Bottrop. Eltern bis zu einem Einkommen von 55.000 Euro erlässt die Stadt die Gebühren für Kita, OGS und Tagespflege. Es gibt noch weitere Vergünstigungen.
Das Land hat zur Abmilderung der Ukrainekriegs- und Krisenfolgen den Städten Ende vergangenen Jahres 150 Millionen Euro gegeben und gesagt: Verteilt das unter den Armen, und zwar ziemlich zügig bis zum Jahresende. Anders als andere Städte hat Bottrop das hinbekommen und kann sogar noch noch unerwartete Weihnachtsgeschenke verteilen. Die Empfänger können diese unerwartete Gabe sehr gut gebrauchen.
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Als „Billigkeitsleistung“ hat das Land die 150 Millionen Euro für den „Stärkungspakt NRW“. Mit dieser Bezeichnung sagt das Land den Städten: Wir geben das Geld, weil wir es haben und es notwendig erscheint. Wir müssen das nicht machen – und erwartet bloß nicht, dass wir das noch mal machen.
Dazu hat das Land die Empfänger unter ordentlichen Zeitdruck gesetzt: „Als die Auszahlungsbedingungen da waren und wir loslegen konnten, war es schon April“, sagt Sozialdezernentin Karen Alexius-Eifert. In einem logistischen Kraftakt und gemeinsam mit Vereinen und Verbänden hat die Sozialverwaltung Programme aufgelegt, Sport- und Freizeitprogramme organisiert, Beratungen organisiert und eine Einrichtung ins Leben gerufen, die in diesem Jahr bei vielen Menschen im Wortsinn ein warmes Gefühl hinterlassen hat: den offenen Tisch.
„In der Spitze haben wir pro Tag 200 Mahlzeiten ausgegeben“
An jedem Werktag bekamen im Schnitt 150 bedürftige Menschen im Pfarrsaal von Herz Jesu seit Mitte Mai eine warme Mahlzeit. „In der Spitze haben wir pro Tag 200 Mahlzeiten ausgegeben“, sagt Sozialamtsleiter Sascha Borowiak. Und der Mehrwert für die Menschen bestand nicht nur in der Gratismahlzeit, sondern in der Teilhabe am Leben in einer Gemeinschaft. „Jeder war berührt beim Besuch des offenen Tisches“, erinnert sich Karen Alexius-Eifert.
Drei Seiten umfasst die Liste des Sozialdezernates der Projekte, die mit dem Geld aus dem Sozialpakt zusätzlich gefördert, veranstaltet oder ins Leben gerufen wurden. Anders als andere Kommunen hat es das Sozialdezernat in Bottrop nicht nur geschafft, die vom Land zugewiesene runde Million Euro pünktlich und sinnvoll zu verteilen.
Andere Städte gaben Geld zurück, weil sie es nicht rechtzeitig schaffen, es auszugeben. Aus diesem Geld hat das Land im Oktober nochmals 213.000 Euro nach Bottrop gelenkt. Und auch diese Summe hat das Sozialdezernat noch unter die Bedürftigen gebracht. Auch, weil das Land der Stadt „Beinfreiheit“ gelassen hat, sagt die Sozialdezernentin.
Bottroper Familien werden Kita-Gebühren erlassen
Aus dem Oktober-Nachschlag kann die Gleichstellungsbeauftragte Susanne Lehmann alleinerziehenden Eltern ein Weihnachtsgeschenk machen in Form eines Gutscheins für einen Café- oder Kneipenbesuch, ein überraschendes Stück genussvoller Erholung im stressigen Alltag.
Und Fachbereichsleiterin Nadine Granow-Keysers kann im Advent 680 Familien eine frohe Botschaft verkünden: Die Stadt erlässt ihnen den Beitrag für die OGS, die Kita oder die Tagespflege für Dezember, so dass die Eltern bis zu 350 Euro mehr in der Geldbörse für die Advents- und Weihnachtszeit haben. Das betrifft alle Eltern in den Einkommensstufen bis 55.000 Euro gemeinsamen Jahresgehaltes.
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Für die letzten knapp 36.000 Euro aus dem Stärkungspakt werden Vereine und Verbände jetzt Gutscheine für Lebensmittel oder Kleidung an einkommensschwache Haushalte verteilen. Aus dem Verstetigungsfonds für die Quartiersarbeit konnten 12.000 Euro ins nächste Jahr gerettet werden, weil alte Rechnungen mit dem Stärkungspakt-Geld bezahlt worden sind.
Hinüber gerettet ins nächste Jahr, zumindest eine Zeit lang, hat die Stadt auch den offenen Tisch. Die Betreibers des „Restaurants der Herzen“ Kolüsch werden ihn in Herz Jesu bis März fortführen, sagt Sascha Borowiak. „Bis dahin versuchen wir eine Anschlusslösung zu finden.“ Der Dezernentin ist das eine Herzenssache. Ebenso übrigens wie weiter niederschwellige Angebote für Kinder und Jugendliche.