„Wir wissen nicht, was durch die Bautätigkeit auf uns zukommt“, fasst Ivonne van de Bürie die Sorgen vieler Menschen zusammen. Das Grundwasser stehe in der Boy ständig sehr hoch, die Verdichtung könne dies noch verstärken. „ Steht dann Wasser in unseren Kellern?“ Durch den Bergbau stünden jetzt schon „einige Häuser in Schieflage.“

„Unsere Häuser haben zwei Weltkriege überlebt, aber das überleben sie nicht.“

Auch Birgit Duske und Christiane Kalus fürchten um die Stabilität ihrer mehr als 130 Jahre alten Häuser auf dem bislang ruhigen Haverkamp, der laut Planung dann Schwerlastverkehr aushalten muss: „Unsere Häuser haben zwei Weltkriege überlebt, aber das überleben sie nicht.“ Ein Ehepaar von der Walter-Spindler-Straße macht sich Sorgen wegen der Immissionen, der Lärmbelästigung und befürchtet eine beträchtliche Wertminderung ihres Grundstückes, da sich die Wohnlage verschlechtere.

Noch mehr Lärm und Feinstaub befürchten die Gegner des Ausbaus der B224, hier an der Kreuzung Prosperstraße zur A52.
Noch mehr Lärm und Feinstaub befürchten die Gegner des Ausbaus der B224, hier an der Kreuzung Prosperstraße zur A52. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Auch der drohende Verlust der Grünflächen Kraneburger Feld und Welheimer Wäldchen als Schadstofffilter und Freizeitflächen, die Umgehungstraßen weichen müssen, bereitet Sorgen: „Unsere Lebensqualität wird sich spürbar verringern.“ Ein Besucher fasste beim Herausgehen für sich zusammen. „ Wir können das nicht ändern, aber wir werden die Fertigstellung nicht erleben.“

Betroffene können sich äußern zum Bottroper Bauabschnitt

2350 Einwendungen gibt es gegen den ersten Bauabschnitt. Verhandelt wird darüber beim Erörterungstermin als zentraler Bestandteil des Anhörungsverfahrens vom 4. bis 8. Dezember im Story Eventhouse (Nähe Ostermann). Dort müssen die Stellungnahmen unter Leitung der Bezirksregierung erörtert und nach Möglichkeit Ausgleiche erzielt werden. Die Einwendungen der Bürger werden am Dienstag, 5. Dezember, behandelt. Einige Betroffene beklagten, sie seien bislang nicht über diesen Termin informiert worden. Zwar sei es keine öffentliche Veranstaltung, sagt Klaus Franzke, aber alle Betroffenen dürften daran teilnehmen und auch Fragen stellen. Er rief Betroffene auf, dort hinzugehen und sich zu melden.

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Die Ergebnisse fließen dann in den Planfeststellungsbeschluss ein, der dann die „Baugenehmigung“ sei. Nach Vorstellung des Planungsteams könnte der Baubeginn Ende 2026 /Anfang 27 sein, die Bauzeit dürfte etwa vier Jahre betragen.