Bottrop. Ratsleute in Bottrop schieben die Firmenansiedlung auf dem Kraneburger Feld an der B 224 auf die lange Bank. Dazu soll das Grünland noch dienen.
Aus dem Bau des geplanten Gewerbegebietes auf dem Kraneburger Feld wird erst einmal nichts. Eine Mehrheit der Ratsvertreter will das auf den Weg gebrachte Logistikzentrum an der B 224 auf die lange Bank schieben oder sich sogar komplett davon verabschieden. Die Verwaltung hatte zwar den Auftrag erhalten, Verhandlungen mit dem Lidl-Konzern und der Baumarktkette Toom aus der Rewe-Gruppe über eine Ansiedlung auf dem Gelände an der Bundesstraße zu führen, doch sie kam nicht weit.
Toom hatte sich aus dem Wettbewerb ums Kraneburger Feld verabschiedet. Damit war der Weg für Lidl aber keineswegs frei. Vielmehr entschieden die Ratsvertreter hinter verriegelten Türen in einer gemeinsamen Sitzung der Ratsausschüsse für Wirtschaftsförderung und Stadtplanung, die Entscheidung erneut zu verschieben.
Bottroper wollen Grünland nicht für Logistikzentren opfern
Für ein Logistikzentrum ist das Kraneburger Feld immer mehr Ratsvertretern inzwischen zu schade. SPD-Vertreter Matthias Buschfeld etwa macht aus seiner persönlichen Meinung dazu auch gar kein Geheimnis. „Das Kraneburger Feld ist die einzige große freie Fläche, die dem Bottroper Süden geblieben ist. Wenn wir diese schon bebauen, sollten sich dort nur Firmen niederlassen können, die der Stadt echte Vorteile bringen. Das müssen dann Betriebe mit möglichst vielen guten Arbeitsplätzen sein“, fordert der Boyer Ratsherr.
Lidl aber will sich mit einer neuen Regionalgesellschaft samt Verteilzentrum auf dem Gelände an der B 224 niederlassen. Vom Kraneburger Feld aus soll die neue Lidl-Tochter dann zwischen 80 und 100 Filialen im Umkreis Bottrops beliefern und verwalten. Der Konzern versprach laut Verwaltungspapier unbefristete Arbeitsplätze sowie die Bezahlung nach Tarif und Mindestlöhne von 12,50 Euro pro Stunde.
Baumarktkette legte Pläne für neues Bottroper Pflanzenlager auf Eis
Auch bei den Toom-Plänen ging es um Lagerkapazitäten. So wollte die Baumarktkette an der B 224 ein größeres Pflanzenlager bauen und dort 300 Beschäftigte für die Märkte von Rewe und Penny Schnittblumen binden und Blumengestecke anfertigen lassen. Die Kette legte ihre Pläne mit Anwachsen der Coronakrise aber auf Eis, heißt es.
Die Wirtschaftsförderinnen präsentierten den Ratsvertretern daraufhin zwei weitere, allerdings längst bekannte Bewerber: das weltweit tätige und auf Logistikzentren und Industrieparks spezialisierte Unternehmen Frasers Property Industrial und die Thelen-Immobiliengruppe aus Essen. Zwar hatten sich die Ratsvertreter vor mehr als einem Jahr schon gegen deren Vorhaben entschieden, dennoch konnten Firmenvertreter ihre Konzepte vor kurzem hinter den abgeschlossenen Türen der Dieter-Renz-Halle noch einmal vorstellen.
Verwaltung holt zwei längst abgelehnte Logistikfirmen wieder zurück
Frasers Property Industrial will an der B 224 in Bottrop bekanntlich einen Firmenpark schaffen, in dem Logistikbetriebe, produzierendes Gewerbe und Dienstleister Platz hätten. Zu den Mietern in solchen Firmenparks gehören etwa Unternehmen wie Edeka, Siemens, Bosch oder der Paketversand Hermes. Auch der Essener Thelen-Gruppe geht es um ein Logistikzentrum. Die beiden Bewerberinnen konnten mit ihren Präsentationen allerdings etliche Ratsvertreter erneut nicht überzeugen, berichteten unabhängig voneinander mehrere Teilnehmer.
SPD-Ratsherr Matthias Buschfeld nahm an der Beratung hinter verschlossenen Türen zwar nicht teil, ist mit dem Ergebnis aber zufrieden. „Wir wollen das Kraneburger Feld nicht übereilt bebauen lassen, ohne dass wir einen echten Mehrwert für Bottrop erzielen. Da weiß ich die Mehrheit unserer Fraktion hinter mir“, bekräftigt der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende. Solche Tendenzen sind auch in der FDP auszumachen.
Das Kraneburger Feld wird zur Reservefläche zurückgestuft
Möbel-Multi Ikea zog sich zurück
Die Stadtverwaltung hat ursprünglich sechs Bewerber für eine Ansiedlung auf dem Kraneburger Feld als geeignet empfohlen. Vier stellten ihre Projekte den Ratsvertretern näher vor. Lidl und Toom kamen in die Vorauswahl.
Zuvor war das Kraneburger Feld an der B 224 für ein neues Einrichtungshaus von Ikea vorgesehen. Der Möbel-Multi zog seine Pläne vor gut zwei Jahren aber wieder zurück und legte seine Expansionspläne im Ruhrgebiet zu den Akten.
Die SPD als größte Ratsfraktion setzt auch längst andere Prioritäten. Für sie haben inzwischen Firmenansiedlungen auf den alten Bergbaustandorten im Freiheit-Emscher-Gebiet zwischen Bottrop und Essen Vorrang. Die Ratsvertreter von Grünen, ÖDP oder DKP lehnten es ohnehin schon viel früher ab, das Kraneburger Feld zu bebauen. Ihnen ist das Gelände mit seinem Umfeld als Grüngürtel zu wichtig.
Damit aber zeichnet sich ab, dass die Mehrheit der Ratsvertreter das Gewerbegebiet Kraneburger Feld allenfalls noch in der Reserve halten will - für den Fall, dass die Stadt auf die Schnelle ein Firmengelände für ein aus ihrer Sicht absolutes Top-Unternehmen braucht.