Bottrop. Der Verband Deutscher Puppentheater trifft sich in Bottrop. Neben dem Kongress gibt es öffentliche Aufführungen hochkarätiger Ensembles.

Einmal im Jahr trifft sich die deutsche Figurentheater-Szene zum Bundeskongress. Zuletzt hatte der Verband Deutscher Puppentheater (VDP) vor 15 Jahren seine Mitglieder nach Bottrop eingeladen. Im Januar ist es nun wieder einmal soweit. Spannend ist dieser Kongress vor allem auch deshalb, da es bei diesen Fachtreffen immer auch sehenswerte Aufführungen gibt, zu denen alle Interessierten eingeladen sind.

Im Kammerkonzertsaal des Kulturzentrums stehen zwischen dem 11. und 13. Januar fünf Aufführungen hochkarätiger Ensembles sowie der Studiengänge „Figurentheater“ der Hochschule Ernst Busch (Berlin) und der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart auf dem Programm.

Bottrop springt für Hannover als Veranstaltungsort für den Bundeskongress ein

Dass Bottrop überhaupt Spielort des Kongresses wurde, sei eigentlich einer Absage zu verdanken, denn ursprünglich war Hannover vorgesehen, sagt Kulturamtsleiterin Martina Schilling-Graef. Noch während der letzten „Bottroper Figurentheatertage“ im September sei die VDP-Führung an das Team herangetreten, ob Bottrop nicht übernehmen könne, da Hannover gerade abgesagt hätte.

Bottrop ist VDP-Mitglied durch Maja und Werner Bartelt-Brüggemeier, die bis 2014 das Figurentheater „Sonstwo“ leiteten und bis zu diesem Jahr auch die künstlerische Leitung des Festivals innehatten, eine Aufgabe, die jetzt Kerstin Mallwitz vom Kulturamt übernommen hat.

Ein guter Schachzug von Kulturamt und Maja und Werner Bartelt-Brüggemeier. Denn nichts sei schlimmer für ein Festival, wenn auf einmal – aus welchem Grund auch immer – eine künstlerische Leitung ausfalle und man gewissermaßen „kopflos“ dastehe, dachten sich alle Hauptverantwortlichen der Figurentheatertage. Gerade in ungeregelten Übergangsphasen könnte man sich ganz schnell irgendwo fragen: „Brauchen wir dieses Kulturereignis überhaupt noch?“

Da sehe zwar derzeit nicht danach aus, man wolle dieses Bottroper Format ebenso wie das Festival Orgel Plus fest in der Stadt erhalten, sagt Kulturamtsleiterin Martin Schilling-Graef. Auch, um die Kontinuität und Zusammenarbeit mit Stiftungen, wie der er Egon-Bremer-Stiftung oder der Grasedieck-Stiftung zu sichern, haben die Bartelt-Brüggemeiers frühzeitig Kontakt Kerstin Mallwitz aufgenommen und sie ins Figurentheater-Boot geholt.

Künstlerisches Leitungs-Duo des Festivals übergibt Aufgabe an Nachfolgerin

Nein, überreden musste man die langjährige Mitarbeiterin des Kulturamts nicht. Es sei eine faszinierende Kunstsparte, die längst das Kindertheater-Image verloren habe und sich immer breiter aufstelle, so Mallwitz. Schon bei der letzten Ausgabe der Figurentheatertage war sie intensiv eingebunden und übernimmt nun immer mehr Eigenverantwortung. Als gleitenden Übergang und schrittweises Hineinwachsen in diese spezielle Festival-Welt, sowohl inhaltlich als auch organisatorisch, beschreibt das Team die aktuelle Phase.

In „Don Quichotte“ verbindet das Theater Gingganzz, Objekte, Figuren und sichtbar menschlichen Einsatz zur einer neuen Sicht auf den Klassiker von Cervantes.
In „Don Quichotte“ verbindet das Theater Gingganzz, Objekte, Figuren und sichtbar menschlichen Einsatz zur einer neuen Sicht auf den Klassiker von Cervantes. © Theater Gingganzz

Da kommt der Bundeskongress im Januar – parallel zum Festival Orgel Plus – gerade recht. Auch als Austausch- und Kontaktbörse der Szene, die seit Jahren wächst und vielfältiger wird. Vor allem freuen sich die Organisatoren, dass sie verhältnismäßig schnell lokale Akteure für dieses Ereignis gewinnen konnten, denn wie alles andere gibt es auch Kultur nicht zum Nulltarif.

Die Egon-Bremer-Stiftung sei sofort dabei gewesen und ermöglicht die Aufführungen. Aber auch die evangelische Kirchengemeinde habe sich sogleich bereiterklärt, für die Kongresstage das Martinszentrum zur Verfügung zu stellen. Denn: „Wir haben städtischerseits keinen Raum, noch dazu mit technischen Möglichkeiten, in dem so eine Veranstaltung in dem Zeitraum möglich wäre“, sagt Martina Schilling-Graef.

Als Pfarrerin Anke Büker-Mamy davon hörte, kam die Resonanz prompt: Eine gute Sache für Bottrop, kommen sie ins Martinszentrum, so beschreibt das Kultur-Team die Reaktion aus der Kirchengemeinde. Die fünf Aufführungen mit Publikum finden im Kammerkonzertsaal statt (siehe Infobox).

Der Bundeskongress – Die Aufführungen

Der Bundeskongress des Verbandes Deutscher Puppentheater bringt vom 11. bis 13 Januar auch ein Publikumsprogramm mit nach Bottrop. Alle Aufführungen beginnen um 19. 30 Uhr im Kammerkonzertsaal des Kulturzentrums.

Am 11. Januar zeigen die Kunsthochschulen Stuttgart und Ernst Busch, Berlin, in einer langen Theaternacht drei Inszenierungen: „Von den Socken - ein Waschmaschinenmärchen“ (ab 5 J.), „Zwölf und eine Mühle“ (ab 12 J.) sowie „Die Ur-Venus“ (ab 16 j.). Eintritt frei.

Am 12. Januar zeigt das Figurentheater Gingganzz (Göttingen) das Multimedia-Stück „Don Quichotte - Ein Spiel). 90 Minuten,ab 16 Jahren. (11/9 Euro)

Am 13. Januar ist das Theater Rosenfisch (Aachen) zu Gast mit „Birds on Strings“, eine Inszenierung, die Figurentheater, Live-Musik (Cello), sowie Literatur und Bildende Kunst verbindet. 70 Minuten, ab 16 Jahren. (11/9 Euro).

Karten: Theaterkasse, Böckenhoffstraße 12a. Tel.: 02041-70 33 08 oder E-Mail: theaterkasse@bottrop.de.